Kardinal Müller
Kardinal Müller: Weitere Annäherung an Lutheraner möglich
Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller sieht Chancen für eine weitere theologische Annäherung zwischen Katholiken und Lutheranern. Der schwerstwiegende dogmatische Gegensatz zwischen beiden sei heute das Kirchenverständnis, sagte Müller am Mittwoch in Rom. Die katholische und die evangelische Auffassung erschienen zunächst „ziemlich inkompatibel“; vielleicht müssten sie es aber „gar nicht absolut sein“, so der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation.
Müller betonte in seinem Vortrag, die Kirche sei auch nach katholischem Verständnis nur Instrument der Heilsvermittlung. Mittler des Heils sei – wie für Protestanten – Christus selbst.
Umgekehrt müsse die Kirche auch aus evangelischer Seite nicht zwangsläufig als zweitrangig erscheinen. Dies sei eine „individualistische Engführung“ der ursprünglichen Auffassung Luthers. Wegbereiter einer weiteren Annäherung in diesem Punkt könnte nach Aussage Müllers der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer sein.
Der deutsche Kardinal äusserte sich zum Abschluss einer internationalen Konferenz an der Päpstlichen Universität Gregoriana unter dem Titel: „Luther und die Sakramente. Eine Relecture aus katholischer Perspektive“. Mitveranstalter war das Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik und der Päpstliche Einheitsrat.
Müller wandte sich zugleich gegen eine Banalisierung der noch bestehenden Unterschiede zwischen Katholiken und Lutheranern. „Wir dürfen es uns nicht zu leicht machen“, so der deutsche Kardinal. Die Differenzen in Fragen der Wahrheit, der Lehre und der Sakramente dürften nicht „auf plakative Formeln“ reduziert oder für unwichtig erklärt werden.
Müller hatte seine theologische Doktorarbeit in Mainz über Bonhoeffer verfasst.
kna 02.03.2017 pr
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