Betend ins große Jubiläum

Papst Franziskus lädt die Weltkirche ein, mit einer Zeit des Gebets das Heilige Jahr 2025 vorzubereiten

Quelle
Franziskus (vatican.va) (Audienzen)
Papst Franziskus ruft zum täglichen Bibellesen auf
Papst an Gebetsnetzwerk: Die erste Pflicht eines Christen ist beten – Vatican News
An die Delegation des Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes – Veranstaltungen mit dem Heiligen Vater | Vatican.va
Nicht nur in Mußestunden – L’Osservatore Romano
Erzbischof Fisichella
Kardinal Tagle

26.01.2024

Guido Horst

Am vergangenen Sonntag hat Papst Franziskus beim Gebet des “Angelus” angekündigt, dass die kommenden Monate ab sofort und in Vorbereitung des Heiligen Jahrs 2025 im Zeichen des Gebets stehen sollen. Im Vatikan federführend – wie schon beim Jahr des Glaubens 2013 oder dem Jubiläum der Barmherzigkeit 2016 – wird wieder Erzbischof Rino Fisichella sein. Im ersten Pontifikatsjahr von Franziskus nannte sich Fisichellas Behörde noch Päpstlicher Rat für die Neuevangelisierung. Mit der Kurienreform von 2022 wurde der Rat mit der von Kardinal Luis Antonio Tagle geleiteten Missionskongregation “Propaganda Fide” zusammengelegt und nennt sich heute Dikasterium für die Evangelisierung.

In der Reihe der Kurienbehörden – nach dem vatikanischen Staatssekretariat – nimmt das Dikasterium den ersten Rang ein, Präfekt ist der Papst selber und Kardinal Tagle und Erzbischof Fisichella sind die beiden Pro-Präfekten.

Der Philippine Tagle kümmert sich um die jungen Ortskirchen in der sogenannten “Dritten Welt” und fällt – wenn überhaupt – in Rom dadurch auf, dass er sich sehr diskret zurückhält. Der Mann für die “römischen Events” dagegen ist Erzbischof Fisichella, der seit 2008, als ihn Benedikt XVI. zum Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben ernannte, an der Spitze vatikanischer Einrichtungen steht, aber nie in den Kardinalsstand erhoben wurde. Der ehemalige “Kaplan” des italienischen Parlaments und von 2002 bis 2010 Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität ist der große Arbeiter der Päpste, wenn es um die Massenveranstaltungen rund um den Petersdom geht.

Den Wert des Gebets wiederentdecken

Fisichella war es dann auch, der am Dienstag vor Journalisten aufzuklären hatte, wie es denn um das “Jahr des Gebets” bestellt sei, das Franziskus am Sonntag zuvor ausgerufen hatte. Am 24. Dezember 2024 solle die Heilige Pforte am Petersdom geöffnet werde, kündigte der Papst am Sonntag an. In Vorbereitung darauf bitte er darum, “das Gebet zu intensivieren”, um “dieses Ereignis der Gnade gut zu leben und die Kraft der Hoffnung Gottes zu erfahren”. “Deshalb beginnen wir heute das Jahr des Gebets: ein Jahr”, wie Franziskus weiter sagte, “das der Wiederentdeckung des großen Wertes und der absoluten Notwendigkeit des Gebets gewidmet ist, des Gebets im persönlichen Leben, im Leben der Kirche, des Gebets in der Welt.” Franziskus verwies dabei auf “die Hilfsmittel, die das Dikasterium für die Evangelisierung zur Verfügung stellt”. Auch seien alle Diözesen eingeladen, im Lauf des Jahres 2024 “Wallfahrten, Gebetsmomente und spezielle Katechesen anzubieten, die gegebenenfalls auch von den Bischöfen geleitet werden und an denen das ganze Volk Gottes teilnehmen kann. Das Dikasterium für Evangelisierung wird dazu spezielles Informationsmaterial verbreiten”.

Am Dienstag holte der Pro-Präfekt also nach, was der Papst am Sonntag angekündigt hatte. Zunächst entschuldigte sich Fisichella vor den Berichterstattern dafür, dass er bisher so wenig Pressekonferenzen zur Vorbereitung des Heiligen Jahrs 2025 abgehalten habe, das geschätzt 32 Millionen Pilger nach Rom führen soll. “Aber wir sind kein Gespenst, das gar nicht existiert”, meinte er etwas launig und ließ zunächst Zahlen sprechen: Insgesamt 723 Mitarbeiter des Vatikans seien jetzt schon mit der Vorbereitung des alle 25 Jahre stattfindenden Großereignisses beschäftigt, bisher habe sein Dikasterium an 200 Zusammenkünften und Ortsterminen mit Blick auf das Heilige Jahr teilgenommen und es habe 23 Sitzungen mit dem von der italienischen Regierung benannten Sonderkommissar für das Jahr 2025 gegeben. Als solchen hatte Staatspräsident Sergio Mattarella schon im Februar 2022 den römischen Bürgermeister Roberto Gualtiero eingesetzt.

Rom leidet bereits unter der großen Baustelle, die den Verkehr entlang des Tibers von der Via della Conciliazione trennt, wo zum Heiligen Jahr eine Fußgängerzone entstehen soll, die den Pilgern von der Engelsburg bis zum Petersplatz freien Lauf gewährt. Von den Vorbereitungen des Jubiläumsjahrs ist im Vatikan selber noch nicht viel zu sehen. Und zum Jahr des Gebets 2024 hat die vatikanische Verlagsanstalt “Libreria Editrice Vaticana” bislang die Herausgabe von sieben Bändchen bis kommenden April angekündigt, in denen geistliche Autoren ihre Aufzeichnungen zum Gebet veröffentlichen werden.

Sehnsucht nach Spiritualität

Als zweites Textmaterial zum Gebetsjahr empfahl Erzbischof Fisichella die 38 Katechesen, die Papst Franziskus bei den Generalaudienzen vom 6. Mai 2020 bis 16. Juni 2021 zum Gebet gehalten habe. Generell zeichne sich das Jahr nicht durch besondere Initiativen aus, sondern es gehe um die Wiederentdeckung des Gebets durch jeden Einzelnen. Es gehe auch darum zu lernen, wie man bete, vor allem um die Erziehung zum Gebet: “Wie kann das Gebet in einer Zeit der digitalen Kultur wirksam und fruchtbar sein?” Man könne nicht verbergen, dass sich in diesen Jahren eine tiefe Sehnsucht nach Spiritualität zeige. “So stark der Ruf nach einer Technik ist, die alle unsere Bedürfnisse zu befriedigen scheint, so tief ist auch der Wunsch nach einer wahren Spiritualität, die jede Person dazu führt, sich selbst in der Wahrheit der eigenen Existenz zu finden, das heißt in einer kohärenten Beziehung zu Gott.” Das Jahr des Gebets greife die Bitte der Jünger auf: “Herr, lehre uns zu beten”. Von Rom aus wolle man keine Initiativen behindern, die in den einzelnen Ortskirchen geplant seien.

Das Gebet, so der Erzbischof, sei vielgestaltig und das Jahr 2024 solle diese “Symphonie des Gebets” zum Ausdruck bringen. Keine Statistik sei in der Lage, die Intimität und Vielgestaltigkeit des Gebets “mit korrekten Zahlen und Prozentsätzen zu beantworten”, meinte Fisichella. “Von denen, die schnell ein Kreuzzeichen machen, bis zu denen, die täglich an der Eucharistie teilnehmen, gibt es eine so große Bandbreite an Gebetsarten, dass niemand sie vollständig beschreiben kann. Vom schnellen Gebet bis zum zerstreuten Gebet, vom kontemplativen Gebet bis zum Gebet, das von Tränen der Trauer erfüllt ist… das Gebet lässt sich nicht in ein vorgegebenes Schema pressen, denn es ist die persönliche Beziehung des Gläubigen zu Gott selbst innerhalb dieser intimen und exklusiven Beziehung, die unseren Glauben auszeichnet.” Einen Höhepunkt oder eine besondere Veranstaltung zum Jahr des Gebets nannte Fisichella nicht. Es wird wohl der Initiative der Ortskirchen und jedes Einzelnen überlassen bleiben.

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