Exemplarische Laien

Vor 70 Jahren bewies Deutschland mit der Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens weltkirchliche Anschlussfähigkeit

Quelle
Kloster Frauenberg (Fulda) – Wikipedia
Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens: Franziskus’ Friedensoffensive – katholisch.de
Akt der Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens – Vatican News

06.09.2024

Regina Einig

Zu den Merkwürdigkeiten des deutschen Katholizismus gehört die unerschütterliche Überzeugung in Synodalkreisen, selbst eine Avantgarde der Kirche zu vertreten, gleichzeitig aber jene Laien zu vergessen, die in Deutschland tatsächlich Geschichte geschrieben haben. Zu jenen von den Gremien in dieser Woche geflissentlich übersehenen, aber exemplarischen Katholiken gehören zweifellos die Gläubigen, die vor 70 Jahren die Initiative für die Weihe Deutschlands an das Unbefleckte Herz Mariens ergriffen.

Der Tag sei präsent, es gebe jedoch keine spezielle Würdigung, teilt die Deutsche Bischofskonferenz auf Nachfrage mit. Um welchen Tag geht es? Am 4. September 1954 – während des 76. Deutschen Katholikentags – weihte der Kölner Kardinal Josef Frings, Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, als Vertreter des gesamten deutschen Episkopats Deutschland vor dem Gnadenbild auf dem Fuldaer Frauenberg dem unbefleckten Herzen Mariens.

Denken und fühlen mit der Weltkirche

100 000 Gläubige, darunter auch Zehntausende aus der Sowjetzone, reisten zur Feier des Tages in die Domstadt. Die Initialzündung für die Deutschlandweihe ging von einem Vertreter der Blauen Armee aus. Die Marianische Arbeitsgemeinschaft Deutschland ergriff dann die Initiative.

Man dachte und fühlte mit der Weltkirche: Aus dem Bittschreiben an Kardinal Frings geht hervor, dass die Unterzeichner die von Pius XII. im Kriegsjahr 1942 vollzogene Weltweihe an das Unbefleckte Herz Mariens für Deutschland nachvollziehen wollten. Das Marianische Jahr bot sich für die feierliche Weihe an: 1954 feierte die Weltkirche den 100. Jahrestag der Verkündigung der Dogmas der Unbefleckten Empfängnis. Am 8. Dezember 1954 vollzogen alle deutschen Pfarreien die Weihe nach.

Beitrag der Laien zur Erneuerung Deutschlands

Die Argumente für die Weihe Deutschlands vor 70 Jahren könnten aktueller nicht sein und treffen die deutsche Realität des Jahres 2024 besser als jede noch so woke Synodalagenda: Ausdrücklich hebt das Bittschreiben die Rolle der Laien hervor, die einen Beitrag zur Erneuerung Deutschlands leisten wollten, denen die getrennte Christenheit am Herzen lag und die auf den Frieden der Völker und die Freiheit der Kirche, die Bekehrung Russlands und die Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands hofften.

An den Weiheakt der Katholiken in Deutschland konnte die Weltkirche andocken: Zahlreiche fremdsprachige Gäste kamen vor 70 Jahren nach Fulda, und die Fátimabewegung fasste in Deutschland Fuß.

Einer der wenigen blühenden Äste am Baum des deutschen Katholizismus

Je stärker der Katholizismus in Deutschland durch muttersprachliche Gemeinden geprägt wird, desto zeitgemäßer ist eine Neubesinnung auf die Marienverehrung. Die katholische Volksfrömmigkeit ist einer der wenigen blühenden Äste am Baum des deutschen Katholizismus. In den Marienwallfahrtsorten – nicht in den Synodalversammlungen – begegnen sich Gläubige aller Altersgruppen und Nationen.

Papst Franziskus weicht in diesem Punkt keinen Millimeter von der Linie seiner Vorgänger ab: Die Herz-Mariä-Verehrung, die biblische Wurzeln hat, hat auch im Pontifikat des argentinischen Papstes ihren Platz. Die Symbolkraft der Weihe vom 25. März 2022 an das Unbefleckte Herz Mariens ist nicht zu unterschätzen: Sie ist das friedliche Signal einer katholischen Friedensoffensive.

Wer damit nichts anfangen kann, kann in der Weltkirche nicht auf Augenhöhe mitreden. Es wäre ein kluges Signal insbesondere an die Katholiken aus anderen Ländern, die in Deutschland der Kirche den Rücken stärken, die Marienverehrung in den Domstädten zu intensivieren. Die Pilgerreise der Fátimamadonna in diesem Jahr bietet dafür viele Möglichkeiten.

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