Sendschreiben vom 23. Januar 1894 (Wortlaut)

Sendschreiben von Papst Leo XIII. an alle Christgläubigen, die von gegenwärtigem Sendschreiben Kenntnis erhalten werden betreffend der 6. Zentenarfeier der Übertragung des Heiligen Hauses nach Loreto

Quelle – Vollständiges Dokument
Das Haus von Nazareth in Loreto ist reine Wahrheit
Heiligenlexikon
Das Haus, das von den Engeln getragen wurde

Gruss und Apostolischen Segen

Das segensreiche Haus zu Nazareth, in welchem auf den Gruss des Engels an die erkorene Mutter Gottes “das Wort ist Fleisch geworden”, wird mit Recht als eines der heiligsten Denkmäler des christlichen Glaubens geschätzt und verehrt, wie das auch zahlreiche amtliche Beurkundungen, Gnadenverleihungen und Privilegien Unserer Vorgänger klar dartun.

Dieses Haus hat, wie die urkundlichen Verzeichnisse der Kirche bezeugen, sobald es nach Gottes allgütigem Ratschluss auf wunderbare Weise nach Italien in das Gebiet von Picenum übertragen und auf den Hügeln von Loreto der Verehrung zugänglich geworden war, sogleich die frommen Gelübde und den andächtigen Eifer aller auf sich gelenkt und durch Jahrhunderte Lauf in ungeschwächter Glut erhalten.

Es ist denkwürdig, wie zahlreiche und glänzende Pilgerzüge aus aller Welt zu dieser Stätte zogen, mit welcher Pracht dort ein Gotteshaus erbaut worden ist, weit berühmt durch künstlerischen Schmuck und die Würde des heiligen Dienstes. Wie glücklich ringsum, gleichsam ein zweites Nazareth, eine neue Stadt unter dem Schutze der heiligen Jungfrau empor gewachsen ist. Vermehrt haben die Verehrung des Ortes und genährt das Vertrauen der Besucher sehr viele und grosse Gnadenbeweise sowohl in der Öffentlichkeit wie in den Einzelanliegen, Wohltaten, durch deren Ergiessung von hier, wie vor einem unversieglichen Quell aus, Gott den Namen Marias, der hier angerufen wird, so zu verherrlichen pflegt, dass hier aufs glänzendste in Erfüllung geht jene Weissagung von ihr: “Selig werden mich alle Geschlechter preisen.” Es ist erfreulich zu sehen, wie die Dankbarkeit dieser Wohltaten gedenk, der hoch und niedrig in gleicher Weise sich durch mannigfachen Liebeseifer bekundet und zum herrlichsten Ruhmeskranz für ihr Haupt alltäglich erblüht.

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