Papst-Videokonferenz

Papst-Videokonferenz: Angst, Mobbing und Brückenbauer

Quelle
Vatikan: Weltjugendtage
1991: 6. Weltjugendtag: Polen
Die Geschichte des Weltjugendtages
Weltjugendtag kathpedia
Weltjugendtag 2016 in Krakau

Es ging um Zugunglücke, Brückenbauer und um Amok: Per Video Konferenz war Papst Franziskus am Mittwoch Abend mit italienischen Jugendlichen verbunden, die sich in Krakau zu einem Konzert am Abend getroffen hatten. Der Papst hielt keine vorbereitete Rede, sondern parierte beim jugendlichen Frage-Antwort-Spiel, wie man es vom Papst gewohnt ist.

Die erste Frage ging auf das jüngste Zug-Unglück an der Adria in Italien ein. Das Mädchen fährt normalerweise immer auf jener Zuglinie, um zur Universität zu kommen, ihr „zweites Zuhause“. Dort habe sie nun Angst und sie fragte den Papst, wie es wieder normal werden könne. „Das, was dir passiert ist, ist eine Wunde, andere wurden bei diesem Vorfall körperlich verletzt, du bist seelisch verletzt, auch am Körper, auch am Herzen: die Wunde heisst ‚Angst‘. Und wenn du diese fühlst, dann fühlst du einen Schock. Du hast einen Schock erlitten, der dich schlecht fühlen lässt, aber es gibt die Möglichkeit diesen zu überwinden und darüber hinauszugehen. Es ist wie immer im Leben, wenn wir verletzt werden, bleiben blaue Flecken oder Narben: das Leben ist voller Narben.“ Am Ende sei das Leben immer so, entweder man gewinnt oder man wird besiegt vom Schock. Wenn man das Leben gewinne, solle man es mit Freude leben.

Ausgrenzung

Als nächstes sprach ein 15 jähriges Mädchen aus Bergamo zum Papst. Sie erzählt ihm ihre Geschichte, dass sie mit neun Jahren nach Italien kam und dort ausgegrenzt wurde. Ihre Leidensgeschichte geht soweit, dass sie sogar ihr Leben beenden wollte. Im Krankenhaus realisierte sie, dass nicht sie diejenige ist, die Pflege bräuchte. Heute sei sie stark, fragt aber den Papst, wie sie ihren Mitschülern vergeben könne. Der Papst bedankte sich für ihre Worte und bemerkte, dass das ein häufiges Problem unter Kindern und auch Erwachsenen sein – Grausamkeit. „Aber Grausamkeit ist eine menschliche Haltung, die die Basis aller Kriege ist, aller. Die Grausamkeit, die nichts anderes wachsen lässt, die Grausamkeit, die andere tötet, die Grausamkeit, die den guten Namen anderer tötet. Wenn eine Person über eine andere tratscht, dann ist das grausam, es ist grausam, weil sie den Ruf der anderen Person zerstört. Aber, weisst du, ich mag einen Ausdruck sagen, wenn ich über die Grausamkeit von Worten spreche: Tratsch ist Terror.“ Sprache könne wie eine Bombe sei, die zerstört, betont Franziskus, der schon häufig wider Lästereien aufgerufen hat. Einen derartigen Terroristen müsse man besiegen. „Du hast da einen richtigen Weg gewählt: Schweigen, Geduld und du hast deine Frage mit einem schönen Wort geschlossen: Vergebung. Aber Vergebung ist nicht leicht. Es ist eine Gnade, um die wir den Herrn bitten müssen. Von alleine können wir es nicht. Wir können uns bemühen, du hast es getan; aber es ist eine Gnade, die der Herr dir gibt: Vergebung, dem Feind vergeben, demjenigen vergeben, der dich verletzt hat.“

Frieden verbreiten im Angesicht von Hass

Zuletzt stellt ein Junge dem Papst eine Frage. Er war mit anderen Jugendlichen vor dem Weltjugendtag in München, als der Amoklauf, bei dem zehn Menschen starben, geschah. Sie mussten ihren Ausflug aus Sicherheitsgründen unterbrechen. Der Junge möchte vom Papst wissen, wie er und die anderen Jugendlichen Frieden in der Welt verbreiten können bei so viel Hass. Zwei Wörter seien der Schlüssel, sagt der Papst – Frieden und Hass. Der Frieden baue Brücken, der Hass baue Mauern. „Du musst im Leben wählen: baue ich Brücken oder baue ich Mauern. Die Mauern teilen und der Hass wächst: wenn dort eine Teilung ist, dann wächst der Hass. Die Brücken hingegen verbinden und wenn dort eine Brücke ist, kann der Hass weggehen, weil ich andere hören und mit anderen sprechen kann. Dies ist, was wir tun müssen, Brücken bauen. Suche immer nach den Möglichkeiten, um Brücken zu bauen. Sie sind da, mit den Händen könnt ihr sie machen. Alle. Nehmt euch an die Hand. Ich will viele menschliche Brücken sehen. Das ist das Programm des Lebens.“ Erklärt Papst Franziskus, während die Jugendlichen auf der anderen Seite der Internetleitung sich an die Hände nehmen, Brücken bauen.

rv 28.07.2016 pdy

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