Zur neuen Papstenzyklika – Lobeshymnen auf “Dilexit nos”

Meier: Mit “Dilexit nos” bekommt die Liebe Tiefgang – Neben dem Augsburger Bischof würdigten auch andere führende Vertreter der katholischen Kirche aus dem In- und Ausland das neue päpstliche Lehrschreiben

Quelle

25.10.2024

Meldung

Nachdem der Heilige Stuhl am Donnerstag mit “Dilexit nos” (Er hat uns geliebt) die vierte Enzyklika von Papst Franziskus veröffentlich hat, haben führende Kirchenvertreter in Deutschland wie auch Medien weltweit das 130 Seiten lange Dokument gewürdigt.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier erklärte gegenüber dieser Zeitung, der Papst setze mit dieser vierten Enzyklika “die Linie fort, die er mit seinem ersten Rundschreiben über den Glauben – zusammen mit Papst Benedikt XVI – begonnen hat”. Er dekliniere die Anwendung des Glaubens in der Liebe weiter. Meier weiter: “Während es in ‘Laudato sì’ um die Liebe zur Schöpfung geht, nimmt ‘Fratelli tutti’ die soziale Freundschaft, das heißt die Liebe zu allen Mitmenschen in den Blick.”

Mit “Dilexit nos” bekomme die Liebe einen spirituellen Tiefgang, der in der Liebe Jesu Christi wurzele. “Im Herzen Jesu gründet und entspringt die wahre Liebe”, führte der Bischof aus, “dieser Gedanke liegt dem Papst als Jesuit besonders nahe. Er wünscht sich, dass die Christen im Blick auf das Herz Jesu der Welt Herzlichkeit schenke.”

“Er drückt mich an sein Herz, egal wie ich bin”

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, der als Ordensmann der Herz-Jesu-Priester selbst eine Verbindung zum Herzen Jesu hat, nannte “Dilexit nos” ein “spirituelles Meisterwerk”. Sie kennzeichne den “Schlussstein der Kathedrale Franziskus”. Sie sei “jener Stein, der den ganzen Bau zusammenhält, um es theologisch zu sagen”, erklärte er am heutigen Freitag Im Interview des Tages von Radio Horeb. Die Enzyklika sei das theologisch-spirituelle Fundament auch der beiden anderen Enzykliken “Laudato si” und “Fratelli tutti”. Und eine “Offenbarung über seine eigenen theologischen Grundlagen”, er verweise darauf , was das Christentum im Kern sei: Es gehe um Erlösung.

“Dilexit nos“ (Er hat uns geliebt)

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Weiter erklärte Wilmer, dass Päpste in der Geschichte immer dann auf das Herz Jesu verwiesen hätten, “wenn es in der Welt drunter und drüber ging”, die Lehre zu abstrakt gewesen sei und die Kirche sich zu sehr von den Menschen entfernt hätte. Der Bischof sieh in dem Schreiben auch einen Auftrag an die Kirche, beieinander – vor allem aber am Herzen Jesu zu bleiben. “Er drückt mich an sein Herz, egal wie ich bin.”

“Enzyklika bringt Herzlichkeit Gottes zum Kingen”

Auch der Limburger Bischof und DBK-Vorsitzende Georg Bätzing erkennt die Liebe Christi als Herzstück der Enzyklika. Er schreibt, dass Papst Franziskus “angesichts einer schnelllebigen Welt und eines zielorientierten Denkens, das uns oft daran hindert, zu ‘sehen’, zu bedenken gebe, “‘dass wir eine Wirklichkeit besser und vollständiger erkennen, wenn wir sie mit dem Herzen erfassen'” – eine Aussage, die an den Kleinen Prinzen erinnert, der den Satz prägte: “Der Mensch sieht nur mit dem Herzen gut.” Bätzing schreibt, der Papst gebe “uns mit diesem Blick auf Jesus Christus das Wort mit auf den Weg: ‘Nur seine Liebe wird eine neue Menschheit ermöglichen.'”

Laut dem Hamburger Generalvikar Sascha-Philipp Geißler bringt die Enzyklika zudem Herzlichkeit Gottes zum Klingen, “die uns Menschen in Jesus Christus entgegenkommt, und die konkret unsere Herzen und diese Welt zum Guten verändern will”. Der Papst lege dar, wie der Herr “auch die konkrete und verwundete Welt von heute im Blick, die er mit Herz und Leidenschaft, mit Glaube und Vernunft gleichermaßen mit der heilsamen Kraft göttlicher Liebe in Berührung” bringe. Diese Liebe “macht etwas mit uns”, so Geißler, “so wie zwischenmenschliche Herzlichkeit uns bereichert, wenn wir sie zulassen”.

Eine Antwort auf die heutige Zeit

Auch in ausländischen Medien fielen die Reaktionen auf das päpstliche Lehrschreiben durchweg positiv aus: Die Wochenzeitschrift “Le Pèlerin“ kommentierte bereits am Mittwoch, die päpstliche Enzyklika sei “ein wichtiger Text, zumal er erscheint, während die zweite Sitzung der Weltsynode zu Ende geht. Und in einer Zeit, in der die katholische Kirche sich fragt, wie man aus Formen von Klerikalismus und fehlgeleiteten Autoritäten ausbrechen und mehr aktive Gemeinschaft entfalten kann, in der jeder Einzelne berücksichtigt wird.” Eine solche Meditation werde zweifellos dabei helfen, tiefer zu gehen als nur bis zu den etwas trockenen Debatten über Strukturen, Ämter und Funktionsweisen.

Laut der französischen katholischen Tageszeitung “La Croix“ sei die Neuerscheinung eine Antwort auf die heutige Zeit, die der Papst hin und wieder kritisiere. Mit “Dilexit nos” mache er das heiligste Herzen Jesu zum spirituellen Gegenmittel unserer entmenschlichten Welt und halte ein Plädoyer für die Volksfrömmigkeit. Das Dokument fasse zugleich elf Jahre Pontifikat und zehn Jahre Erscheinung von “Laudato si'” zusammen.

Von der “Internationalen Union der Generaloberinnen” (UISG) heißt es: “Dilexit nos” gibt Antwort auf aktuelle Konflikte, wie zum Beispiel die in der Ukraine und im Heiligen Land.” Die Enzyklika schlage anstelle der Gewalt andere Lösungswege vor, die auf Liebe und gegenseitigem Verständnis basierten.

Die Enzyklika sei ein Selbstporträt des Herzens von Papst Franziskus, schreibt die US-amerikanische Internetseite “Where Peter is”. “Das Herz eines Jüngers, Pastors und Mitglied des Leibes Christi. Aus diesem Herzen kommen seine apostolischen Ermahnungen, Worte an Priester und unzähligen Gesten, die viele Menschen bewegen. Auch ist es nur mit so einem pastoralen Herzen möglich, Risiken einzugehen, für Ansichten einzustehen und sich voll dem “Gott der Überraschungen” anzuvertrauen”, heißt es dort weiter.

DT/dsc/elih

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