Maria Vesperbild

Wie der neue Wallfahrtsdirektor vom Schlosser zum Pfarrer wurde

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Erwin Reichart, der neue Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, ist auf einem Umweg zur Kirche gekommen. Richtig freuen über das neue Amt mag er sich noch nicht.

Von Heiko Wolf

1. August 2017

Dass er mit 63 noch zum Wallfahrtsdirektor in Maria Vesperbild aufsteigt, hätte sich der Allgäuer Dorfpfarrer Erwin Reichart nicht träumen lassen. Zwar war er im Raum Marktoberdorf/Kaufbeuren als Dekan eine Grösse, aber im Vergleich zu seinem in den Medien stets präsenten Vorgänger Wilhelm Imkamp ist er ein unbeschriebenes Blatt. Auch über dessen gute Beziehungen zu Rom und vielen Bischöfen verfügt er nicht.

Die Freude über seinen neuen Job hält sich bei Reichart in Grenzen. Er komme damit einer Bitte des Bistums nach, die er am Ende schlecht habe ablehnen können, sagt er und berichtet von einem Gespräch mit Konrad Zdarsa. Als er auf sein fortgeschrittenes Alter anspielte, habe der ihm geantwortet: “Ich wurde auch erst mit 63 Jahren Bischof.” Reichart hatte eigentlich damit gerechnet, dass er seine Pfarrerlaufbahn in Ebersbach sowie den Nachbarorten Ronsberg und Willofs beschliessen kann. 29 Jahre war er dort Dorfpfarrer, sieben Jahre Dekan und vielen “ein geistlicher Führer”, wie der Traditionalist selbst sagt.

Entsprechend schwer fällt ihm der Abschied aus dem sonnigen Allgäu – obwohl Reichart, der auch schon in Aichach als Priester tätig war, die Region um Günzburg sowie “der viele Winternebel da” aus seiner Zeit als Kaplan in Dillingen vertraut ist. Bis er 1983 geweiht wurde, hatte der Oberallgäuer, der aus einfachen Verhältnissen stammt, aber schon einiges hinter sich.

Maria Vesperbild: Das ist Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart

“Es war mein Kreuz als junger Mensch, dass ich nicht wusste, was ich werden soll”, sagt er. Nicht aus Neigung, sondern um nach dem Wunsch der Eltern, “schnell Geld zu verdienen”, lernte er mit 14 Jahren Betriebsschlosser. Danach eröffneten ihm das BAföG und der zweite Bildungsweg den Weg ins Priesterseminar. Die antikirchlichen Debatten der 68er Jahre fochten Reichart nicht an. Ein Jahr vor dem Abitur wusste er, dass er Priester werden will. Die Berufsentscheidung, sagt er, habe er nie bereut.

Die Volksfrömmigkeit wurde Reichart in die Wiege gelegt. So schwärmt er von dem Marien-Gnadenbild in seiner Heimatkirche in Kleinweiler und den vielen Pfarrwallfahrten, die er von Ebersbach aus organisierte – nach Lourdes wie nach Fatima. Nun also leitet er ab 1. Januar Maria Vesperbild, wohin selbst – gerade Mitte August zu Mariä Himmelfahrt – tausende Gläubige von überallher pilgern. Reichart nennt sich selbst treu-katholisch. Ihm gefällt, dass viele der Pilger, die mit Sorgen und Nöten dorthin kommen, einen “schönen, feierlichen Gottesdienst in traditioneller Form” suchen. Denn seine Aufgabe sieht er darin, “den Glauben treu zu überliefern”: “Ich habe nie einen Grund dafür gesehen, mich dem Zeitgeist anzupassen.”

Neu ist für ihn, nicht mehr geistlicher Vater für eine vertraute Gemeinde zu sein: “Das Kommen und Gehen, die wechselnden Gottesdienstbesucher – das wird die größte Umstellung.”

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