Mao: Das Leben eines Mannes *UPDATE

Das Schiksal eines Volkes

Jung Chang

Aus der Amazon.de-Redaktion

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Wer gedacht haben sollte, über Mao Tse-tung sei im Wesentlichen alles gesagt, hat sich gründlich getäuscht! Im Gegenteil nämlich dürfte vieles, nein: das meiste, was in der Vergangenheit über Mao publiziert wurde, aufgrund dieses grandiosen Buches von Jung Chang und Jon Halliday als überholt gelten. Man wird sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn man voraussagt, dass diese Arbeit auf Jahrzehnte hinaus als die Mao-Biografie Bestand haben wird. Mit Maos Lebensgeschichte resümieren die Autoren des klug gegliederten Bandes zugleich die Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert.

Schritt für Schritt folgen wir Maos Weg vom schwer erziehbaren Schüler in das Zentrum der Macht. Die Lektüre entlarvt den chinesischen Revolutionsführer ausser als einen Mann, den der Anblick sich gegenseitig erschlagender Bauern körperlich erregte, als einen ökonomischen Analphabeten sondergleichen: Während die eigene Bevölkerung Not litt, unterstützte Mao befreundete Länder, deren wirtschaftliche Situation zum Teil deutlich besser war als die eigene, chinesische Waffenlieferungen erfolgten in aller Regel ohnehin zum Nulltarif, die Rückzahlung von gewährten “Krediten”, die zu gewähren man sich eigentlich überhaupt nicht leisten konnte, wurde von befreundeten Staaten nicht erwartet.

Und selbst die nach der bisher einhelligen Lesart ihm zuzurechnenden militärisch-strategischen Leistungen, wie namentlich der “Lange Marsch” 1934/35, werden von den Autoren als ihm in den Schoss gefallene (Fehl-)Leistungen anderer entzaubert.

Mehr als ein Jahrzehnt haben Chang und Halliday recherchiert, zahllose Zeitzeugen, zum Teil aus der nächsten Nähe des Diktators befragt. Sie haben eine Unzahl von Archiven in aller Welt durchforstet, unbekannte Quellen gehoben, ausgewertet und schliesslich aus einer unschätzbaren Zahl an Puzzlesteinen ein Bild vom “Grossen Vorsitzenden” zusammengefügt, das endlich mit den Legenden aufräumt, die sich bis heute um ihn rankten. Unvorstellbar nach der Lektüre der knapp tausend Seiten, dass das Abbild dieses an nichts, aber auch gar nichts anderem als der Macht um ihrer selbst willen interessierten Massenmörders (ohne Berücksichtigung der Kriegstoten sollen seiner Herrschaft über 70 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sein!) in China bis heute den Status eines Heiligenbildes besitzt. — Andreas Vierecke — Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.

Pressestimmen

“Nun ist eine Biografie über den ‘Grossen Steuermann’ auf den Markt gekommen, der zuzutrauen ist, was Historiker seit Jahren vergebens versuchen: den Mao-Mythos ein für alle Mal zu zertrümmern. Die fulminante, knapp 1000-seitige Anklageschrift bringt alle Voraussetzungen mit, Maos Bild zumindest im Westen auf breiter Basis neu zu definieren. Sie wurde nämlich nicht im akademischen Elfenbeinturm verfasst, sondern von der Chinesin Jung Chang – eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt.” (Der Spiegel)

“Dieses Buch rüttelt auf, es verstört. Jeder, der mit China zu tun hat, ob als Politiker oder als Vertreter der Wirtschaft, ob als Student oder als Tourist, sollte dieses Buch lesen.” (Die Zeit)

“Die eigentliche Sensation des Buches liegt in der Art, wie es Stück für Stück die heroischen Mythen von Maos Weg nach oben demontiert.” (Die Welt)

Rezensionen Amazon (32)

Demontierung des Mythos Mao

4. März 2006, von Amarczon (Top 1ooo Rezensent)
Rezension bezieht sich auf:  Mao. Das Leben eines Mannes, das Schiksal eines Volkes (gebundene Ausgabe)

Wenn von den drei wichtigsten Diktatoren des vergangenen Jahrhunderts die Rede ist, werden im Allgemeinen Hitler, Stalin und Mao genannt. Entsprechend viel wurde über diese drei historischen Figuren dann auch geschrieben und publiziert. Das Problem mit Werken über Diktatoren dieses Ausmasses ist dabei immer, dass viele Informationen über die Personen nicht an die Öffentlichkeit kommen, solange das Regime noch an der Macht steht. Über Hitler wurde schon sehr früh viel in Erfahrung gebracht: Schon ab Ende des zweiten Weltkrieges 1945, als sein Deutsches Reich zerschlagen wurde. Vieles von dem, was wir heute über Stalin wissen, der immerhin auch schon 1953 verstarb, wissen wir dagegen erst seit 1991, als die Sowjetunion zerbrach. Bei Mao ist es noch extremer, denn die Kommunistische Partei Chinas ist noch heute an der Macht. Und so werden auch heute noch viele geheime Dokumente unter Verschluss gehalten, und die Propagandamaschinerie der Partei arbeitet auch weiterhin.

Unter dieser Tatsache litten bislang alle Biografien, die über Mao geschrieben wurden.
Selbstverständlich hatten auch Jung Chang und Jon Halliday mit diesem Problem zu kämpfen. Allerdings ist es ihnen gelungen, viele bisher unbekannte und/oder öffentlich nicht publizierte Quellen zu verwenden. Und genau dies ist die grosse Stärke dieses Buches: Das Geschriebene basiert auf einem ungewöhnlich umfangreichen Quellenmaterial. 145 Seiten des Anhangs nehmen die Quellenangaben ein. Darunter finden sich Namen von Zeitzeugen und Politikern, Staatsarchive aus vielen Ländern (Darunter Russland, USA, Deutschland, Grossbritannien, selbst Grossarchive der Volksrepublik China!) und hunderte von sonstigen Quellen und Büchern. Entsprechend nahmen die Arbeiten an diesem Buch auch über eine Dekade in Anspruch.

Die Biografie ist gut 800 Seiten stark, und in sechs Hauptteile gegliedert, die wiederum in mehrere Kapitel unterteilt sind. Erzählt wird Chronologisch, wobei sich die Unterkapitel der Hauptteile nicht an Jahren, sondern an Ereignissen orientieren, und sich dementsprechend zeitlich oft überschneiden.

Der erste Teil befasst sich mit Mao als Jugendlichem und jungem Anhänger der kommunistischen Partei (1893-1927). Sein Aufstieg zum Führer dieser Partei wird im zweiten Teil beschrieben (1927-1935). Im dritten Teil wird dargelegt, wie er seine neu errungene Macht festigen konnte (1935-1945), bis es im vierten Teil um die Eroberung Chinas geht (1945-1953). Die letzten beiden Teile Fünf und Sechs handeln von Maos Bestreben, sein Land zu einer militärischen Supermacht aufzubauen (1947-1965), und letztlich von seinem Kampf gegen innerparteiliche Widersacher. (1965-1976)

Bei der Nacherzählung von Maos Leben machen die Autoren immer wieder deutlich, wie stark sein ganzes Handeln immer von seinem Machtbestreben gelenkt war. Es wird klar, dass ihm eigentlich nichts an der Installation seines wirklich Sozialistischen oder gar Kommunistischen Systems lag, sondern dass es ihm lediglich um eine totalitäre Diktatur, mit ihm an der Spitze ging – Egal, nach welchem System. Von seiner hässlichsten Seite präsentiert sich Mao, wenn es um die Bevölkerung des eigenen Landes geht: Ungeschönt werden die Gründe für den unnötigen Tot von rund 70 Millionen Chinesen unter Maos Herrschaft offengelegt. Immer wieder gehen Jung Chang und Jon Halliday dabei auf die wesentlichen Charakterzüge von Mao ein, und zeichnen auf diese Weise das Bild eines gefühlskalten Sadisten – Charakterzüge, die ihn über 20 Jahre an der Macht hielten.

Noch nie zuvor wurde Maos Leben so detailliert und ausführlich erzählt. Durch den flüssigen Schreibstil und die logische Gliederung, ist das Buch zudem sehr einfach zu lesen. Einziger Kritikpunkt ist die starke Einseitigkeit. Vorhandene Talente und Fähigkeiten Maos werden komplett übergangen, so dass sich unweigerlich die Frage stellt, wie ein unfähiger Mann so lange an der Spitze bleiben, den ebenfalls kühl berechnenden Stalin zeitweise ausnutzen, und selbst Anti-Kommunisten wie US-Präsident Nixon um den Finger wickeln konnte. Welche Wesenszüge diesen Menschen zu solchen Dinge befähigten, wird leider nicht behandelt. Trotz dieser Einseitigkeit, bleibt das Werk ein hervorragendes und wichtiges Sachbuch, und die beste Biografie über Mao, die bislang erschienen ist.

Der Mythos, den der Personenkult um Mao in China geschaffen hat, und der vor allem durch die 68er-Bewegung auch in die westliche Welt getragen wurde, wird mit diesem Werk demontiert.

Mao: Das Leben eines Mannes – Das Schiksal eines Volkes

Autor: Jung Chang/Jon Halliday
Broschiert: 976 Seiten
Verlag: Pantheon Verlag; Auflage: 4 (18. Juni 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3570550338

Perlentaucher-Rezension

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