Was bleibt von uns?: Das Ende der westlichen Weltherrschaft

Wendezeit:

Der Westen kann die Welt nicht mehr beherrschen. Chaos oder neue Ordnung?
“Es ist nicht sicher, dass auf das 20. Jahrhundert ein 21. folgen wird. Dennoch: Die schieren Dimensionen der entfesselten Energien machen die Rückkehr zu einer vom Westen kontrollierten globalen Ordnung unmöglich. Eine Krise Chinas würde die Vereinigten Staaten und Europa genauso in ihren Sog ziehen, wie der Aufstieg Chinas es tut. Ein Stein, der zu Boden geht, hat nicht weniger Kraft als einer, der fliegt; auf die Masse kommt es an. Die alte Macht- und Wirtschaftsherrlichkeit des weissen Mannes ist vorbei und wird nicht wiederkehren.”

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Als am 11. September 2001 die Türme des World Trade Center in New York in sich zusammengefallen waren und Teile des Pentagon in Washington in Schutt und Asche lagen, bestand eine seltene Einmütigkeit in der Welt: Von nun an würde „nichts mehr so sein wie es war“. Dieser Tag, so die weltweite Überzeugung, markiere den Beginn einer „neuen Zeitrechnung“. Doch: Welche Epoche war da eigentlich zu Ende gegangen? Und: Was wird man als Wesensmerkmal dieser angeblich heraufziehenden neuen Zeit ausmachen können?

Für Jan Ross ist das Leitmotiv nach 9/11 weder die Eskalation des von vielen beschworenen „Kampf der Kulturen“, noch der Beginn einer im „Krieg gegen den Terror“ sich beweisenden amerikanischen Weltherrschaft — oder was von den Auguren der Weltpolitik sonst noch so als das prägende Merkmal des neuen Zeitalters ausgemacht wurde. Auch erliege man einem grossen Irrtum, zeigt sich der Autor zudem überzeugt, wenn man glaube, dieser Tag offenbare eine Krise, die vor allem Amerika betreffe. Das Schlüsselphänomen bestehe vielmehr in zwei gegenläufig sich vollziehenden globalen Entwicklungen: Einerseits beschleunige sich der schon lange schleichende globale Macht- und Bedeutungsverlust der gesamten westlichen Kultur, andererseits gewinne der mittlerweile unübersehbare Aufstieg Asiens immer mehr an Tempo, was der auf sich selbst fixierte Westen in seiner wirklichen Bedeutung immer noch nicht hinreichend wahrnehme. Dabei ginge es nicht etwa nur um den Verlust der wirtschaftlichen oder politischen Vormachtstellung in der Welt. Zur Disposition stünde nicht weniger als das den Westen prägende Wertesystem, also auch die nach europäischem Verständnis universell gültigen Menschenrechte sowie wie die Trennung von Staat und Kirche.

Gerade einmal zwanzig Jahre ist es her, dass sich der Westen nach dem Ende der Sowjetunion endgültig auf der Zielgeraden wähnte. Die Demokratie nach westlichem Vorbild, so glaubte man, würde sich schon bald überall in der Welt durchgesetzt haben. Damit, dass sich dagegen so schnell so mächtiger Widerstand regen sollte, hatte man nicht gerechnet. Jan Ross liefert mit seinem lesenswerten Buch vielleicht keine vollständige Erklärung dafür, warum dies so ist, doch legt er in der Summe schlüssig dar, dass die Frage Was bleibt von uns? eine mehr denn je völlig offene ist. Hasso Greb, Literaturanzeiger.de

Über den Autor

Jan Ross, 1965 in Hamburg geboren, ist Redakteur der “Zeit” und für die Koordination der aussenpolitischen Berichterstattung zuständig. 1998 erschien “Die neuen Staatsfeinde”, 2000 “Der Papst. Johannes Paul II. – Drama und Geheimnis”, 2005, gemeinsam mit Richard von Weizsäcker, “Was für eine Welt wollen wir?” und 2008 “Was bleibt von uns? Das Ende der westlichen Weltherrschaft”.

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Was bleibt von uns?: Das Ende der westlichen Weltherrschaft

Auto: Jan Ross
Gebundene Ausgabe:224 Seiten
Verlag: Rowohlt Berlin; Auflage: 1 (7. März 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3871345962

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