Die selige Schwester Restituta

Ein Beitrag des Kirchenhistorikers Prof. Dr. Rudolf Grulich

Kirche in Not/Quelle
Eine unbequeme Unbequeme: Schwester Restituta Kafka
Heiligenlexikon

Die einzige Nonne, die im Dritten Reich enthauptet wurde, war Schwester Restituta Helene Kafka aus Brünn.

Da sie in Wien tätig war und hier den Tod erlitt, wurde der Seligsprechungsprozess auch dort eröffnet und abgeschlossen und die Märtyrerin vom heiligen Papst Johannes Paul II. bei seinen Besuch in Wien 1998 seliggesprochen.

Hannes Gertner hatte sie bereits in seinen Sammelband „Geschichte der Märtyrer – verfolgt für den Glauben” aufgenommen.

Auch in dem Buch „Nonnen unter dem Hakenkreuz”, das Benedicta Maria Kempner als erste Dokumentation über das Schicksal der Nonnen im Dritten Reich herausgab, ist sie vertreten. Dennoch ist die selige Schwester Restituta noch wenig bekannt.

Die Selige wurde 1894 unter dem bürgerlichen Namen Helena Kafka in Hussowitz bei Brünn geboren und trat als 19-Jährige in Wien in die Kongregation der Schwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus ein, die in der österreichische Hauptstadt nach ihrem Mutterhaus als „Hartmannschwestern” bekannt sind.

Im Orden erhielt sie den Namen Restituta und war in der Krankenpflege tätig, zuletzt in Mödling bei Wien. Schwester „Resoluta” nannte man sie wegen ihrer tatkräftigen und anpackenden Art.

Wegen ihrer Tatkraft wurde sie „Schwester Resoluta” genannt

Sie war offen und unerschrocken und hatte deshalb als echte Mährerin und bewusste Österreicherin bald Feinde unter den Nationalsozialisten, deren antichristliches Wesen sie früh durchschaute. Zwanzig Jahre hatte sie als Operationsschwester im Krankenhaus von Mödling sachkundig ihr Können bewiesen.

Im Krankenhaus arbeitete ein Arzt, der nie zum Heer eingezogen wurde, weil er „als SS-Arzt in der Heimat nach dem Rechten zu sehen hätte”. Er zeigte Schwester Restituta wegen eines Spottgedichtes auf das NS-Regime an, das sie im Lazarett von einem Soldaten erhalten hatte.

Am 18. Februar 1942 wurde sie festgenommen und angeklagt, „es unternommen zu haben, während eines Krieges gegen das Reich der feindlichen Macht Vorschub zu leisten und der Kriegsmacht des Reiches einen Nachteil zuzufügen”.

Das Gedicht war nun ein „hochverräterisches Unternehmen”, darauf gerichtet, „die Wehrmacht zur Erfüllung ihrer Pflichten untauglich zu machen”.

Schwester Restituta wurde zum Tode verurteilt

In diesem Gedicht hiess es:

“Das sieht ja schon heute jedes Kind
dass wir von den Preussen verraten sind.

Für die uralte heimische Tradition
haben sie nichts als Spott und Hohn.

Den altösterreichischen General
kommandiert ein Gefreiter von dazumal …”

Schwester Restituta wurde zum Tode verurteilt, obwohl sonst das Strafmaß für derartige Vergehen auf zwei Jahre bemessen war. Die Ordensoberin reichte im Namen von 700 Schwestern ein Gnadengesuch ein.

Sogar der damalige Gauleiter Baldur von Schirach soll für sie eingetreten sein. Nach fünfmonatigem Warten wurde der Schwester am Morgen des 30. März 1943 mitgeteilt, dass das Urteil am Abend vollstreckt werde. Als Schwester Restituta gefasst zum Richtblock ging, bat sie Gott um Verzeigung für alle, die an ihrem Tod schuldig waren.

Fünf Monate Haft in der Todeszelle

Da man ihr Ketten angelegt hatte, bat sie den Gefängnisgeistlichen: „Hochwürden, machen Sie mir ein Kreuzchen auf die Stirn”, dann wurde sie um 18:21 Uhr enthauptet. Die fünf Monate Haft in der Todeszelle hatten sie gereift und geläutert.

Schwester Restituta gehörte der Kongregation der Schwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus an.

Der Gefängnispriester berichtet: „Man sah weder Angst noch Tränen bei ihr. Eher leuchtete innere Freude und Verlangen nach Ruhe und dem Frieden in Gott aus ihren Mienen und Worten.”

Ihr Zeugnis im Gefängnis für ihren Glauben war so beeindruckend, dass sich Mitgefangene bekehrten und wieder zu Gott fanden.

Die Erzbischöfliche Kommission in Wien, die nach dem Krieg den Seligsprechungsprozess vorbereitete, kam zu dem Ergebnis, dass der Zettel mit dem Spottgedicht eine Falle der Nationalsozialisten war, um Schwester Restituta verhaften zu lassen.

Sie wurde letztlich wegen ihrer Glaubensüberzeugung und nicht aus politischen Gründen hingerichtet. Schwester Restituta hatte auch in den Krankenzimmern verbotenerweise Kreuze an den Wänden angebracht.

Ein Austritt aus dem Orden, so bot man ihr an, hätte ihr Leben gerettet. Die erhaltenen Gerichtsakten zeigen, mit welcher Verdrehung von Tatsachen gearbeitet wurde und dass ihr Todesurteil lange vor der Verhandlung feststand.

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