Papst: Die stille Hoffnung des Karsamstags

Zwischen Kreuzigung und Auferstehung liegt ein Tag, der oft übersehen wird – und doch von entscheidender Bedeutung ist. Der Karsamstag erinnert daran, dass kein menschliches Elend so verborgen ist, dass Christus es nicht mit seiner Liebe erreichen kann. Er kommt in die Abgründe unserer menschlichen Verlorenheit, um uns aufzurichten, uns zu vergeben und mit neuer Hoffnung zu erfüllen. Das betonte Papst Leo diesen Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz

Quelle

Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt

Am Karsamstag steigt Christus hinab in das Reich des Todes, um auch in die tiefsten Abgründe menschlicher Verlorenheit Hoffnung zu bringen – dorthin, wo Schmerz, Schuld, Einsamkeit und Spaltung herrschen. Von dieser Überlegung ging der Papst im Rahmen seiner aktuellen Katechesenreihe “Jesus Christus, unsere Hoffnung” aus, in der er das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu in den Blick nimmt.

“Christus steigt hinab in das Reich der Toten, um allen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes waren, die Botschaft der Auferstehung zu verkünden”, betonte Papst Leo. „Dieses Ereignis, das uns die Liturgie und die Tradition überliefert haben, stellt die tiefste und radikalste Geste der Liebe Gottes zur Menschheit dar. (…) Wir müssen erkennen, dass die Treue seiner Liebe uns dort suchen wollte, wo wir uns selbst verloren hatten, dort, wo nur die Kraft eines Lichts vordringen kann, das fähig ist, die Herrschaft der Finsternis zu durchdringen.“

Einsamkeit, Verlassenheit, Lebensmühen

Doch der Abstieg Christi betreffe nicht nur die Vergangenheit, sondern berühre das Leben eines jeden von uns, so Leo XIV. weiter. “Die Unterwelt ist nicht nur der Zustand jener, die gestorben sind, sondern auch derer, die aufgrund des Bösen und der Sünde den Tod erleben. Es ist auch die tägliche Hölle der Einsamkeit, der Scham, der Verlassenheit, der Mühen des Lebens. Christus tritt in all diese dunklen Realitäten ein, um uns die Liebe des Vaters zu bezeugen. Nicht um zu richten, sondern um zu befreien. Nicht um Schuld zuzuweisen, sondern um zu retten. Er tut dies ohne Aufsehen, auf Zehenspitzen, wie jemand, der ein Krankenzimmer betritt, um Trost und Hilfe zu spenden.”

In der östlichen Ikonografie werde der Karsamstag zu einem Moment der Begegnung zwischen Christus und Adam, betonte der Papst. Symbolisch sei damit jeder Mensch gemeint, der in seiner Schuld und Angst gefangen ist: “Der Herr steigt hinab, wo sich der Mensch aus Angst versteckt hat, ruft ihn beim Namen, nimmt ihn bei der Hand, richtet ihn auf und bringt ihn zurück ins Licht. Er tut dies mit voller Autorität, aber auch mit unendlicher Sanftmut, wie ein Vater mit seinem Sohn, der befürchtet, nicht mehr geliebt zu werden.”

Hoffnung für alle, die keine Hoffnung mehr sehen

Der Karsamstag sei also ein Tag der Hoffnung – besonders für all jene, die glauben, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Denn wenn Christus selbst in die tiefste Finsternis hinabsteigen kann, dann könne nichts von seiner Erlösung ausgeschlossen werden.

“Für Gott ist das Hinabsteigen keine Niederlage, sondern die Erfüllung seiner Liebe.”

“Liebe Brüder und Schwestern, für Gott ist das Hinabsteigen keine Niederlage, sondern die Erfüllung seiner Liebe. Es ist kein Scheitern, sondern der Weg, auf dem er zeigt, dass kein Ort zu weit entfernt, kein Herz zu verschlossen, kein Grab zu versiegelt ist für seine Liebe. Das tröstet uns, das stärkt uns. Und wenn wir manchmal das Gefühl haben, den Tiefpunkt erreicht zu haben, denken wir daran: Das ist der Ort, an dem Gott eine neue Schöpfung beginnen kann. Eine Schöpfung aus wiederaufgerichteten Menschen, aus vergebenen Herzen, aus getrockneten Tränen. Der Karsamstag ist die stille Umarmung, mit der Christus die ganze Schöpfung dem Vater darbringt, um sie wieder in seinen Heilsplan einzufügen,” schloss der Papst seine Katechese an diesem Mittwoch.

vaticannews – skr, 24. September 2025

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