23. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Lukas 14,25-33
Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis
Japans Reichtum beruht auf Selbstbeschränkung
In jener Zeit als viele Menschen Jesus begleiteten, wandte er sich an sie und sagte:
Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.
Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?
Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.
Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.
Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Josémaria Escriva de Balaguer (1902-1975), Priester, Gründer des Opus Dei
Homilie 01.02.1960 in Amigos de Dios, Kap. 4, 65-66
Einen Turm bauen
Ich stieg gerne (mit den jungen Leuten) auf einen der Türme der Kathedrale von Burgos und liess sie den Dachfirst betrachten, ein wahres Spitzengewebe aus Stein, Ergebnis geduldiger und kostspieliger Arbeit. Im Lauf der Gespräche merkte ich ihnen gegenüber an, dass man das Wunderwerk von unten nicht sehen könne; und […] fügte hinzu: Das ist die Arbeit für Gott, das ist Gottesdienst! Seine eigene Arbeit perfekt zu Ende führen, mit der Schönheit und Pracht dieser zarten Spitzen aus Stein. Da erkannten sie bei dem Anblick, der für sich selbst sprach, dass all das ein Gebet war, ein grossartiges Zwiegespräch mit Gott. Diejenigen, die ihre Kräfte dieser Aufgabe widmeten, wussten sehr wohl, dass ihre Anstrengung von den Straßen der Stadt aus nicht gewürdigt werden konnte: sie galt einzig und allein Gott […]
Wir sind überzeugt, dass Gott überall ist. So bestellen wir die Felder und loben den Herrn, wir durchpflügen die Meere und üben alle möglichen Berufe aus und preisen dabei seine Barmherzigkeit. So sind wir jeden Augenblick mit Gott verbunden […] Vergesst aber nicht, dass ihr auch in der Gegenwart von Menschen lebt, die von euch – auch von dir – ein christliches Zeugnis erwarten.
Deshalb müssen wir, wenn wir unseren Beruf ausüben, also im menschlichen Alltag, uns so benehmen, dass wir nicht die Augen niederschlagen müssen und keinen Grund haben, uns zu schämen, wenn jemand, der uns kennt und liebt, uns bei der Arbeit sieht. Es wird uns nicht passieren, was dem Mann im Gleichnis passiert ist, der beschlossen hatte, einen Turm zu bauen. Als er das Fundament gelegt hatte, war er nicht mehr in der Lage, den Bau fertigzustellen, und alle, die ihm zusahen, begannen ihn zu verspotten und sagten: „Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.“ Ich versichere euch, dass ihr, wenn ihr das Übernatürliche nicht aus den Augen verliert, eure Arbeit krönen und eure Kathedrale fertigstellen könnt.
Lesungen
Buch der Weisheit 9,13-19
Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will?
Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen und hinfällig unsere Gedanken;
denn der vergängliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist.
Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; wer kann dann ergründen, was im Himmel ist?
Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast?
So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht, und die Menschen lernten, was dir gefällt;
durch die Weisheit wurden sie gerettet.
Psalm 90(89),3-4.5-6.12-13.14.17
Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub
und sprichst: „Kommt wieder, ihr Menschen!“
Denn tausend Jahre sind für dich,
wie der Tag, der gestern vergangen ist,
wie eine Wache in der Nacht.
Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus;
sie gleichen dem sprossenden Gras.
Am Morgen grünt es und blüht,
am Abend wird es geschnitten und welkt.
Unsere Tage zu zählen, lehre uns!
Dann gewinnen wir ein weises Herz.
Herr, wende dich uns doch endlich zu!
Hab Mitleid mit deinen Knechten!
Sättige uns am Morgen mit deiner Huld!
Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes.
Lass das Werk unsrer Hände gedeihen,
ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!
Brief des Paulus an Philemon 1,9b-10.12-17.
Lieber Bruder!
Ich, Paulus, ein alter Mann, der jetzt für Christus Jesus im Kerker liegt,
ich bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin.
Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein eigenes Herz.
Ich würde ihn gern bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle dient, solange ich um des Evangeliums willen im Gefängnis bin.
Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein.
Denn vielleicht wurde er nur deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhälst,
nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls für mich, um wieviel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor dem Herrn.
Wenn du dich mir verbunden fühlst, dann nimm ihn also auf wie mich selbst!
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