Bischof Meier in Rom: “Jesus ist mehr als ein Anstandslehrer”

Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat betont: “Jesus ist mehr als ein Anstandslehrer.” Er wolle den Menschen mehr beibringen als “gute Manieren”, sagte Meier in einer Predigt am Campo Santo Teutonico, also beim deutschen Friedhof im Vatikan

Quelle
Campo Santo Teutonico

Von Alexander Folz

Redaktion – Montag, 21. Oktober 2024

Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat betont: “Jesus ist mehr als ein Anstandslehrer.” Er wolle den Menschen mehr beibringen als “gute Manieren”, sagte Meier in einer Predigt am Campo Santo Teutonico, also beim deutschen Friedhof im Vatikan.

Meier hob hervor, dass es im Reich Gottes nicht um soziale Statussymbole wie Ehrenplätze gehe, sondern um wahre Demut. Das Evangelium lehre, dass man sich nicht selbst einen Namen machen müsse, da “unsere Namen im Himmel schon verzeichnet sind”.

“Sitzordnungen austüfteln und Tischkarten schreiben ist ein schwieriges Geschäft”, begann Meier und beschrieb, wie leicht es bei feierlichen Anlässen zu Missverständnissen kommen könne, wenn jemand keinen Ehrenplatz erhält.

“Eigentlich müsste ich in der ersten Reihe sitzen, doch für mich war nicht einmal eine Platzkarte reserviert”, zitierte er eine typische Reaktion und machte deutlich, dass derartige Enttäuschungen oft zu Unmut führen.

Im Gegensatz dazu, so Meier weiter, vermittle Jesus eine völlig andere Haltung: “Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, dann setz dich nicht dorthin, wo die Ehrenplätze für die Vornehmen sind.”

Der Bischof erläuterte, dass in der modernen Gesellschaft wie im Mittelalter oder im Absolutismus Statussymbole eine große Rolle spielten. Waren es früher Goldschmuck und prunkvolle Kleidung, die den gesellschaftlichen Rang markierten, so sind es heute Luxusautos, teure Designermode oder Zweitwohnungen.

Auch wenn solche Statussymbole für viele als Zeichen von Erfolg und Ansehen gelten, zeigte Meier auf, dass es im Reich Gottes um eine ganz andere Ordnung gehe: “Im Reich Gottes herrscht eine andere Sitzordnung”, sagte er und betonte, dass die Plätze nicht von den Menschen vergeben, sondern den Menschen von Gott zugewiesen werden.

Wahre Demut sei nicht das Spiel mit der Bescheidenheit, das oft darauf abzielt, dennoch Anerkennung zu erlangen. Vielmehr gehe es darum, sich von Herzen zurückzunehmen und anderen den Vorrang zu lassen, ohne dabei einen eigenen Vorteil zu suchen.

“Wer ganz oben sitzen will im Reich Gottes, muss sich tief nach unten bücken”, erklärte Meier und erinnerte an das Beispiel Jesu, der seinen Jüngern vor der Einsetzung der Eucharistie die Füße gewaschen hatte – ein Zeichen des Dienens und der Demut, das Jesus seinen Nachfolgern als Vorbild gegeben habe: “Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe” (Joh 13,15).

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