Gott: Kein “greiser Wohlmeiner” – Sonntagslesung
Der Christkönigstag ist ein Fest der Hoffnung auf die liebende Sorge Gottes
25.11.2023
Martin Grichting
Die Lesungen des Christkönigssonntags reißen das weite Panorama eines gesunden Gottesbildes auf. Die Lesung aus dem Buch Ezechiel zeigt uns Gott als den Fürsorglichen, als den Hirten, der den verlorenen Schafen nachgeht, der sie heilt und verbindet. Das Evangelium weist uns darauf hin, dass Gott auch der Richter ist, der das, was auf der Welt geschehen ist, am Ende der Zeit einmal vor seinem Richterstuhl beurteilen wird. Die Lesung aus dem Korintherbrief schließlich erinnert uns daran, dass das Drama der menschlichen Geschichte nicht nur ein diesseitiges Geschehen ist. Vielmehr wird es seine Erfüllung in Gottes ewiger Gemeinschaft finden, wo der Herr der Geschichte über alles und in allem herrschen wird.
Es gehört zur Reife des Christen, die er wohl in dieser Welt und Zeit nie ganz wird erreichen können, diese Seiten, die Gott von sich zeigt, zusammenzubringen in seinem Denken über Gott, in seinem Glauben und in seinem Handeln. Kindliche Prägungen spielen da sicher eine Rolle: Die streng erziehenden Eltern können das Bild eines strafenden Gottes formen.
Lieber einen Großvater
Eine “Laissez-faire”-Erziehung führt zu einem Bild von Gott, wie es C. S. Lewis einmal beschrieben hat: “Wir möchten nicht so sehr einen Vater im Himmel, als vielmehr einen Großvater im Himmel, einen greisen Wohlmeiner, der es gerne sieht, wenn die jungen Leute sich amüsieren”. Und eine Verkündigung, die sich fast nur noch auf Kirchenpolitik und das nach-haltige, umweltgerechte Leben beschränkt, macht Gott zum Erfüllungsgehilfen einer bloß noch diesseitigen Sichtweise auf das menschliche Leben.
Gott als der Barmherzige und als der Gerechte, Gott als das jenseits irdischer Endlichkeit liegende Ziel der menschlichen Existenz: Das zusammenzubringen in einem reifen, ernsthaften Christsein ist die Aufgabe, der sich jeder Christ stellen muss. Es wird uns nur gelingen, zu einer solchen Form der Christusförmigkeit und Christusnachfolge zu gelangen, wenn wir erkennen, was letztlich das Wesen Gottes ist: die Liebe.
Sorge um uns
Die Liebe zu seinen Geschöpfen bringt Gott dazu, sich um sie zu sorgen, mit ihnen barmherzig zu sein. Die Liebe Gottes ist auch der Grund, weshalb er manchmal die Reben schmerzhaft beschneidet: damit sie nicht verwildern und damit sie Frucht bringen. Und die Liebe Gottes ist der Grund dafür, dass Gott uns seine ewige Gemeinschaft anbietet, uns beruft, für immer bei ihm zu sein. Denn die Liebe will Gemeinschaft, das Glück des anderen.
An Gottes Wesen und an den Grund sowie an das Ziel unserer irdischen Existenz erinnert uns am Ende des Kirchenjahrs das Christkönigsfest. Dadurch ist dieses Fest zutiefst ein Fest der Hoffnung.
Text unter der Lupe
Ezechiel 34,11–17;
1 Korinther 15, 20–28;
Matthäus 25, 31–46
Zu den Lesungen des Christkönigssonntags 2023 (Lesejahr A)
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