Liebevolle Kritik bei der Vorsynode der Jugend

In der zurückliegenden Woche haben 300 Jugendliche aus aller Welt in Rom zusammengefunden um darüber zu beraten, wie die Kirche für die Jugend wieder interessanter werden könnte

Quelle
Jugendsynode – „Kirche muss junge Menschen in Entscheidungen einbeziehen“
Vatikan – Weltjugendtage

In der zurückliegenden Woche haben 300 Jugendliche aus aller Welt in Rom zusammengefunden um darüber zu beraten, wie die Kirche für die Jugend wieder interessanter werden könnte. Das nun fertige Abschlussdokument soll den Bischöfen helfen, wenn im Herbst die eigentliche Synode stattfindet. Die beiden Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, Magdalena Hartmann und Thomas Andonie, schauen positiv zurück auf die vergangene Woche zurück.

Nadine Vogelsberg – Vatikanstadt

„Das erste Mal in der Geschichte der Kirche kommen junge Menschen zusammen um den Papst zu beraten: die Kirche als Hörende, der Papst als Zuhörer und wir sollen ihn beraten.“

Thomas Andonie zeigt sich begeistert vom Ansatz der Vorsynode. Er ist der Vorsitzende des Bundes Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ) und wurde ebenso wie Magdalena Hartmann von der Schönstatt-Bewegung von der Deutschen Bischofskonferenz gefragt, ob sie die deutsche Jugend bei der Vorsynode vertreten wollten. Sie wollten. Und sie haben sich gründlich vorbereitet, wie Magdalena Hartmann erzählt: „Ich habe viele Mails rausgeschickt oder überhaupt, über die Medien Leute angeschrieben, dass sie mir bitte einfach ihre Lebenswelten schildern sollen und da habe ich ganz, ganz viele verschiedene Eindrücke bekommen und hoffentlich auch ein vielfältiges Bild an Lebenswelten zugeschickt gekriegt.“

Mit all diesen Eindrücken im Gepäck haben sich die beiden auf den Weg gemacht – um dann in Rom auf 298 weitere Jugendliche zu treffen. Sie wurden in Kleingruppen eingeteilt, wobei darauf geachtet wurde, dass nie Menschen mir der gleichen Nationalität oder dem gleichen sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund in einer Gruppe sassen. Den Organisatoren der Synode ging es um Vielfalt!

Intensive Gespräche mit Fremden

Trotzdem kosteten die Gespräche die Teilnehmer zu Beginn ein wenig Überwindung, wie sich Thomas Andonie erinnert: „Da sitzt Du da, mit 15 Leuten in der Gruppe und sprichst wirklich wie Du zu Gott gefunden hast, wo die Schwierigkeiten in Deinem Leben sind und das werde ich auch noch mal mitnehmen, zu überlegen, wie krass es eigentlich ist, zu sagen, man kommt hier zusammen, man kennt sich vorher gar nicht, und spricht auf einmal über Fragen, die so intim und persönlich sind und trotzdem immer eine Wertschätzung dem anderen gegenüber hat, auch für unterschiedliche Lebenswege.“

Themen kamen dabei eine Menge auf den Tisch. Vieles hatten Hartmann und Andonie mitgebracht, viele Impulse kamen aber auch aus der Facebook-Gruppe, in der Jugendliche auch ausserhalb Roms ihre Meinung kundtun und so Teil der Vorsynode sein konnten.

„Klar, einmal, was die Hierarchie der Kirche, die Struktur, wo einfach doch immer wieder angeprangert wird, dass die Kirche nicht wirklich authentisch sei weil keine Transparenz da ist und es auch schwierig ist, manche Dinge nachzuvollziehen. Ich habe gerade auch mit Nicht-Gläubigen darüber gesprochen, die einfach gesagt haben, sie können nicht nachvollziehen, wie die Kirche jetzt zu kein Sex vor der Ehe kommt“, berichtet Hartmann und Andonie sagt: „Das sind ja oft Themen, die jungen Menschen oft schon seit längerem auf der Seele brennen, zum Beispiel der Umgang mit Frauen und der Zugang zu Weiheämter für Frauen, das Thema des Umgangs mit Homosexualität und gleichgeschlechtlicher Partnerschaft, allgemein natürlich auch das Thema Sexualität“

Nun, nach der Vorsynode, sind die beiden zufrieden damit, wie sie alle Themen unterbringen konnten und hoffen, dass ihr Treffen die Kirche verändern wird. Doch es ist nicht nur die Jugend, die Einfluss auf die Synode ausübt, auch die Synode selbst hat bereits die Jugendlichen beeinflusst und verändert.

„Das werde ich für mich mitnehmen; dass ich einen wacheren Blick habe. Aber sonst einfach noch mal einen offenen Blick für die ganzen Kulturen, die auf unserer Welt da sind, weil ich glaube, dass wir in Deutschland in einem grossen Luxus leben und es doch schwierig ist, sich auszumalen, wie eine Lebenswelt in Indien oder Afrika aussehen kann, wenn es wirklich darum geht, für den eigenen Glauben einzustehen mit dem eigenen Leben. Das werde ich auf jeden Fall noch mal mit nach Hause nehmen, dass wir uns wirklich sehr, sehr glücklich schätzen dürfen“, resümiert Hartmann. Auch Andonie hat sich vorgenommen, sich den Blick über den Tellerrand zu bewahren. Eine Hilfe dabei dürften sicherlich die vielen neuen Kontaktdaten sein, die die beiden in ihre Handys eingespeichert haben – denn über so vielen intensiven Diskussionen sind auch intensive Beziehungen entstanden und die Teilnehmer der Vorsynode werden in Kontakt bleiben. Sie sind noch lange nicht fertig mit diskutieren.

Forderungen und Wünsche an die Bischöfe

Auch würden sie gerne mit den Bischöfen diskutieren, sie fordern, dass an der Synode im Herbst genauso viele Jugendliche wie Bischöfe teilnehmen werden und das diese Jugendlichen auch zu Wort kommen können. Andonie argumentiert: „Wir sind alles junge Menschen, die für sich selber sprechen können. Niemand muss für uns sprechen, wir sprechen selber und darum ist es auch wichtig, dass man in einen Dialog kommt .“

Kritik an der Kirche zu üben sei immerhin ein Zeichen der Liebe, erklärt Andonie. Die Jugendlichen wollen ja, dass die Kirche für junge Menschen wieder attraktiv wird, beziehungsweise bleibt – das, immerhin, ist Ziel der Synode.

Und nebenbei schaffte die Synode auch noch ein wenig Völkerverständigung. Die Befangenheit zu Beginn ist längst verflogen und die beiden sind froh über das, was sie geschafft haben und hoffen, dass die Bischöfe auf sie hören. Für sie persönlich war die Vorsynode in jedem Fall bereichernd. So erzählt Hartmann: „Und nachdem die ganzen Diskussionen und alles rum waren kam die Muslima und meinte nur, ob sie mich umarmen darf. Und das war für mich das schönste Geschenk, weil für mich das einfach spürbar war; wirklich so auf einer Ebene, alle wertschätzend, auch interreligiös zu denken, und dann einfach auch spüren zu dürfen, dass sich da zwei Herzen aufeinander zu bewegt haben, vielleicht auch ein Stück weit zwei Religionen aufeinander zugegangen sind, zumindest zwei Menschen.“

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