Domspatzen: Zweierlei Mass bei Berichterstattung

Scharfe Kritik an der Medienberichterstattung zum Fall der Regensburger Domspatzen kommt vom vatikanischen Medium Osservatore Romano

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Domkapellmeister Büchner rudert zurück

Scharfe Kritik an der Medienberichterstattung zum Fall der Regensburger Domspatzen kommt vom vatikanischen Medium Osservatore Romano. Der kürzlich veröffentlichte Abschlussbericht zu dem Skandal hatte in den italienischen Medien grosses Aufsehen erregt. In einem Leitartikel von diesem Samstag schreibt die Autorin Lucetta Scaraffia, es werde bei der Verbreitung von Nachrichten offensichtlich „mit zweierlei Mass“ gemessen. Denn während beispielsweise Praktiken von sexistischen und körperlich wie seelisch verletzenden Initiationsriten in einer römischen Kaserne aus den 1980er Jahren, die vor einigen Tagen bekannt geworden waren, keinerlei öffentliche Empörung oder grösseres Medienecho ausgelöst hätten, sei der Missbrauch im Kinderchor der Domspatzen auf reisserische und tendenziöse Weise durch die Medien gegangen.

In den Berichten sei teilweise sogar der Eindruck entstanden, es handele sich um 547 Fälle von schwerem sexuellen Missbrauch der Chorknaben. Ausserdem wurde verschwiegen, dass der Abschlussbericht zur Aufklärung der Fälle von der Diözese selbst in Auftrag gegeben worden war, um „den Gerüchten und Anzeigen zu diesem Skandal auf den Grund zu gehen“, wie Scaraffia schreibt. Die Autorin ist Historikerin und Mitglied des italienischen Komitees für Bioethik.

„Keiner zweifele daran”, so die Journalistin weiter, „dass es sich um schändliche und beschämende Taten handelt, die bestraft und vor allem verhindert werden mussten. Doch das Mass an Manipulation durch die Medien und vor allem die verschiedene Auffassung, die die öffentlichen Meinung von derartigen Vorfällen hat, machen betroffen: auf der einen Seite die Toleranz gegenüber dem Militärischen Leben und auf der anderen Seite extreme Strenge mit der Institution Kirche.“

Andererseits sei man schon daran gewöhnt, so die resignierte Bewertung der Autorin, dass die katholische Kirche zur Ursache allen Übels gemacht werde. Als Beispiel führte sie eine Fernsehreportage über ein lesbisches Paar auf, das mit vier Kindern zusammenlebt. Der Vatikan sei schuld daran, so das vereinfachende Fazit der Reportage, dass diese Kinder nicht von beiden Frauen gemeinsam adoptiert werden könnten. Nicht erwähnt worden sei in dem Beitrag die italienische Gesetzgebung, die Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare nicht erlaubt, sowie die kontroverse Diskussion in der italienischen Gesellschaft selbst über das Thema.

or 22.07.2017 cs

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