Unbefleckte Empfängnis: Was ist das?

Der Begriff unbefleckte Empfängnis spricht nicht – wie oft vermutet – die Jungfrauengeburt an, mit der unbefleckten Empfängnis ist nämlich die Gottesmutter Maria selbst gemeint

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Es geht um ihre Empfängnis, also den ersten Augenblick ihrer Existenz im Leib ihrer Mutter. Das zeigt auch schon das Datum des Festes an. Der 8. Dezember ist genau neun Monate vor dem 8. September, an dem die Kirche das Fest der Geburt Mariens feiert.

Doch was bedeutet das Wort unbefleckt? Martin Korden, Liturgieredakteur beim Kölner Domradio, erklärt:

„Unbefleckt ist sicher altmodisch. Man könnte auch sagen: rein oder makellos. Aber dieses Attribut gehört zu Maria, weil sie, so sagt es der Glaube, als zukünftige Mutter des Gottessohnes von Gott auserwählt war. Gott hatte einen besonderen Blick auf sie. Jetzt fragt man sich, wovon soll sie unbefleckt gewesen sein? Unbefleckt meint hier: Maria stand von Anfang an in diesem besonderen Auserwähltsein von Gott. Sie war frei von der sogenannten Erbsünde.“

Und da kommt schon das nächste Wort, das es zu klären gilt: Erbsünde. Auch hier kann es zu Missverständnissen kommen, denn wer heute von Sünde spricht, meint damit meist eine bestimmte persönliche Tat. Doch hier muss man auf den eigentlichen Sinn des Wortes schauen. Sünde bedeutet nämlich Trennung oder Entfernt, die Entfernung von Gott. Und dann könnte man Erbsünde als eine Art Zustand beschrieben:

„Erbsünde dann deshalb, weil es als allen Menschen gemeinsam erkannt worden ist, und zwar als eine Schwäche zur Verfehlung oder mit den Worten des Heiligen Paulus gesagt, es kommt immer wieder vor, dass ich nicht das Gute tue, das ich eigentlich will, sondern das Böse, das ich nicht will. Das kann Paulus sagen, weil sein Gewissen ihm das sagt. Und darin erkennt er vielleicht auch den Zwiespalt, dass er nicht so ist, wie Gott ihn gedacht hat. Dahinter steckt die Erfahrung, einerseits Abbild Gottes zu sein und ihm doch gleichzeitig fern zu sein.“

Die Erbsünde ist also eine Art Entfernung von Gott. Schon die Bibel geht auf dieses Geheimnis ein und erzählt in den ersten Kapiteln in Bildern vom Sündenfall der ersten Menschen Adam und Eva. Die wollen selbst so sein wie Gott, selbst bestimmen über Gut und Böse, und genau damit entfernen sie sich von ihrem Schöpfer. Sie werden vertrieben aus dem Paradies, das wiederum ein Bild ist für die besondere Nähe zu Gott. Die Erbsünde ist also kurz gesagt der Verlust der besonderen Gottesfreundschaft. Doch wie kommt jetzt Maria als von der Erbsünde Unbefleckte dazu?

„Maria ist als Auserwählte Gottes frei von der Erbsünde. Und auch wenn es für manche konstruiert klingen mag, so hat es doch eine innere Logik: denn Maria sollte Jesus zur Welt bringen. Das wird ja auch in der biblischen Erzählung deutlich, wo der Engel zu Maria sagt, du bist die Begnadete, unter allen anderen, Gott ist mit dir. Und dann bringt sie Jesus zur Welt und Jesus wird zur Antwort Gottes auf die Trennung zum Menschen. Denn Jesus kommt, um eine neue Freundschaft zwischen Gott und Menschen zu gründen, um einen neuen Bund zu schliessen, so sagt es Jesus selbst, um die Sünde, also das Fernsein von Gott, wegzunehmen. Und Maria steht als Mutter Jesu in gewisser Weise da am Anfang.“

Es steckt also viel drin in dem Wort unbefleckte Empfängnis. 1854 hat die katholische Kirche dies auch als Dogma über die Gottesmutter Maria formuliert. Aber eigentlich entsprach es schon immer dem Glauben der Kirche. Darum feiert die Ostkirche das Fest der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria auch schon seit dem 10. Jahrhundert.

(domradio 08.12.2016 gs)

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