Maria, ohne Makel der Erbsünde empfangen

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria A (08.12.2019)
zugleich: 2. Adventsonntag

Quelle/Lesungen/Evangelium
L1: Gen 3,9-15.20; L2: Röm 15,4-9; Ev: Lk 1,26-38

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der Jungfrau und Gottesmutter Maria begegnet uns der Mensch, so wie Gott ihn sich ausgedacht hat: heilig und ganz strahlend von innerer und äußerer Schönheit!

Maria ist vom Anfang ihres Daseins an frei von der Erbsünde und jeder persönlichen Sünde. Sie leuchtet auf im Glanz unversehrter Heiligkeit!

Welches Bild dürfen wir uns von der Persönlichkeit Marias machen? Maria war, obwohl sie nie gesündigt hat, dennoch und gerade deshalb ganz frei in allem, was sie tat. Ihr liebender Gehorsam gegen Gott war Ausdruck höchster Freiheit. Das Evangelium von der Verkündigung stellt sie uns vor als die Jungfrau, die in allem auf Gott hörte und zugleich die Umstände des Lebens mit Klugheit und Überlegung bedachte. Eben deshalb fragte sie auch den Engel, wie denn das geschehen sollte, als er ihr angekündigt hatte, sie werde den Sohn Gottes empfangen und gebären. Die Antwort lautete sinngemäß, dies werde sich durch die Macht Gottes verwirklichen. Der Heilige Geist werde es bewirken, dass sie als Jungfrau das Jesuskind empfangen und gebären könne. Maria glaubte der Botschaft und sagte in Freiheit ihr Ja.

Das ganze Leben Marias war in eine Atmosphäre der Gnade eingehüllt; Gott war vollkommen gegenwärtig in ihrem Leben. Doch blieben der Gottesmutter auch Prüfungen nicht erspart. Ihr wurde vom greisen Simeon vorausgesagt, dass dieses Kind Jesus zum Zeichen des Widerspruchs werden sollte. Ihre Seele würde gleichsam ein Schwert durchbohren.

So manche Widrigkeiten und Leiden hat Maria in ihrem Leben erfahren, zum Beispiel bei der dreitägigen Suche nach dem 12jährigen Jesusknaben, der im Tempel von Jerusalem mit den Gelehrten und Priestern diskutierte. Und schließlich stand Maria unter dem Kreuz Jesu; ihre Seele hat auf diese Weise das Leid ihres Sohnes geteilt, und auf diese Weise ist Maria zur geistlichen Mutter aller Glaubenden geworden. Im Himmel hat sie jetzt Anteil an der Herrlichkeit der Auferstehung.

In der Lesung aus dem Buch Genesis ist die Rede von den Folgen der Sünde der ersten Menschen. Weder Adam noch Eva waren bereit, die Verantwortung für das zu übernehmen, was sie getan hatten. Adam schob die Schuld auf Eva, Eva auf die Schlange. In dieser Situation, wo die Menschen versagt hatten, lässt Gott der Herr durch die Verheißung des kommenden Erlösers Hoffnung aufkeimen. Es wird nämlich eine Feindschaft geben zwischen den Nachkommen der Schlange, also des Bösen, und dem Nachkommen der Frau. Wörtlich heißt es: „Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse.“ (Gen 3,15). Wir erkennen hier eine Verheißung, die sich in Jesus Christus, dem Sohn der Jungfrau Maria, erfüllt hat. Maria ist jene geheimnisvolle Frau, die durch das Ja-Wort ihres Glaubens die Bosheit des Teufels überwunden und uns den Erlöser geboren hat, das Kind Jesus zu Bethlehem.

Die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom spricht von jener Verheißung, die an die Väter ergangen ist und sich in Jesus Christus erfüllt hat. Wir aber sind durch den Glauben zu Erben dieser Verheißungen geworden und dürfen Gottes Namen lobpreisen.

In großem Vertrauen wenden wir uns an die unbefleckt empfangene Jungfrau und Gottesmutter Maria. Sie ist unsere geistliche Mutter, und sie will uns Jesus zeigen, ihren Sohn. In ihm finden wir das Heil. Er möchte auch unser Leben in seiner Liebe vollenden. Die adventliche Zeit ist eine Zeit der Umkehr und der Gnade. Wir dürfen dem Herrn begegnen, der ankommen will bei uns.

Wenn wir mit der Gottesmutter Maria in Liebe verbunden sind, dann wird auch unser Herz empfänglich für die Gnade Gottes. Maria ist die reine Empfänglichkeit für die Liebe Gottes, und je mehr wir auf ihr Vorbild blicken und auf ihre Fürbitte bei Gott vertrauen, desto empfänglicher werden auch wir für das Wirken des Heiligen Geistes.

Lassen wir uns also an der Hand der Gottesmutter Maria durch diese Tage des Advents führen. So können wir das hohe Fest von Weihnachten in der Freude des Glaubens erwarten. In Jesus Christus ist uns das göttliche Leben neu geschenkt. Gott möge alles Gute, das er in uns begonnen hat, in seinem himmlischen Reich vollenden. Amen.

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