Türkei: Zwischen Rührung und Realpolitik

Er hat praktisch sämtliche Stationen der Papstreise in die Türkei (Türkiye) ganz vorne miterlebt: Martin Kmetec. Der gebürtige Slowene ist Franziskaner und Erzbischof von Smyrna (heute: Izmir)

Quelle
Papst Leo XIV. in der Türkei: Die Highlights Tag 3
Papst: Wichtige Rolle der Türkei für Frieden in Nahost und in der Ukraine – Vatican News

“Ich bin glücklich”, sagt er, als wir ihn am Sonntag unmittelbar nach dem Abflug von Papst Leo XIV. von Istanbul in den Libanon treffen. “Ich bin Gott wirklich dankbar für diese wunderschöne Erfahrung. Es war etwas sehr Eindrückliches.” Der Kirchenmann, der auch Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz ist, wird für einen Moment von Rührung überwältigt; dann sagt er, ihn habe vor allem die Ansprache des Papstes an Kirchenleute in der Heilig-Geist-Kathedrale von Istanbul angesprochen.

“Seine Rede über die Kleinheit, über die Schwäche – das lässt mich sehr an Worte des heiligen Johannes Chrysostomos denken: ‘Wenn wir stark werden, dann kann die Größe und Kraft Gottes nicht in uns wirken’. Also sind wir wirklich in der Situation, in der wir die Größe Gottes in unserem Leben wirken lassen können.

“Große Einfachheit, große Spontaneität”

“Große Einfachheit, große Spontaneität”: So habe er Leo etwa bei dessen Mittagessen mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios, in dessen Amtssitz Phanar erlebt. Und er habe den Eindruck, dass beide, also Papst und Patriarch, “wirklich schmerzerfüllt sind über diese Spaltungen zwischen den Kirchen”.

“Vor allem wurde auf den Krieg in der Ukraine hingewiesen (eine große Tragödie), und dass es sehr wichtig ist, wirklich von ganzem Herzen für die Einheit zu arbeiten, weil Christus uns beim Letzten Abendmahl dazu aufgerufen hat: Ut unum sint. Dann gab es natürlich auch eine sehr starke Botschaft des Papstes zum Dialog mit anderen Religionen, insbesondere mit dem Islam. Dazu gehören seine Gesten – den Präsidenten des Amtes für religiöse Angelegenheiten zu besuchen, und in die Blaue Moschee zu gehen.”

“Die Behörden haben wirklich größten guten Willen gezeigt”

Die kleine katholische Kirche in der Türkei werde in nächster Zeit “alles tun, um diesen Besuch zu überdenken und seine Früchte umzusetzen”, verspricht Erzbischof Kmetec. Und er glaubt, dass sich die Beziehungen zu den türkischen Behörden in diesen Tagen spürbar verbessert haben.

“Sie haben wirklich größten guten Willen gezeigt, und ich fühle mich verpflichtet, dem Staat dafür zu danken! Die gemischte Kommission Türkei-Vatikan hat sich vor dem Besuch des Papstes getroffen, und wir haben die gemeinsamen Punkte besprochen; natürlich konnten wir nicht alle unsere Forderungen durchsetzen, aber die Regierung kennt sie sehr gut. Wir hoffen, dass diese gemischte Kommission regelmäßig zusammentreten und dass sie Früchte tragen kann.”

Weiter brennende Anliegen

Der katholischen Kirche liegt sehr daran, endlich einen juristischen Status im Land zu erhalten. Und die noch kleinere griechisch-orthodoxe Gemeinschaft hofft inständig auf eine Wiedereröffnung ihres Priesterseminars von Chalki, das 1971 von den Behörden geschlossen wurde. An Anliegen fehlt es also auch nach der Visite von Leo XIV. nicht.

vatican news – cs/sk, 1. Dezember 2025

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

Themen

TÜRKIYE
Türkei
Interview
Bischofskonferenz
Bischöfe
Apostolische Reise
Papst Leo XIV

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel