Ein Papst in Turin
Grabtuch, Arbeiter, Don Bosco, Verwandtschaft: Ein Papst in Turin
Papst Franziskus ist Sonntag und Montag zu Besuch in Turin. Anlass der zehnten inneritalienischen Reise ist die feierliche Ausstellung des Turiner Grabtuchs im Festjahr zum 200. Geburtstag des heiligen Giovanni Bosco (1815-1888), weltberühmt als Don Bosco. Gleich nach seiner Ankunft traf Franziskus am Sonntagmorgen auf Arbeiter, Angestellte und Unternehmer in der “klassischen und traditionsreichen” Industriestadt. Die schon immer als wirtschaftliches Zugpferd Italiens geltende Stadt habe aufgrund der Krise mit grossen Problemen am Arbeitsmarkt zu kämpfen. Papst Franziskus rief zu sozialer Gerechtigkeit und zu einer menschlichen Wirtschaft auf, die niemanden ausschliessen solle.
Danach folgte ein stilles Gebet vor dem Grabtuch im Turiner Dom. Franziskus feierte eine Messe im Stadtzentrum auf der Piazza Vittorio Veneto, bei der der Norditalien dazu aufrief, Fremde nicht auszugrenzen, sondern aufzunehmen. Das Mittagessen nahm der Papst mit Flüchtlingen, Strafgefangenen und einer Roma-Familie ein. Am Nachmittag folgte ein Gebet in der Mariatrost-Kirche und ein Treffen mit Ordensleuten der Salesianer-Familie in deren Heiligtum. Dort, in der Mariahilf-Basilika, ist Don Bosco (1815-1888) bestattet. Gleich im Anschluss: ein Besuch im Cottolengo, einer katholischen Anstalt für Kranke und Behinderte, gefolgt von einer Begegnung mit Kindern und Jugendlichen auf der Piazza Vittorio.
Als erster Papst wird Franziskus bei seiner Reise nach Turin am Montag auch eine Kirche der Waldenser besuchen. Die christlichen Reformatoren wurden einst als Ketzer verfolgt. Nur wenige überlebten. Ein weiterer persönlicher Höhepunkt für den argentinische Papst mit piemontesischen Wurzeln ist das Treffen mit seinen Verwandten aus dem Piemont, das mit Messe und Mittagessen sechs Stunden dauert. Diese Begegnung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Am Montagabend fliegt er zurück nach Rom.
rv 21.06.2015 no
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