Urteil im Vatikan

Urteil im Vatikan: Fünf Jahre und sechs Monate Haft für Kardinal Becciu

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Vatikan: Kard. Becciu zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt – Vatican News
Ein Prozess, der die Rechte aller garantierte – Vatican News
Mammon

Von CNA Deutsch Nachrichtenredaktion

Vatikanstadt – Samstag, 16. Dezember 2023

Im “Jahrhundertprozess” des Vatikans ist am heutigen Samstag eine der bekanntesten Figuren des Finanzskandals verurteilt worden: Kardinal Giovanni Angelo Becciu wurde vom Gericht zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Außerdem soll der Kardinal eine Geldstrafe in Höhe von 8.000 Euro bezahlen, so Richter Giuseppe Pignatone bei der Verlesung des Urteils am 16. Dezember.

Der Anwalt des Verurteilten kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Sein Mandant sei unschuldig.

Die Gegenseite — der Kirchenanwalt — hatte dagegen sieben Jahre und drei Monate Haft sowie eine höhere Geldstrafe gefordert.

Luxus-Immobilie in London

Das Verfahren gegen Becciu und weitere Angeklagte war im Juni 2021 angekündigt worden. Im Mittelpunkt des Prozesses, der mehrere hundert Stunden dauerte und schier endlose Akten- und Datenmengen verhandelte, stand ein Immobilien-Geschäft in London.

Kardinl Becciu war in den Jahren 2014 bis 2018 der Sostituto von Parolin also der zweithöchste Würdenträger im Staatssekretariat — just in dem Zeitraum, in dem eine Investition über mehrere hundert Millionen Euro in Londons Innenstadt organisiert wurde.

CNA Deutsch hat über die Hintergründe ausführlich berichtet.

Den Beschuldigten wurde bei Ankündigung des Verfahrens unter anderem Erpressung, Veruntreuung, Betrug, Geldwäsche und Amtsmissbrauch vorgeworfen, sowie das Unterschlagen von Informationen.

Im Lauf des Prozesses wurden diese Vorwürfe kritisiert und in zahlreichen Aussagen und Verhören in Frage gestellt und erörtert.

Wesentlich war dabei immer die Frage der Finanzierung: CNA Deutsch hat bereits im November 2020 berichtet, dass diese Investition durch ein kurzfristiges Darlehen in Höhe von offenbar mindestens 200 Millionen Dollar finanziert wurde. Eine Summe, die über Schweizer Banken arrangiert worden war, zusammen mit einer Investition von fast 50 Millionen Dollar im Jahr 2018 in dieselbe Immobilie an der Sloane Avenue in London, wodurch der Vatikan der alleinige Eigentümer wurde.

Der italienische “Geschäftsmann” Gianluigi Torzi soll nach Recherchen von CNA etwa 10 Millionen Euro an dem Deal verdient haben, bei dem ein weiterer Geschäftsmann, Raffaele Mincione, dem Staatssekretariat zu einem überhöhten Preis seine Anteile an einer Londoner Luxus-Immobilie verkaufte — während er gleichzeitig für das Staatssekretariat Anlagen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro managte.

Anstatt jedoch das Gebäude vollständig von einer Minciones Holdinggesellschaft zu kaufen, übernahm das Staatssekretariat des Vatikans im Jahr 2018 die Firma selbst — und gründete eine neue Londoner Firma für das Investment.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin — der Verantwortliche des Staatsekretariates — hat diese Vorgänge in seiner Behörde im Oktober 2019 als “unklar” bezeichnet und angekündigt, das Investment weiter zu prüfen, dass sein ehemaliger Stellvertreter, Kardinal Giovanni Angelo Becciu, arrangierte — bevor Papst Franziskus Becciu zum Präfekten der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren beförderte.

Papst Franziskus: “Ja, es gibt Korruption”

Im November 2019 sprach Papst Franziskus öffentlich über die brodelnden Skandale und Korruptionsvorwürfe. Ja, es sei “nicht gut” was da in der Kurie passiere, sagte der Papst gegenüber Journalisten bei einer “fliegenden Pressekonferenz” am 26. November. Ja, es gebe Korruption im Vatikan. Gleichzeitig betonte Franziskus, dass es mit Reformen doch vorwärts gehe, und differenziert werden müsse zwischen soliden Anlagen und eventueller Korruption.

Der Papst sagte weiter: Einkommen aus dem Peterspfennig zu investieren sei eine akzeptable Form des Finanzmanagements, wenn es sich um solide Investitionen handle. Ob die Investition in den Bau einer Luxus-Immobilie in London auch korrupt war, das sei noch nicht geklärt, so der Pontifex weiter.

Wenig später dann das, was deutsche Journalisten gerne einen “Paukenschlag” nennen: Im September 2020 nahm der Papst den Rücktritt Beccius von seinem damaligen Amt als Präfekt der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren an. Becciu verzichtete auch auf seine “Rechte” als Kardinal. Dieser Verzicht und der Rücktritt waren alles andere als freiwillig, wie Becciu selbst konsterniert durchblicken ließ.

Nun wird offenbar ein Berufungsverfahren entscheiden, wie sich der “Jahrhundertprozess” weiter entwickelt. Bis dahin fliesst weiter viel Wasser den Tiber hinunter: Die zur heutigen Nachricht erwartete Urteilsbegründung wird in einigen Wochen erwartet, hieß es aus dem Vatikan.

Diese Meldung wird laufend aktualisiert.

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