Kardinal Parolin wirbt für mehr Dialog mit Russland

Mehr Dialog mit Russland: Kardinalstaatssekretär Parolin fände das gut

Quelle
Russland/Vatikan – Patriarch bedankt sich bei Papst

Im Verhältnis mit Russland besteht die Herausforderung darin, zu einem besseren Verständnis füreinander beizutragen. Das betont Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview mit der italienischen Zeitung IlSole24ore von diesem Donnerstag. Oft würden heutzutage Russland und die westliche Staatengemeinschaft wie „zwei verschiedene Welten“ betrachtet, die jeweils ein eigenes Wertesystem hätten, ihre eigenen Interessen verfolgten und teils sogar eine „eigene Auffassung von internationalem Recht“ hätten. Vielmehr müssten sich die Staaten jedoch um ein besseres Verständnis füreinander bemühen.

Dies bedeute keinesfalls, vor den Positionen des anderen einzuknicken, erklärte der Kardinalstaatssekretär, der in seiner Funktion auch der Chefdiplomat des Heiligen Stuhles ist. Für die Lösung von Fragen, die Grund von Konflikten seien und weitere Spannungen förderten, sei ein „geduldiger, konstruktiver, offener und respektvoller Dialog“ unerlässlich. Die Suche nach Frieden und nach Lösungen für die diversen Krisen des Planeten müssten „über National- oder Partikularinteressen“ gestellt werden, so Parolin. Angesichts wiedererstarkender Nationalismen sieht der Kardinal Blindheit für das Aufkommen einer möglichen Katastrophe.

Der Kardinalstaatssekretär betonte, dass dem Vatikan aufgrund seiner Überparteilichkeit eine besondere Rolle bei der Vermittlung zwischen den Staaten zukomme. Denn der Heilige Stuhl „will nichts für sich selbst,“ so Parolin. Der Einsatz des Heiligen Stuhls für Osteuropa habe eine lange Tradition. „Auch in den dunkelsten Jahren“ habe dieser nicht nachgelassen, betonte Parolin, der Ende August zu Gesprächen auf Regierungsebene nach Russland reisen wird. Im Jahr 2015 hatte er bereits Weißrussland besucht, in der Ukraine war er im Jahr 2016. Der russisch-ukrainische Konflikt ist derzeit einer der heikelsten für den Heiligen Stuhl, weil russische Kräfte sich durch die Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill bestärkt fühlen.

In dem Interview äußerte sich der Kardinalstaatsekretär auch zum Dialog mit China. Konkret fordere die Kirche im Dialog mit der östlichen Welt, dass es ihren Gläubigen gestattet sei, den eigenen Glauben frei zu bekennen und an der positiven Entwicklung ihrer Gesellschaft mitzuarbeiten. Was nun den Dialog mit China betreffe, so sei es bereits positiv, dass dieser überhaupt bestehe, sagte Parolin. Denn der Dialog „öffnet für die Begegnung und lässt das Vertrauen wachsen“, so die Bewertung des Kardinalstaatssekretärs. Der Heiligen Stuhl führe die Gespräche mit „gesundem Realismus“ und in dem Bewusstsein, dass das Schicksal der Menschheit, „vor allem anderen in Gottes Händen“ liege.

rv 27.07.2017 cs

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel

  • Palästina

    Palästina: Bethlehems Bürgermeisterin wünscht sich Unterstützung für Christen Gebetsaufruf für Papstreise Vera Baboun, palästinensische Katholikin […]

  • Analyse

    Analyse: Warum die Amazonas-Synode manchen wie ein Flashback in die 1970er scheint Quelle Region Madre […]

  • Es gilt das gesprochene Wort – 15. April 2012

    Predigt zum Pontifikalamt im Hohen Dom zu Köln anlässlich des 7. Erwählungstages von Papst Benedikt […]

  • Görz: Hirtenbrief zum Papstbesuch am Isonzo

    Erzbischof Redaelli ruft zum “Beschreiten von Wegen des Friedens” auf Quelle Diözese erwartet 200.000 Menschen […]

  • Zum Tode von Georg Ratzinger

    Schreiben von Papst Franziskus an den emeritierten Papst Benedikt XVI. zum Tod seines Bruders Georg […]