Papst an Universitäten: Sirenengesang oder Weg des Geistes?

Glaube und Wissensdiskurse stehen laut Papst keinesfalls im Widerspruch. Die Weisheit Christi biete “den natürlichen Ort der Begegnung und des Dialogs mit allen Kulturen und allen Denkweisen”, betonte Leo XIV. in einer Botschaft, die er an einen Universitäten-Verbund richtete

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Das Schreiben ging an die 28. Generalversammlung der Internationalen Föderation katholischer Universitäten (FIUC), die dieses Jahr im mexikanischen Guadalajara stattfindet; der Vatikan veröffentlichte es am Montagabend. Darin teilt der Papst einige Gedanken zum Verhältnis von Glauben und Wissenschaft mit und ermutigt zu einer neuen Evangelisierung im Bereich der katholischen Hochschulbildung.

Moden im Denken

“Katholische Universitäten, Choreografen des Wissens”: dieses Motto hatte die Föderation anlässlich ihres 100 Jahr-Bestehens gewählt. Es handele sich um einen “sehr schönen Ausdruck, der zu Harmonie, Einheit, Dynamik und Freude einlädt”, geht der Papst darauf in seiner Botschaft ein. In diesem Zusammenhang gelte es zu fragen, “welcher Musik wir folgen”, regt er zum Nachdenken an und warnte davor, bestimmten Moden im Denken zu verfallen.

“In unserer Zeit gibt es vielleicht mehr als in anderen Epochen ‘Sirenengesänge’, die aufgrund ihrer Neuheit, ihrer Popularität oder manchmal auch aufgrund der scheinbaren Sicherheit, die sie vermitteln, attraktiv sind.”

“In unserer Zeit gibt es vielleicht mehr als in anderen Epochen ‘Sirenengesänge’, die aufgrund ihrer Neuheit, ihrer Popularität oder manchmal auch aufgrund der scheinbaren Sicherheit, die sie vermitteln, attraktiv sind. Über solche oberflächlichen Eindrücke hinaus sind katholische Universitäten dazu aufgerufen, ‘Wege des Geistes zu Gott’ zu werden”, so der Papst unter Verwendung eines Begriffes des italienischen Scholastikers Bonventura.

Kirche im Austausch mit Weltanschauungen

“Das universitäre Umfeld mit seinem charakteristischen Dialog zwischen verschiedenen Weltanschauungen ist der Kirche und ihrem Wirken nicht fremd.”

Auch den heiligen Kirchenlehrer Augustinus zog der Augustiner-Papst heran. Er habe darauf verwiesen, dass die menschliche Seele und das menschliche Wissen “von sich aus kein Licht, keine Kraft” hätten, referierte Leo, die Wurzel der Weisheit liege in einer “unveränderlichen Wahrheit”, die es zu suchen gelte. “Das universitäre Umfeld mit seinem charakteristischen Dialog zwischen verschiedenen Weltanschauungen ist der Kirche und ihrem Wirken nicht fremd”, fügte der Papst an. Seit Beginn der Evangelisierung hätten Christen ihren Glauben im Kontext der Welt begriffen; sie hätten “klar erkannt, dass die Frohe Botschaft nicht verkündet werden kann, ohne zu klären, inwieweit sie mit anderen Weltanschauungen und anderen Vorstellungen darüber, was es bedeutet, Mensch zu sein und in Gesellschaft zu leben, vereinbar ist oder nicht.”

Christus als Schlusstein im rationalen Diskurs

In diesem Zusammenhang sei die Frage nach Ziel und Ergebnis menschlichen Denkens und Handeln relevant, betonte Leo XIV.. Er verwies auf den heilige Paulus, der die Christen in Rom aufgefordert habe, ihr vorchristliches Leben kritisch zu reflektieren (vgl. Röm 6,21), in dem Christus (noch) fehlte. Christus sei “Sinn und Bedeutung”, betonte der Papst, es komme “nicht als Fremder in den rationalen Diskurs, sondern vielmehr als Schlussstein, der unserem ganzen Denken, all unseren Sehnsüchten und Plänen, das gegenwärtige Leben zu verbessern und den menschlichen Bemühungen Sinn und Bedeutung zu geben, Sinn und Harmonie verleiht”, hob Leo XIV. hervor.

“Wir müssen uns also nicht von Christus entfernen oder seinen einzigartigen und besonderen Platz relativieren, um respektvoll und fruchtbar mit anderen alten oder neuen Schulen des Wissens zu diskutieren.”

In der Weisheit Christi liege “das Wesentliche unseres Glaubens und das Universelle der menschlichen Intelligenz”, so der Papst weiter, der auf den heiligen Thomas von Aquin zurückgriff – “und deshalb ist die so verstandene Weisheit der natürliche Ort der Begegnung und des Dialogs mit allen Kulturen und allen Denkweisen”, führte Leo XIV. aus. “Wir müssen uns also nicht von Christus entfernen oder seinen einzigartigen und besonderen Platz relativieren, um respektvoll und fruchtbar mit anderen alten oder neuen Schulen des Wissens zu diskutieren”, hob er hervor.

“der natürliche Ort der Begegnung und des Dialogs mit allen Kulturen und allen Denkweisen”

Für eine neue Evangelisierung

Leo XIV. machte weiter deutlich, dass er sich eine neue Evangelisierung im Bereich der katholischen Hochschulbildung wünscht. Er hoffe, dass die Weisheit Christi den katholischen Universitäten “Kompass” sein möge, formulierte er. “Und dass Ihr liebevolles Wissen den Anstoß für eine neue Evangelisierung im Bereich der katholischen Hochschulbildung geben möge”, wandte er sich an die Föderation.

vatican news – pr, 28. Juli 2025

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