Komm, Herr Jesus

1. Adventsonntag A (01.12.2019)

Quelle

1. Adventsonntag A (01.12.2019)

L1: Jes 2,1-5; L2: Röm 13,11-14a; Ev: Mt 24,29-44

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Advent heisst wörtlich Ankunft. Vor über 2000 Jahren ist der Sohn Gottes als Mensch von der Jungfrau Maria empfangen und in Bethlehem geboren worden. Gott ist Mensch geworden, und dies feiern wir jedes Jahr zu Weihnachten. Darauf bereitet uns der Advent vor, die Zeit der freudig-hoffnungsvollen Erwartung! Zugleich bereiten wir uns vor auf das Kommen des Herrn am Ende der Tage sowie auf seine Ankunft in unserer persönlichen Sterbestunde.

Die Welt, in der wir leben, ist durch eine gewisse Schnelllebigkeit gekennzeichnet: Wir hasten von einem zum anderen und sind doch nicht zufrieden. Wir verlangen nach diesem und nach jenem und wollen möglichst alles sofort haben. Die Kunst des Wartens haben wir – so scheint es – fast ganz verlernt.

Demgegenüber bietet uns die Kirche mit der Zeit des Advents eine heilsame Möglichkeit der Entschleunigung. Wer sich einlässt auf diese adventlichen Tage in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, darf loslassen und kann innerlich zur Ruhe kommen. Die wesentlichen Dinge werden dann von den weniger wichtigen Dingen und Ereignissen unterschieden. Wir brauchen nicht alles in gleicher Weise ernst zu nehmen, und wir gewinnen die nötige Gelassenheit, die wir alle brauchen und die uns auch gut tut für unser Wohlbefinden und das Zusammenleben mit anderen Menschen. Auch der Humor ist wichtig!

Die Schrifttexte des 1. Adventsonntags helfen uns bei der Einstimmung in diese Zeit. Es mag überraschen, dass das Evangelium nach Matthäus vom Ende der Welt und von der sichtbaren Wiederkunft Christi am Ende der Tage handelt. Wir bekennen im Glaubensbekenntnis, dass wir den Herrn vom Himmel her erwarten, der kommen wird, um „zu richten die Lebenden und die Toten.“ Von jenem Tag und jener Stunde heisst es, weiss niemand im Voraus, wann sie sein wird. Der Alltag der Menschen wird weitergehen, bis dann zur festgesetzten Stunde Christus der Herr wiederkommt in Herrlichkeit.

Müssen wir uns davor fürchten, wie es so manche Darstellungen der Apokalypse nahelegen? Immerhin werden die Kräfte des Himmels und der Erde erschüttert werden und viele Menschen werden in Angst und Schrecken geraten. Das Evangelium sagt uns, dass wir den Tag des Herrn zwar mit einer gewissen Furcht erwarten sollen, weil wir uns des eigenen Heiles nie sicher sein können. Doch soll für einen Menschen, der aus dem Glauben an den unsichtbar gegenwärtigen und einst sichtbar wiederkommenden Christus lebt, die hoffnungsvolle Erwartung im Vordergrund stehen. Gott liebt uns, und er hat uns als seine Kinder erwählt. Er möchte uns einst heimführen ins himmlische Vaterhaus. Gott wird seine Schöpfung vollenden und verwandeln. Wenn wir in der Freundschaft mit Gott leben und sterben, ist uns die ewige Seligkeit im Himmelreich verheissen. So gesehen brauchen wir nichts zu fürchten, sondern dürfen beten: „Maranatha – Komm, Herr Jesus!“

Wie Maria, die Gottesmutter, wollen wir ein offenes Herz haben, das auf das Wort Gottes in sehnsüchtigem Verlangen ausgerichtet ist. Jesus möchte auch in unserem Herzen Wohnung nehmen. Wir dürfen ihn aufnehmen in Liebe.

Der Adventkranz mit seinen vier Kerzen, die adventlichen Lieder und Bräuche, das gemeinsame Feiern und Beten helfen uns dabei, dass wir diese Zeit des Advents bewusst erleben. Es ist eine Gnadenzeit für einen jeden von uns. Nicht der äussere Trubel soll uns bestimmen, nicht die Hast und Hektik der sogenannten Vorweihnachtszeit. Gewiss finden wir Orte der Besinnung sowie Zeiten der inneren Einkehr und des gläubigen Miteinanders. Wir müssen uns nur auf die Suche machen!

Der Tag des Herrn wird kommen, verkündet uns die Lesung aus dem Buch Jesaja. Dann aber schafft Gott selbst Recht und Gerechtigkeit; er richtet alle auf, die auf ihn hoffen und vertrauen. Das Licht des Herrn erhellt unser Leben. In der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom wird uns die Nähe des Heils verheissen.

Lassen wir uns also beschenken von der Liebe Gottes. Der Herr komme zu uns und vollende unser Leben in seiner Herrlichkeit.

Amen.

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