The Man on a Donkey

Der grossartige christliche Roman, den niemand kennt: Swiss Cath News

“Der Mann auf dem Esel Roman” – Bücher gebraucht, antiquarisch & neu kaufen
H. F. M. Prescott – Wikipedia

Als der anglikanische Priester Dr. David Marshall im Rahmen eines theologischen Lesekreises vorschlug, “the greatest novel, that nobody knows” (den grossartigsten Roman, den niemand kennt) zu besprechen, waren alle Anwesenden natürlich neugierig. Wer viel liest, kommt nicht mehr allzu oft in die Situation, auf ein Buch zu stossen, von dessen Titel und Autorin er noch nie etwas gehört hat.

“The Man on a Donkey” ist ein geheimnisvolles Buch. Man findet kein Foto der Autorin H.F.M. Prescott (1896–1972) und nur sehr spärliche biografische Informationen im Internet. Wer das Buch gelesen hat, fühlt sich sogleich als Teil einer kleinen auserwählten Schar (zu der auch Rowan Williams, ehemaliger Erzbischof von Canterbury gehört). Und über 700 Seiten hinweg fragt man sich: Wieso kennt niemand dieses Buch?!

Anhand von hunderten detailreich gezeichneten Szenen und dutzenden von historischen Persönlichkeiten entfaltet sich das Bild einer Epoche im Umbruch. Der Roman handelt von der englischen Reformation unter Heinrich VIII., der Auflösung der Klöster, von Befürwortern und Gegnern dieser Veränderungen, von Märtyrern, Karrieristen, ambivalenten Gestalten, klugen und dummen, frommen und weltlichen Nonnen, von blinden Intellektuellen und klarsehenden Idioten. Manche dieser Gestalten treten deutlicher hervor. So die Priorin eines Benediktinerinnenklosters, Christabel, die ihre Abtei tatkräftig durch die turbulenten Zeiten manövriert – und dabei primär von Ehrgeiz, statt von Frömmigkeit angetrieben zu sein scheint. Oder Robert Aske, der charismatische Draufgänger, der in Nordengland einen bewaffneten Widerstand gegen die Reformen des Königs anführt und grausam hingerichtet wird. Oder der von Selbsthass zerfressene Priester Gib Dawe, der sich fanatisch auf die neue Theologie stürzt und sich dennoch immer tiefer in seinen Schuldgefühlen einkerkert.
Die Liste der lebendig und zutiefst menschlich gezeichneten Charaktere wäre lang. Es entsteht anhand ihrer Lebenswege ein dicht gewobener Erzählteppich, der einem fast körperlich eine geschichtliche Epoche miterleben lässt.

“The Man on a Donkey” ist ein historischer und zugleich zutiefst theologischer Roman. Denn inmitten dieser epochalen Umwälzungen und geschichtsträchtigen Figuren ist die eigentliche Protagonistin eine geistig eingeschränkte, mittellose Frau namens Malle, die wiederholt und in äusserster Klarheit Jesus Christus begegnet. Wie Blitzschläge durchzucken diese Szenen das sonstige Geschehen. In der unscheinbarsten Figur von allen zeigt sich das, was eigentlich von Bedeutung ist. Nicht die Launen von Königen, Karriereambitionen von Politikern, das Zerren und Reissen einer gefallenen Menschheit um Macht und Reichtum ist letztlich massgebend, sondern die ewig neue frohe Botschaft, dass Gott Mensch geworden ist. Malle sieht, was den anderen verborgen bleibt. Exakt in der Mitte des Buches hat sie ihre erste Begegnung mit dem Mann, der auf einem Esel daherreitet. In den politischen Umbrüchen, in denen es vor grossen Neuigkeiten nur so wimmelt, wird sie darauf beharren, dass die einzigen wirklich bedeutsamen Neuigkeiten sind, dass Gott Mensch geworden ist und in Gestalt von Brot und Wein in uns eingeht, um den Morgen in unserer Seele anbrechen zu lassen. “There is news.”

Das Buch wird damit inhaltlich und formal zum Ausdruck des zentralen christlichen Geheimnisses – Gott geht als Mensch in die Geschichte ein. Und genauso wie damals in Galiläa, wie im 16. Jahrhundert in England und in unserer Gegenwart erkennen ihn die Menschen zumeist nicht. Sie schicken die Heilige Familie, die Unterschlupf sucht, fort. Sie vergessen Christus im politischen Machtgerangel. Und wir tun es ihnen auch heute gleich – während wir vor der Ungeheuerlichkeit, dass Gott, der alles geschaffen hat, der alles umfasst, für uns Mensch geworden ist, weinen und jubeln sollten. Wieso zerbirst die Welt nicht vor dieser Überfülle? Wieso zerbersten wir nicht, wenn wir zur Kommunion gehen? Gott der Ewige kommt zu uns: “There is news!” Die unscheinbare Malle wird damit zur Prophetin und das Buch “The Man on a Donkey” zum kraftvollen christlichen Bekenntnis für eine Zeit, in der so viele die Ungeheuerlichkeit der Menschwerdung vergessen haben.

H.F.M. Prescott, The Man on a Donkey. Head of Zeus 2019, 756 Seiten. ISBN 978-1-789-54511-1 (nur in Englisch erhältlich). Die Originalausgabe stammte aus dem Jahr 1952.

Rezension amazon (224)

The Man on a Donkey

Herausgeber ‏ : ‎ Head of Zeus; Reissue Edition (3. Oktober 2019)
Autor: H.F.M. Prescott
Sprache ‏ : ‎ Englisch
Taschenbuch ‏ : ‎ 756 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 1789545110

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