Vision 2000 | Im Einsatz für Priesterberufungen

Rupert Santner, “Don Rupi”, ein frisch geweihter Priester mit Charisma für die Jugend

Von Alexa Gaspari

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Rupert Santner, kurz Don Rupi genannt, wurde im Juni 1990 in Tamsweg geboren. Mein Mann und ich kennen ihn schon seit vielen Jahren: Brot backend, “schuachblattlernd”, Harmonika spielend oder mit der Gitarre singend, damals vor allem in Heiligenkreuz… Ja – und immer fröhlich und herzlich: so das Bild, das ich seit Jahren vom heutigen Don Rupi im Kopf habe. Kurzum: stets aufbauend, herzerwärmend, humorvoll. Als ich ihn nun im Salzburger Priesterseminar zu einem Gespräch treffe – wir hatten uns länger schon nicht gesehen – war es wie früher: große Freude über die Begegnung.

Am 29. Juni 2021 war Don Rupi im Salzburger Dom zum Priester geweiht worden. Ein guter Grund, ihn zu interviewen.
2013 hatte ich schon seine Eltern für Vision2000 portraitiert. Daher kannte ich ein wenig seinen familiären Hintergrund: Sympathische, bodenständige, ganz auf Gott vertrauende Eltern. “Ein wichtiges Element unserer Familie ist das beständige Vertrauen auf die Vorsehung Gottes,” so Ruperts Vater. Acht Kinder bekamen die Santners. Rupi ist der dritte. Dorothea, das fünfte Kind, ist mit 5 Wochen in die “Ewigkeit vorausgegangen”. Das Ehepaar hat eine kleine Landwirtschaft mit 6 Kühen, ist aber mit der Herstellung von über 100 Produkten aus der Fleisch-, Getreide- und Milchverarbeitung, die sie ab Hof und an Märkte verkaufen, mehr als ausgelastet.

Wie aber hat der starke Glaube der Eltern auf den heranwachsenden Sohn gewirkt? Humorvoll erinnert sich Rupert: “Der Glaube meiner Eltern ist ein großer Schatz, aber er war nicht immer mein Glaube. In meiner Jugend habe ich viel gegen die Eltern – vor allem gegen deren Glauben – rebelliert. Ich war das Problemkind schlechthin. Die Musik und die Landwirtschaft haben mir gefallen, aber, dass der Glaube so einen hohen Stellenwert hat, das habe ich nicht akzeptiert.” Um das deutlich zu machen, verschwindet der 12-Jährige eines Tages mit dem Rad nach Salzburg…

Schon nach zwei Tagen wird er von der Polizei in einer Bar gefunden und heimgebracht. Ein Freund der älteren Schwestern, Johannes Sprenger, redet ihm ins Gewissen und fragt ihn, ob er ein richtiger Mann werden will? “Natürlich eine Fangfrage,” lacht Rupi, “wer sagt da schon nein. Ich sag also ‘Ja’ – und Johannes daraufhin: Dann musst du mit nach Pöllau kommen.'” Rupi stimmt wohl oder übel zu, zum Jugendtreffen nach Pöllau zu kommen, wenn das der einzige Weg für einen 13-Jährigen ist, um ein richtiger Mann zu werden!
Und tatsächlich beginnt sich, die innere Revolte zu legen: “In Pöllau hat sich mein Leben gewandelt.” “Was hat dich so beeindruckt?”, frage ich. Er überlegt und erklärt, dass dort viele coole Jugendliche mit einer Anziehungskraft aus dem Glauben waren. “Man merkt schon, ob einer nur oberflächlich ‘möchte gern cool’ oder wirklich überzeugt gläubig ist. Ich hab’ da selber Gott erfahren und entdeckt, bin erstmalig von Ihm berührt worden. Es war das ganze ‘Paket’. Ich habe dort einen Schritt gemacht – (einen großen, merke ich an) – und habe mein Leben Gott übergeben.”

Ob das angehalten hat, frage ich. “Ja innere Umwege gab es natürlich später schon auch. Man wird ja nicht so einfach ein Heiliger. Doch der Grundstein wurde damals in Pöllau gelegt. Ein Jahr später, mit 14, habe ich dort meine Berufung empfangen.”

Wie kann man sich das vorstellen, frage ich neugierig? “Ein Abend ist immer dem Thema Berufung gewidmet. Da stellte ich mir die Frage: ‘Herrgott, ist das auch für mich ein Thema? Die Frage hat mich dann sehr bewegt. Schließlich habe ich mir gesagt: Herrgott, wenn du willst, dann werde ich ein ganz kleiner Priester nur für dich! Dieser Gedanke hat mein Herz vor Freude fast zerspringen lassen! Ich bin im Gras gesessen und habe mich darüber wie ein Einser gefreut,” lächelt er dankbar in der Erinnerung. “Das ist ein besonderes Geschenk, wenn einem so etwas ins Herz fällt und man so davon angesprochen wird. Jeder Gedanke macht innerlich etwas mit uns – vor allem einer, der auf so viel positive Resonanz in dir stößt. Das lässt keinen Zweifel aufkommen.”

In den Jahren darauf wird Rupi dann bei den Jugendtreffen in Pöllau zu einer Schlüsselfigur, ein Mitarbeiter, der überall anpackt, aber auch Feste und mitreißende Theaterstücke über das Leben von Heiligen schreibt und inszeniert.

Doch zurück zur Schulzeit, zunächst in Tamsweg. “Bei uns ist es so Brauch, dass jeder auf die Landwirtschaftsschule geht.” Aber nach nur einem Jahr wechselt er in die Fachschule des Holztechnikums in Kuchl. Sein Zeugnis ist nach diesem Schuljahr so gut, dass die Professoren ihn überreden, von der Fachschule in die HTL zu wechseln.
“Wozu HTL?”, fragt er sich, ich will eh nie studieren. Doch das Argument des Vaters ist überzeugend: “Wenn du in der HTL warst, bist du in der Firma meist in einer höheren Etage, da hast du am Abend noch mehr Kraft, um in der Landwirtschaft noch etwas zu tun.” Don Rupi lacht in Gedanken an den Vater mit seinem unschlagbaren Argument. “Ja, dann bin ich auf die HTL und hab tatsächlich Matura gemacht, obwohl ich das nie gedacht habe, da wir alle eher handwerklich begabt und in der Landwirtschaft tätig sind.”

Die Frage der Berufung war während der Schulzeit nicht so aktuell, da er mit seiner Band “Die jungen Lasaberger”, gegründet 2007, bei Festen und Hochzeiten aufspielt. Außer Gitarre und Harmonika spielt er auch Tenorhorn und macht daneben die Ausbildung zum Kapellmeister. In der Schule macht er nie ein Hehl aus seiner religiösen Überzeugung, egal was Mitschüler darüber denken. “Eines Tages ,” so berichtet ein Freund aus der HTL, “hat er uns über eine Schulstunde lang eine glühende, überzeugende Rede über Liebe, die Liebe Gottes und den sorgsamen Umgang mit Liebe aller Art gehalten. Das war gut so und richtig, nun wussten wir, wie ernst es ihm war.”

Nach der Matura gibt es eine ausgedehnte Maturareise mit Freund Thomas: „Wir wollten eine andere Art von Maturareise machen, etwas richtig cooles. Mit dem Freund hatte ich schon während der Schulzeit viel Blödsinn gemacht,“ erinnert er sich strahlend. Drei Monate dauert die Reise. Sie führt sie zunächst mit einem gemeinsam gekauften Auto durch Ungarn, Rumänien, Bulgarien in die Türkei. Wir wollten Land, Leute und Kultur kennenlernen. Wie Leben die Menschen dort? “ Eine Woche arbeiten sie in der Türkei in der Landwirtschaft mit, zwei auf einer Baustelle in der Türkei, eine weitere auf einer Baustelle in Georgien.
Schließlich verkaufen sie das Auto und fliegen nach Indien: Mumbai, Goa, die historische Stätte Hampi und schließlich Kalkutta. Da verbringen sie den letzten Monat ihrer Reise bei den Mutter-Teresa-Schwestern als freiwillige Helfer im Sterbeheim wie im Männerhospiz und pflegen Menschen mit schlimmen Krankheiten, Infektionen oder die dem Hungertod nahe sind. „Man braucht echt einen Monat, um das Leben dort zu verstehen. Und man benötigt viel Nerven, um das auszuhalten und bei all dem schrecklichen Elend nicht zu verzweifeln,“ erinnert sich Don Rupi. Und: „Auf der Reise war die Frage der Berufung sehr, sehr präsent. Ich habe viel am Grab der Mutter Teresa gebetet. Eigentlich habe ich mich sehr dagegen gewehrt. Es war, wie wenn ein Felsen über meinem Kopf schwebt, der mich zu erdrücken drohte.“ Mit dem Freund gibt es viele Gespräche über Gott und die Welt.  Dann, wenige Tage vor Weihnachten der Gedanke, innerlich ja zu sagen: „Herrgott, wenn du willst, mache ich mich tatsächlich auf den Weg – und plötzlich verschwand, was vorher so drückend und schwer über mir zu schweben schien. Auf einmal war nur mehr blauer Himmel, Freiheit und Frieden,“ erinnert sich Rupert an einen entscheidenden Moment. Ja, Freude und Frieden im Herzen ist, wie ich schon oft gehört habe, ein Zeichen für die Echtheit einer geistigen Erfahrung.
Es folgen neun Monate Zivildienst. Er absolviert ihn bei Pfarrer Roger Ibounigg in Pöllau. Dieser denkt gerne an die neun Monate zurück, obwohl Rupi als richtiger Wirbelwind alles auf den Kopf stellt, er aber hilfsbereit und unkompliziert überall gerne anpackt und für jedes Problem eine Lösung parat hat. Die Mutter freut sich in dieser Zeit schon auf den Herbst, wenn Rupi wieder daheim ist und in der Landwirtschaft mitarbeiten kann. Noch wissen die Eltern ja nichts von der Priesterberufung ihres Sohnes.
Im April hat der Vater Geburtstag. Eine Gelegenheit für den nun 20-jährigen Rupi, das Thema Priester und Theologiestudium anzuschneiden. Also schenkt er jedem Familienmitglied ein Glas Sekt ein… „Ich möchte euch etwas sagen: Ich möchte Priester werden!“ Und die Reaktionen? „Ganz unterschiedlich: Die Mutter hat geweint, der Vater ist verstummt und die Großmutter hat in die Hände geklatscht. Die hat sich gefreut!“ Heute noch muss er über das Spektrum der Reaktionen schmunzeln.
Am 3. Oktober 2011 beginnt Rupert mit dem Theologiestudium in Heiligenkreuz, wo er zwei Jahre studiert. Untergebracht war er in Mödling bei der Familie Schmalzbauer, Gründer der „Gemeinschaft Immaculata“, die sehr in der Familienarbeit engagiert ist und das Jungfamilientreffen ins Leben gerufen hat. „Habe dort viel über Familienpastoral erfahren, wie man Familien  dienen und helfen und  sich für sie einsetzen  kann. Das war ein großer Schatz neben dem Studium.“
Ein „Ableger“ dieser Gemeinschaft sind die „Helden für IHN“, Jugendliche, die sich mehrmals jährlich treffen, um Abenteuer zu erleben, vor allem aber auch ihre Sehnsucht nach einer lebendigen Gottesbeziehung zu stillen versuchen. Da trifft man sich in Berghütten, in Höhlen, auf Wallfahrten oder Radtouren…  Klarerweise eine Sache für Rupi. Er führt Aufnahmeprüfungen für die Helden ein, wie einer von ihnen erzählt: „z.B.  barfuß durch Kuhfladen gehen, durch Socken trinken (von anderen bereits getragene, natürlich), jemandem die Füße rasieren…“ Trotz dieser Hürden wächst die Zahl der Helden stetig.
 Nach zwei Jahren in Heiligenkreuz sucht Rupert neue Herausforderungen. Eine renommierte katholische Hochschule in Florida lockt. Das Schulgeld: 17.000 Euro für ein Semester. Da stellt sich die Frage: „Kaufe ich mir eine neue Harmonika oder mache ich ein Auslandsemester? Die Harmonika habe ich ewig, das Semester geht schnell vorbei.“ Also stirbt die Floridaidee eines frühen Todes.
Statt nach Florida geht es ins ITI, das „International Theological Institute“ in Trumau bei Baden. „Ich war aber gar nicht auf dem Niveau des ITI. Dort war ja alles auf Englisch, alle Quellentexte, die Kirchenväter… Und ich war kein Sprachentalent,“ meint Rupi und erzählt heiter: „Nach der ersten Prüfung hat mich der Professor gefragt: ,Did you understand anything in class?’ (Haben Sie irgendetwas im Unterricht verstanden?) Ich habe mich zwar bemüht, aber war eben nicht auf gleichem Level.“ Wir müssen beide lachen über die Situation damals. Aber er beißt sich durch. Nach dem 3. Semester schafft er es endlich. „Doch durch die permanente Überforderung habe ich auch viel gelernt. Das hat schon Frucht getragen.“ Zwischendurch, immer unternehmungslustig und kreativ, geht er mit Kommillitonen bei den Studentinnen fensterln. 2016 ist die Sponsion. Master Rupert Santner ist nun 26, Master der Theologie. Immer noch steht die Frage im Raum: Wohin führt ihn der Herr? Auf welchen Platz? Bald wird ihm klar: Sein Platz ist im Priesterseminar in Salzburg.
Als Seminarist beginnt er am 1. März 2016. Da der Salzburger Erzbischof von der Qualität und den Schwerpunkten des ITI sehr angetan ist, bittet er Rupi, ein Doktoratsstudium zu machen und vermittelt dem jungen Seminaristen auch einen Doktorvater. Also beginnt ein Doktoratsstudium an der Uni Innsbruck im Fach Systematische Theologie. Das anspruchsvolle Dissertationsthema: Verhältnis der Vernunft zur Freiheit im Akt des Glaubens bei Thomas v. Aquin und John Henry Newman.
Dann ein interessantes Erlebnis ,das die Führung des Herrn verdeutlicht: „Ich habe die Homepage der  Erzdiözese gelesen, da ging es über Strukturreformen. Einen Tag später denke ich: Strukturreform hin oder her, aber wenn wir keine Berufungen zum Priester haben blutet die Kirche aus. Du kannst die Strukturen reformieren, soviel du willst, aber ohne den Herrn gegenwärtig in der Eucharistie, ohne die Sakramente…“ Ja, was wird dann aus der Kirche?
„Und da hat sich die Idee in meinem Kopf gebildet, eine Gebetsinitiative für Priesterberufungen zu starten.“ Er beschließt,  Erzbischof Franz Lackner zu fragen, ob er so etwas starten darf. Aber sein geistlicher Begleiter rät ihm davon ab. Lieber zuerst das Studium beenden. Doch Gott hat anderes vor: Am nächsten Tag bittet ein im Befreiungsdienst wirkender Freund Rupi für einen Priester, der für Berufungen zuständig war, zu beten. Ein Bischof hätte ihn darum gebeten. Diese Bitte eines Bischofs bestärkt den Seminaristen Rupi in der Überzeugung, es sei doch Gottes Wille, für Berufungen zu beten. Und dann sagt ihm noch ein Freund: „Du weißt jetzt, wo du anfangen musst: Für Priester, für das Heil ihrer Seele, für ihre Befreiung  zu beten, damit sie wirklich wirken können.“ Und so beginnt er gemeinsam mit Freund Dominik, sich für geistliche Berufungen einzusetzen.
Das Medienprojekt „Priesterforum.net“ wird von den Freunden neu belebt und als Videokampagne gestartet. Die Berufungspastoral der Erzdiözese holt ihn daraufhin in ihr Team. Und so ist Rupert der erste Seminarist, der eine Anstellung bei der Diözese bekommt. Zahlreiche Berufungs-Einkehrtage ergeben sich daraus. „Für mich war es auch wichtig zu sehen, dass ich da hingehöre, dass meine Talente hier gefragt sind und ich sie hier einbringen kann. Es war nun auch der Auftrag des Erzbischofs, nicht nur meine eigenen Idee.“ Die Berufungswochenenden sind sehr gesegnet. Mehrere Priester Berufungen sind bereits daraus hervorgegangen.
Eines Abends sitzt er nach einer Klausur mit Freunden zusammen und singt einige Lieder, die er selber komponiert und schreibt. „Du solltest unbedingt eine CD mit deinen Liedern aufnehmen,“ meint Dominik. Eine Woche später wird er gebeten das Hochschulfest mit Schuachblattln, Volkstänzen, Lieder in Heiligenkreuz zugestalten. „Ja mach’ ma a CD?“, meint Rupi scherzhaft. Doch aus diesen beiden Anstößen entsteht bei ihm die Idee, das Berufungsthema mit Musik zu vereinen: der Vocation Music Award  (www.vocation-music-award.com) ist geboren.
Wie das funktioniert? Das Thema Berufung wird über die digitalen Medien ausgeschrieben: Die jungen Leute schicken in Form eines einfachen Handy-Videos Musik ein, die sie selbst geschrieben haben. Es können auch Texte sein die dann vertont werden. Die Jury bewertet die einzelnen Lieder. Die besten werden zum Finale eingeladen. Für den Sieger winkt eine CD-Produktion, ein Musikvideo seines Liedes und 2000€ Preisgeld. So entsteht 2019 der erste Vocation Music Award in Österreich mit 68 Einsendungen und einem krönenden Abschluss mit Siegerehrung beim Key2Life Festival. Eine CD mit den 12 besten Liedern  wird aufgenommen. Die Idee ist schon weiter gegangen: 2021 hat nun der Vocation Music Award  in Irland, aber auch in England, Litauen, Deutschland und Österreich stattgefunden. Den Auftrag dazu, das Anliegen international zu verbreiten, bekam er vom Konsistorium der Erzdiözese. „Trotz des schwierigen Corona-Jahres war das Projekt sehr gesegnet,“ freut er sich. Via Social Media und Live-Übertragungen der Finalshows wurden solcherart Tausende junge Menschen erreicht und mit diesem Themenkomplex konfrontiert. Allein aus Deutschland wurden über 100 Lieder zu dem Thema eingesandt.
Wem fällt da nicht auf, dass der Synodale Weg in Deutschland gerade das Gegenteil anpeilt: nämlich, dass Berufung und Priestertum gar kein Thema ist, während die Initiative des Vocation Musical Award im letzten Jahr über 300.000 junge Menschen angesprochen hat. Nicht wenige junge Leute wirken in ihrer persönlichen Berufung bestärkt. Was hat Gott für einen Plan mit mir, worum geht es in meinem Leben, wo ist mein Platz? Rupert hat die Erfahrung gemacht, dass dies brennende Fragen für Jugendliche sind: Den Plan Gottes erkennen, Seinen Ruf hören, oft nur leise, unaufdringlich. Denn eine Berufung kann man nicht machen, man kann ihr nur folgen, sie reifen lassen.
Gibt es erkennbare Erfolge? „Das ist schwer zu sagen, aber  im Herbst 2019 sind 13 Seminaristen ins Priesterseminar in Wien eingetreten. Seit 30 Jahren ein Rekord,“ lautet die Antwort. „Aber das alles ist nicht mein Verdienst. Trotz meiner Schwachheit führt mich der Herr und macht etwas Großes daraus,“ betont Doon Rupi, der am 29. Juni 2021 von Erzbischof Franz Lackner im Dom zu Salzburg zum Priester geweiht wird.
Seit September ist er nun Kaplan in St.Johann in Tirol und muss sich anderen pastoralen Anliegen zuwenden. Daher übergibt er die Leitung des VMA in andere Hände, bleibt aber dessen geistlicher Begleiter. Über seinen Dienst in der Pfarre sagt er: „Das ist wahnsinnig schön, was da in einer Pfarre entstehen darf.“
Wie er seinen Weg sieht? „Auf Gottes Führung, auf seine Vorsehung zu vertrauen, trotz menschlicher Schwächen, unzureichender Kräfte, ist der Weg, den ich weiter beschreiten möchte. Es ist der Weg des Glaubens, der uns das Ziel noch nicht sehen lässt, aber den kleinen Wegweisern folgt. Die Vision ist für mich Berufungen, die Jugend zu unterstützen und zu begleiten und in sie zu investieren und für Priester zu beten.“ 248 Videoclips mit 20 Gästen zu den Themen Berufung, Finden der Berufung, Priestertum sollen dabei helfen. „Wenn der Herrgott will, tun sich Türen auf, bei denen man sich sonst die Zähne ausbeißen würde, ohne Erfolg. Er macht zur passenden Zeit, die passenden Türen auf.“
Bei seiner Diakonweihe 2020 wählte er die Bibelstelle „Bindet den Esel los, der Herr braucht ihn.“ (Lk 19,30) Rupert möchte als Esel Jesus zu den Menschen tragen, nicht unbedingt große Dinge vollbringen. Doch bei all den Initiativen, Projekten und Ideen, die er hat – zu viele über sie aufzuzählen – sehen da viele in ihm nicht den Esel, eher einen feurigen Mustang im Dienste des Herrn.
Übrigens ist er, obwohl erst frisch geweiht, in den Salzburger Priesterrat gewählt worden. „Soviel Zuspruch und Vertrauen, das wundert mich wirklich.“ Aber es freut ihn natürlich.
Wie hat sich seine Beziehung zu Gott im Laufe der Zeit verändert? „Am Anfang hat sie immer wieder auf Kosten eines Projekts gelitten. Einige Jahre bin ich nach zwei Wochen Pöllau nach Hause gefahren und hatte nur eine halbe Stunde Anbetung und zweimal ein Gesätzchen Rosenkranz als Gebetszeit vorzuweisen, weil ich dauernd von früh bis spät im Einsatz war. Da hat das Gebet gelitten, auch wenn ich voll  erfüllt war. Nun mache ich schön langsam Fortschritte im kontemplativen Leben – bin darin kein Superstar: Die Stunde Anbetung, der Rosenkranz, die Stille, das Stundengebet, das ist jetzt mein Fundament, eine Bereicherung  in meiner Beziehung zum Herrn. “
In einem Café in Salzburg – Rupi hat seine Gitarre mitgenommen und spielt uns eines seiner Lieder vor – beenden wir unser Treffen. Er legt uns noch einmal ins Herz: „Auf Gott wirklich zu hören, diese Bekehrung braucht es in der Kirche. Wenn wir das zulassen, was Er uns ins Herz legt, was Er uns Menschen an Führung gibt, dann wird Heil geschehen. Wir müssen uns klar machen: Entweder ist Gott wirklich in unserem Leben oder er ist es nichg. Wenn wir nicht ernst nehmen, was Er schenkt, können wir z’ampacken.“

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