Erzbischof Viganó wegen Schisma angeklagt *UPDATE

Viganòs Netzwerk im Geheimen – Warum der Vatikan gegen den abtrünnigen Erzbischof vorgehen musste

Quelle
Erzbischof Viganó wegen Schisma angeklagt | Die Tagespost (die-tagespost.de)
Berichte: Verfahren gegen Ex-Nuntius Viganò wegen Verdacht auf Schisma und Ablehnung von Papst Franziskus (catholicnewsagency.com)
Vatikan: Erzbischof Viganò des Schismas angeklagt – Vatican News
Der doppelte Papst | Die Tagespost (die-tagespost.de)
*Weihbischof Schneider: Äußerungen von Erzbischof Viganò “nicht erbaulich oder hilfreich” (catholicnewsagency.com)

21.06.2024

Guido Horst

Erzbischof Carlo Maria Viganò, ehemals Nuntius in den USA, gehört nicht zu den Sedisvakantisten, die behaupten, der Stuhl Petri sei seit Benedikt XVI. unbesetzt. Er gehört auch nicht zu den traditionalistischen Bischöfen, die Papst Franziskus wegen seiner Entscheidungen zum Beispiel zum überlieferten Ritus oder wegen seiner Privat-Kurie in Santa Martha öffentlich oder anonym kritisiert haben und immer noch kritisieren. Zu erinnern wäre hier etwa an Kardinal George Pell, der unter dem Pseudonym “Demos” eine gnadenlose Abrechnung mit dem derzeitigen Pontifikat in Umlauf gebracht hat, aber für den immer klar war, dass Franziskus der rechtmäßig gewählte und legal amtierende Papst ist.

Ein Anarcho-Vakantist

Bei Viganò ist es nochmals anders: Roberto de Mattei, Historiker, Konzils-Kritiker und Vorsitzender der konservativen Lepanto-Stiftung, nennt Viganò einen Anarcho-Vakantisten, der zwar davon ausgeht, dass Franziskus auf rechtmäßige Weise Pontifex geworden ist, aber dessen Amtsausübung ungültig sei. Für Viganò ist der Stuhl Petri von einem Usurpator besetzt, der nicht Papst sei, weil er offensichtlich die Absicht habe, die Kirche zu zerstören.

Franziskus täusche die Katholiken, weil er in Wirklichkeit für die Feinde der Kirche arbeite, behauptet der ehemalige Nuntius in den Vereinigten Staaten. Und Roberto de Mattei fasst das Anarchische bei Viganò so zusammen: “Monsignore Viganò räumt ein, dass Franziskus materiell den Thron Petri innehat, und bestreitet deshalb, dass er ein Sedisvakantist ist, ist aber gleichzeitig davon überzeugt, dass Franziskus formell kein Papst ist, weil ihm die Absicht fehlt, das Wohl der Kirche zu tun, das die Form, das Wesen des Papsttums ausmacht.”

Auslöser von Vatileaks

Nun ließe sich viel über die Vergangenheit von Erzbischof Viganò sagen, der schon vor seiner Zeit als Nuntius in den USA ein Unruhestifter im Vatikan war. Viganò war in der Kurie für die Verwaltung des Vatikanstaats tätig und wollte Chef des Governatorates werden. Aber Benedikt XVI. misstraute dem ehrgeizigen Kurialen und schickte ihn fort aus Rom und als Nuntius in die USA, was der Auslöser für Vatileaks war. Einige Vertraute Viganòs reagierten empört und brachten den Kammerdiener des Papstes dazu, Dokumente aus dem päpstlichen Appartement in fremde Hände zu spielen, um auf das Chaos in der engsten Umgebung Benedikts aufmerksam zu machen.

“Umherziehende Kleriker”

Doch das ist Geschichte. Weswegen das Glaubensdikasterium jetzt ein Strafverfahren gegen Viganò wegen des Verbrechens des Schismas eröffnet hat, geht auf das Wirken des übrigens schwerreichen Erzbischofs im katholischen Sumpf und Untergrund der letzten Zeit zurück.

Das Wort hat nochmals der unverdächtige Roberto de Mattei, dem man wirklich nicht nachsagen kann, er sei ein Progressiver oder ein Fan von Franziskus. Für ihn ist Viganò deswegen eine Gefahr, weil “er im Geheimen eine Vielzahl von Priestern und vielleicht auch einige Bischöfe weiht, die Teil dieses schwer fassbaren Nebels von ‘Clerici vagantes’ (umherziehenden Klerikern) werden, der leider ständig zunimmt, und zwar ohne dass diese einen Beweis für ihre Weihe vorlegen können, zumindest bis sie aus der Verborgenheit hervortreten. In dieser Hinsicht ist das Netzwerk von Monsignore Viganò eine Struktur, die eher als anarcho-vakantistisch denn als sedisvakantistisch bezeichnet werden kann… Einige von denen, die seinem Ruf zu den Waffen gefolgt sind, fangen an, ihre Augen zu öffnen, aber der Schaden ist leider schon angerichtet”.

Klarer könnte man die Bildung einer schismatischen Gruppierung innerhalb der Kirche nicht charakterisieren. Und ebenso liegt es auf der Hand, dass das Glaubensdikasterium ein rechtliches Verfahren gegen den Abtrünnigen eröffnen musste, in dem sich der Beschuldigte mit seinen Anwälten zu der Klage äußern und erklären, aber auch Abbitte leisten kann.

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