Friedensgespräche für die Ukraine?

Friedensgespräche für die Ukraine? Zwischen Skepsis und Hoffnung

Quelle
Papst: Geschichte schreiben die Friedensstifter – Vatican News

Während am Donnerstag in Istanbul neue Friedensverhandlungen im Russland-Ukraine-Krieg stattfinden sollen, spricht Pater Aleksej Samsonov, Programmdirektor von Radio Maria Ukraine, im Interview mit Radio Horeb über vorsichtige Hoffnung, politische Skepsis – und die geistliche Kraft des Gebets

“Nie wieder Krieg!” Mit diesen Worten wandte sich Papst Leo XIV. bei seinem ersten öffentlichen Gebet am vergangenen Sonntag an die Welt. Ein kraftvoller Friedensappell – und ein Hoffnungszeichen inmitten eines Krieges, der seit mehr als drei Jahren die Ukraine verwüstet. In dieser angespannten Lage sprach Radio Horeb mit Pater Aleksej Samsonov, Programmdirektor von Radio Maria Ukraine, über die bevorstehenden Friedensverhandlungen, den Zustand der ukrainischen Gesellschaft und die geistige Mission seines Senders.

“Wir hoffen, dass der neue Papst eine vermittelnde Rolle einnehmen kann”, so Pater Aleksej. Papst Leo XIV. habe bereits ein Telefongespräch mit Präsident Selenskyj geführt und ihn auch verbal unterstützt. “Er sprach nicht nur von Frieden, sondern von einem gerechten Frieden”, betont Samsonov. Zugleich lud Selenskyj den Papst ein, in die Ukraine zu kommen.

Realistisch bleiben

Trotz der Zeichen der Hoffnung bleibt Samsonov realistisch – insbesondere mit Blick auf die politischen Vorzeichen der geplanten Gespräche in Istanbul. “Russland will keinen wirklichen Frieden”, sagt er deutlich. Dass Präsident Putin persönlich an den Gesprächen teilnehmen werde, bezweifelt er. “Wenn es zu einem echten Friedensvertrag kommt, dann nur unter massivem internationalen Druck – nicht nur von der Ukraine, sondern auch von Europa, den USA, der ganzen Welt.”

Die Bereitschaft, über Frieden zu sprechen, sei aus ukrainischer Sicht zwar vorhanden, doch der Vertrauensvorschuss gegenüber Russland sei gering. “Für Russland wäre ein echter Frieden gleichbedeutend mit einer Niederlage”, erklärt Samsonov. Daher sei die Hoffnung auf ein Durchbruchsergebnis in Istanbul zwar existent, aber “wirklich ganz, ganz dünn”.

Der Krieg hat das Land tief geprägt – nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich. Über eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer leisten Militärdienst. Doch nach drei Jahren sei es zunehmend schwierig, neue Rekruten zu finden. Trotzdem erkennt Pater Aleksej einen breiten gesellschaftlichen Konsens: “Die Menschen verstehen, dass wir keine Wahl haben. Wenn Russland gewinnt, hört die Ukraine auf zu existieren.”

Ständige Kontrollen

Auch Priester wie er selbst sind nicht ausgenommen: Alle Männer zwischen 25 und 60 Jahren sind in einem militärischen Register erfasst. Ausreisen – selbst für religiöse Zwecke – sind nur mit Genehmigung möglich. “Unser Leben ist von ständigen Kontrollen geprägt”, schildert Samsonov den Alltag.

Auf die Frage, wie lange die Ukraine diesem Krieg noch standhalten könne, antwortet der Geistliche mit einer bitteren Wahrheit: “Ich weiß es nicht. Aber wir haben keine andere Wahl.” Russland habe nicht nur territoriale Ziele, sondern wolle die Ukraine als Nation auslöschen. “Deshalb müssen wir uns verteidigen – es gibt keinen anderen Weg.”

In dieser trostlosen Lage sieht Pater Aleksej dennoch eine zentrale Aufgabe für Radio Maria: Hoffnung spenden. “Zuerst beten wir für den Frieden. Und dann geben wir den Menschen Hoffnung – denn Hoffnung ist ein Geschenk Gottes”, sagt er. Auch für die Feinde wird gebetet. “Damit unsere Herzen nicht hart werden. Denn selbst der Feind ist ein Sohn, eine Tochter Gottes.”

Zum Abschluss des Interviews bittet er die Hörerinnen und Hörer eindringlich: “Bitte beten Sie für uns. Für die Ukraine. Für das Wunder des Friedens. Denn aus eigener Kraft werden wir diesen Krieg nicht überwinden.”

radio horeb – mg, 14. Mai 2025

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