„Es sind Priester, die beten und arbeiten“
Buenos Aires. Priester, Drogenhändler, Drohungen
Kardinal Jose Mario Bergoglio – 30 Tage – In Kirche und Welt
Diverse Beiträge in deutscher Sprache
Der Pfarrer eines argentinischen Elendsviertels wird von Drogenhändlern bedroht – und kann sich vor Sympathiebezeugungen seines Volkes nicht mehr retten. Interview mit Kardinal Jorge Mario Bergoglio.
Interview mit Kardinal Jorge Maria Bergoglio von Gianni Valente
Auch ihm laufen sie dann und wann über den Weg, die armen Sklaven des paco wenn er sich z.B. am Sonntag zu Fuss durch das Gewirr schmutziger Gassen kämpft, um hier in der villa miseria die Messe zu zelebrieren, eine Taufe oder eine Firmung zu spenden, oder einfach nur den heiligen Schutzpatron zu feiern. Sie erkennen ihn schon von weitem an seinem weissen Priesterkragen, haben ihn bald umringt: „Hallo, Pater, haben Sie vielleicht einen Peso für Koks?“. Für Kardinal Jorge Mario Bergoglio, Jesuit und seit 1998 Erzbischof von Buenos Aires, ist es die Bestätigung dafür, dass hier „die Wahrheit gesagt wird.“ Auch wenn sie darum bitten, aus dem Dunkel ihrer verpfuschten Leben herausgeführt zu werden. Und dann ist alles gut – solange sie nur seine Priesterfreunde von Baires in Ruhe lassen! Die mit ihm „per Du“ sind und ihm von all den Wundern erzählen, die der Herr hier wirken kann. Pater Bergoglio war es auch, der die Öffentlichkeit über die Morddrohungen informiert hat, die gegen die Priester ausgesprochen wurden von jenen, die er „los mercaderes de las tinieblas“ nennt: Händler der Finsternis.
Warum wollten Sie bekannt machen, dass einer Ihrer Priester von Drogenhändlern bedroht wurde?
Jorge Mario Bergoglio: Diese Entscheidung habe ich im Gebet getroffen. Mir war klar, dass es ein Problem ist, das die ganze Ortskirche betrifft. Und dass es die Gläubigen wissen müssen. So habe ich es bei der Messe für die Mitarbeiter im Bildungswesen erwähnt, wo ich die Gefahren angesprochen habe, denen junge Menschen heute ausgesetzt sind. Gefahren wie dem Drogenproblem. Am Ende meiner Predigt habe ich nur hinzugefügt, dass ein Priester bedroht wurde, ohne Namen zu nennen.
Wer das Glück hatte, Pater Pepe und seinen Priesterkollegen zu begegnen weiss, dass sie auch vorsichtig und realistisch sind. Sie gefallen sich nicht im Part der „Grenzpriester“ oder „Drogenpolizei“. Was ist anders geworden? Warum werden sie jetzt bedroht?
Bergoglio: Sie tun nur ihre Arbeit. Sie greifen niemanden an. Wer bei dieser Messe gesagt hat, dass die Drogen eine Gefahr darstellen, und nicht nur in den favelas, sondern in der ganzen Stadt, das war nicht ich. Ich habe den Eltern gesagt: achtet auf das, was eure Kinder tun, kümmert euch um sie! Die Drogen kommen überall hin, auch in die Schulen. Die Priester der villas arbeiten auch an Vorbeugungsmassnahmen gegen Drogenabhängigkeit und für die Wiedereingliederung drogenabhängiger Jugendlicher in die Gesellschaft. Vor einem Monat haben sie ein konstruktives Dokument über das erschreckende Wachstum des Drogenhandels verfasst. Die Priester von Villa 21 haben erst kürzlich drei Häuser für drogensüchtige Jugendliche aufgemacht. Und das ist den Drogenhändlern offensichtlich ein Dorn im Auge, muss sie nervös gemacht haben.
Es ist bekannt, wie sehr Ihnen die Priester in den villas miserias und in den Arbeitervierteln am Herzen liegen.
Bergoglio: Es sind Priester, die arbeiten und beten. Sie sind in der Katechese tätig, in der Wohlfahrt… Und das gefällt mir. Von diesem Pfarrer, der bedroht wurde, sagt man – und das stimmt –, dass er eine besondere Sympathie für Don Bosco hat. Und gerade dieser Stil Don Boscos ist es, der hinter seinen Aktionen steht.
Wie hat man in der Diözese darauf reagiert? Hat es Missstöne gegeben?
Bergoglio: Natürlich nicht. Mehr als 400 Priester aus Buenos Aires haben eine Erklärung für ihre Mitbrüder unterzeichnet und sie bei einer Pressekonferenz im Bischofspalast vorgestellt. Man hat die Angelegenheit als ein vorbildliches Beispiel für apostolische Arbeit betrachtet.
Ihr Interesse an der pastoralen Arbeit in den Arbeitervierteln und den villas ist zu einem Bezugspunkt für die ganze Diözese geworden.
Bergoglio: Ja, und darüber sind alle glücklich. Auch die Gesellschaft und die Regierung haben gut reagiert, Pepe unterstützt.
Manch einer hätte diese Probleme wohl lieber verschleiern wollen, die ja auch die Politik auf den Plan rufen, die das ganze stillschweigend zu dulden scheint.
Bergoglio: Die Kirche bringt diesem Problem schon seit geraumer Zeit Aufmerksamkeit entgegen. Im vergangenen Jahr hat die Bischofskonferenz eine Stellungnahme abgegeben. Eine weitere kam von der Kommission für die Sozialpastoral. Auch Bischof Jorge Casaretto, Assessor der „Comisión nacional de Justicia y paz“, hat eine Umfrage gestartet und mehrfach über dieses Thema gesprochen. Dazu kam noch das von den Priester der villas abgefasste Dokument, und mit ihm die Drohungen, die auf uns aufmerksam werden liessen. All das hat gezeigt, dass es sich bei dem Dokument nicht um eine Einzelinitiative handelte, sondern etwas, das auf der Linie dessen lag, was von der argentinischen Kirche bereits eingeleitet wurde; etwas, womit man sagen wollte: schaut, das hier stellt eine Gefahr dar.
Ist der Kampf gegen die Drogen denn die Hauptaufgabe der Kirche?
Bergoglio: Nein, natürlich nicht. Es ist eine pastorale Sache. Ein pastorales Werk. Und ein Weg, die Bekehrung aller zu erbitten. Auch die der Drogenhändler.
Pater Pepe hat viele Freunde
Es ist eines Abends passiert, Ende April. Pater Pepe war gerade mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause. Das mit den Huracán-Aufklebern, jener Fussballmannschaft, die im letzten Moment immer wieder gut davonkommt – womit ihn die anderen Priester von „Nuestra Señora de Caacupé“ ja auch immer aufziehen (die von den „Rivers“ oder „Boca Juniors“, eine starke Mannschaft!). Und dann war da auf einmal dieser Mann, der ihm zu verstehen gab, anzuhalten. „Bist du Pater Pepe?“, wollte er wissen. Sie hatten sich nie zuvor gesehen. Er sprach mit porteño-Akzent, war gut gekleidet, kein cabecita negra von Villa 21. Er sagte nicht viel. Aber das, was er sagte, sass: wenn Pater Pepe nicht aufhören würde, im Fernsehen Stellungnahmen abzugeben, wären seine Tage gezählt, darauf könne er Gift nehmen! („tu vas a ser boleta. Te la tienen jurada“).
Pater José María „Pepe“ Di Paola wusste sofort, worum es ging. Er und die anderen Priester der villas miserias – der argentinischen Elendsviertel, einer Mischung aus Barackenstädten und Vierteln mit Arbeitern aus Bolivien, Paraguay und den armen Provinzen aus dem Norden des Landes – hatten vor Ostern ein Dokument verfasst. Eines, in dem sie darauf hinwiesen, dass die Drogenhändler auf dem besten Weg wären, diese Vorstadtviertel voller armer und wehrloser Menschen in off limits-Zonen zu verwandeln. Niemandsland, wo die Abfälle der Kokain-Produktion „unters Volk gebracht“ werden können. Eine Art „kleines Brasilien“, wo die Zahl der Toten und Verletzten jeden Monat ansteigt – und mit ihr die der Überfälle und Gewalttaten.
Dabei hatten Pepe und seine Freunde keineswegs die Helden spielen wollen. Sie waren einfach nur Priester, die das Schicksal hierher, in die villas verschlagen hatte. Und hier, inmitten der traurigen Geschichten dieser zerbrechlichen Existenzen, denen das Leben so viele Wunden geschlagen hat, hatten sie Hoffnung aufkeimen sehen, wie eine zarte Pflanze an einem sturmgepeitschten Berghang. Hatten sehen können, wie es dem Herrn gefiel, unter ihren Freunden, die keine Macht haben, die nichts besitzen, Grosses zu wirken. Er, der schon immer die Demütigen den Anmassenden vorgezogen hat. Und jeder Versuch, diese auserwählten Armen zu schützen, löst eine Art Kettenreaktion aus; wie eine instinktive Geste. Von Generation zu Generation.
In den 1960er und 1970er Jahren wollten die ersten Priester, die gekommen waren, um in den Elendsvierteln Kapellen und Pfarreien zu bauen, die villeros in ihrem Kampf um Gerechtigkeit unterstützen, ihnen den Weg zur sozialen Gerechtigkeit zeigen. Sie liessen sich vom Glauben, den einfachen Frömmigkeitsformen derer beeindrucken, denen sie zur Hilfe kommen wollten. Diese Pioniere der ersten Stunde – Rodolfo Ricciardelli, Carlos Mugica, Jorge Vernazza und all die anderen von der Bewegung der Dritt-Welt-Priester – mussten sich mehr als einmal den Planierraupen in den Weg stellen, mit denen die Baracken der villeros auf Befehl der Militärregime dem Erdboden gleichgemacht werden sollten.
Aber die Zeiten, in denen der Schrecken von den Planierraupen ausging, mit denen die Militärs Buenos Aires von jenen säubern wollten, die „nicht würdig waren“, dort zu leben, sind längst vorbei. Seit einigen Jahren hat der Schrecken ein anderes Gesicht. Eines, das weitaus schlimmer und gefährlicher ist; die Gehirne verbrennt, die Herzen von jungen Menschen, Heranwachsenden und Kindern lähmt: „el paco“. Der Bodensatz, der beim Verkochen von Kokapaste mit Chemikalien zu Kokain übrigbleibt. Das Qualitätsprodukt geht nach Europa und in die USA. Das „normale“ Produkt in die „gehobenen Viertel“ von Buenos Aires. 2001, im Jahr der argentinischen Wirtschaftskrise, kam man dann auf die glorreiche Idee, dass auch mit den Abfällen Geschäfte zu machen sind – als Massenware für die villas. Eine Dosis kostet nicht einmal anderthalb Dollar; die ersten werden dir sogar geschenkt. Es „törnt“ mehr an als Marihuana, aber die Wirkung ist nur kurz; deshalb will man es ja auch gleich wieder probieren. Ein Tag genügt, und schon ist man abhängig. Die Angstzustände, die sich einstellen, wenn man es geraucht hat, sind unerträglich, Abstinenz bedeutet Paranoia und Halluzinationen. Um das Geld für eine neue Dosis aufzutreiben, ist man zu allem bereit. Friedliche Jugendliche, kaum dem Kindesalter Entwachsene, werden in wenigen Tagen zu skrupellosen Zombies, die den Erstbesten, der ihnen über den Weg läuft, für ein paar Pesos umbringen. Und nicht einmal merken, was sie getan haben. Man nennt sie muertos vivos, lebende Tote. Sie vergessen aufs essen, schlafen oft wochenlang nicht. Irren, den Blick starr ins Leere gerichtet, ziellos umher, oder liegen zusammengesackt auf den Gehsteigen, die Lippen verbrannt von den spitzen Pfeifen aus Blech, mit denen sie den tödlichen Rauch einatmen.
Auch Pepe begegnet ihnen, wenn er in die villa kommt. Einige kennt er schon seit ihrer Kindheit. Sie grüssen ihn, fragen ihn, ob er einen Rosenkranz oder etwas Geld für sie hat. Und Pepe antwortet ihnen, dass er nichts bei sich hat, sie aber gerne in die Pfarrei kommen können, wo man sich um sie kümmern wird. Er hat soviel zu tun, dass er gar nicht weiss, wo er anfangen soll. Seit er vor 12 Jahren nach Caacupé kam, mit Hilfe der Jungfrau Maria und der Heiligen – dem hl. Expedito, dem hl. Pantaleon, dem hl. Kajetan, und wie sie alle heissen – konnte es um das Netz von Kapellen in der Pfarrei zu einer überraschenden Blüte christlichen Lebens kommen: Heilungsmessen und Armenmensen, Rosenkränze und Berufsschulen, Wallfahrten und Nähkurse, Zeltlager, Einkehrtage für Brautleute und Grillabende. So mancher hätte sich mit diesen kleinen und grossen Siegen am Rande der villa abgefunden, für das traurige Los der drogacitos nur ein bedauerndes Achselzucken übrig gehabt. Es einfach als unausweichlich akzeptiert, eine Art „Menschenopfer“, das man dem Übel der Zeit bringen muss. Aber Pepe und seine Freunde können und wollen nicht einsehen, warum es nicht möglich sein sollte, dass sich auch diese Verdammten hier in der villa mit gutem Leben anstecken. Und dass dem Abgrund, der sie zu verschlingen droht, der Schlund gestopft werden kann.
Im Jahr 2008 hatte man erkannt, dass die Versuche der jungen villeros, in der Stadt eine Entziehungskur zu machen, fast immer zum Scheitern verurteilt waren. Da kamen die Priester auf die Idee, ein aus drei Phasen bestehendes ad-hoc-Projekt für gefährdete Jugendliche ins Leben zu rufen. Zuständig sind dafür Pater Charly und der misionero Gustav, die natürlich mit der konkreten Hilfe der ganzen Gemeinschaft rechnen können. Die Männer der Pfarrei haben Dutzende von Wochenenden geopfert, um auf dem Land, gleich an der Strasse nach Luján, ein Bauernhaus zu errichten, in dem die zweite Entzugsphase stattfindet: ein paar Einkehr-Monate, mit abwechselnden Arbeits- und Ruhephasen, weit weg von der Stadt. Der Ausgangspunkt für alles ist jedoch das El Hogar de Cristo, jenes Obdachlosenprojekt, das man am Rand von Villa 21 ins Leben rufen konnte: ein paar Zimmer, eine Küche, ein kleiner Fussballplatz. Hierher können die Strassenkinder kommen, wenn sie etwas essen, sich waschen oder einfach nur einen schönen Film sehen wollen, in dem die Helden noch die Guten sind. „Niños de Belén“ nennt man sie hier, die Kinder von Betlehem. Ab und zu kommen auch Drogensüchtige – auf der Suche nach jemandem, der die lange Nacht aus ihren Leben vertreibt. Das Symbol des Hogar ist ein Kreuz, das eine Kette sprengt. Ein wenig naiv. Aber was damit gesagt werden soll, ist klar: niemand kann sich allein retten, wenn Jesus nicht hilft. Ohne ihn geht es nicht, er ist genauso lebensnotwendig wie das Brot, das für die Kinder der villa im Ofen der Schule in der Via Pepirí gebacken wird. Miriam kann das nur bestätigen. Noch vor zwei Jahren schlief die hübsche junge Frau zwischen Müllcontainern. Ihre zwei kleinen Töchter hatte man ihr genommen, und sie verbrachte ihre Nächte damit, Geld für paco aufzutreiben, ganz gleich, wie. „Ich habe nicht geglaubt, dass es für mich noch Rettung gibt. Aber dann habe ich immer diesen Pfarrer getroffen, der mir sagt Dios te ama, Gott liebt dich.“ Heute gibt sie Katechismus-Unterricht, will als Therapeutin für Drogensüchtige arbeiten, die geheilt werden wollen. Und sie will ihre Töchter wiedersehen, „aber nicht sofort. Erst, wenn ich stärker geworden bin.“ Auch Raúl weiss, wie die Dinge hier laufen: er hatte es schon geschafft, vom paco wegzukommen, wurde dann aber wieder rückfällig („Es ging mir dreckig. Ein Jahr hatte ich mich abgemüht – wenige Stunden genügten, und alles war zunichte“). Seit ein paar Monaten kommt er ins Hogar, macht Elektriker- und Schreinerkurse an der Pepirí-Schule, und kann wahrnehmen, dass eine Veränderung im Gang ist. Charly und Gustav kennen viele solche Geschichten. Niederlagen und Neuanfänge. Leben, die im allerletzten Moment gerettet werden konnten. Muertos vivos, lebende Tote, die wieder zu leben beginnen. Kann es ein grösseres Wunder geben? Da bleibt auch Hoffnung für jene, die mit den Drogen handeln und auf immer verloren scheinen. Die kleinen Dealer der villa grüssen Charly und Pepe, wenn sie an ihnen vorbeigehen. Vielleicht glauben sie ja, einen Job wie jeden anderen zu machen. Schliesslich müssen auch sie ihre Familien ernähren und sind sich manchmal gar nicht bewusst, was sie anrichten.
Die Kirche, sagt Bergoglio immer, ist nicht nur ein Ort für die Guten. Das hat der Kardinal von Buenos Aires auch in seiner Predigt zum Fest des hl. Kajetan gesagt: „Wird hier vielleicht jemand weggejagt, weil er schlecht ist? Nein, im Gegenteil, er wird liebevoll aufgenommen. Das haben wir von Jesus gelernt.“ Oft, wenn sich der Kardinal Mut machen will, lässt er sich von den Siegen Jesu erzählen, die man hier in den villas sehen kann. Am Gründonnerstag 2008, bei der Messe in Coena Domini, hat er 12 Jugendlichen die Füsse gewaschen, die das Obdachlosenheim des Projekts „Hogar de Cristo“ frequentieren. An jenem Tag waren sie die Apostel. Am Anfang waren die einzigen Fonds für das „Hogar de Cristo“ die bei der Messe in der Diözese Buenos Aires gesammelten Spenden und ein Zuschuss von der baskischen Regierung. Man weiss, wie sehr das Zentrum Bergoglio am Herzen liegt. Deshalb hat der Kardinal ja auch nicht gezögert, die Öffentlichkeit sofort von den gegen Pepe ausgesprochenen Drohungen zu informieren. Und getan hat er das bei einer Messe, die auch im Fernsehen übertragen wurde. Das ganze Land hat sich sofort mobil gemacht, wollte den Priestern der villas seine Solidarität bekunden, die allgemeine Wertschätzung für deren Arbeit zum Ausdruck zu bringen. Regierung, Politiker, Gewerkschaftler, Journalisten, Bewegungen der bürgerlichen Gesellschaft. Niemand wollte zum Appell fehlen. Ein riesiges Schutzschild zum Abblocken des Hasses derer, die den Abzug drücken und vielleicht gar nicht wissen, was sie zerstören. Mehr als 400 Priester aus Buenos Aires haben in einer brüderlichen Geste ein Dokument unterzeichnet, in dem sie den Priestern der villeros ihre Solidarität bekunden. Am 26. April hat Weihbischof Óscar Ojea in „Nuestra Señora de Caacupé“ eine ergreifende Messe zelebriert. Zweitausend Gläubige waren gekommen, um dem Priester ihre Sympathie zu zeigen. „No se va y Pepe no se va“, haben sie gemeinsam gesungen.
Und Pepe wird auch nicht fortgehen. „Das hier ist mein Zuhause, und ihr seid meine Familie. Wir wollen, dass alle Jugendlichen hier im Glauben heranwachsen, zur Schule gehen, Ziele haben“, hat er am Ende der Messe gesagt. Tief in seinem Herzen hofft er, dass die ganze Aufregung, die vielen Interviews, das Fernsehen, die Konferenzen, bald vorübergehen. Er kann es kaum erwarten, wieder auf sein Fahrrad zu steigen. Und erneut jenen mühsamen und doch seligen Tagen mit seinen Freunden von Villa 21 entgegen zu fahren.
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