Die Heilsgeschichte berühren und von ihr berührt werden
Wer sich für das Buch der Bücher, die Bibel, interessiert, ist zurzeit im Pfarrsaal von Schönenberg ZH an der richtigen Adresse
Wer sich für das Buch der Bücher, die Bibel, interessiert, ist zurzeit im Pfarrsaal von Schönenberg ZH an der richtigen Adresse. Hier können Interessierte die Bibel anschauen, lesen und erleben; dies ermöglicht eine neu konzipierte Bibelausstellung.
Wer die Bibelausstellung betritt, erfährt als Erstes, dass die Bibel nicht einfach ein Buch ist, sondern eine ganze Bibliothek. Ein Bücherregal mit den verschiedenen Büchern zeigt dies anschaulich auf. Das Regal wurde von einer Ukrainerin gefertigt, die vor dem Krieg in die Schweiz geflüchtet ist. Dieser Aktualitätsbezug zieht sich durch die ganze Ausstellung. “Die Menschen sollen sich mit den Büchern der Bibel auseinandersetzen und sich fragen: ‘Was hat das mit mir heute zu tun?'”, erklärt Mike Qerkini, Vikar der Pfarrei Hirzel-Schönenberg-Hütten. Er gehört zum Team, das die Bibelausstellung neu konzipiert hat.
Die “alte” Bibelausstellung des Katholischen Bibelwerks landete bei Bernhard Koch von der Pfarrei St. Theodul in Littau-Luzern. Er wollte ihr neues Leben einhauchen, sie moderner gestalten, deshalb bat er Romina Monferrini, ein Team zusammenzustellen. So kam Mike Qerkini dazu. Schnell war klar, dass es nicht einfach darum gehen konnte, verschiedene Bibeln auszustellen. Sie entschieden sich dafür, nicht die Bücher der Bibel in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die in ihnen enthaltene Heilsgeschichte.
Mit biblischen Personen durch die Heilsgeschichte
“Wir können in der Ausstellung nicht die ganz Theologie vermitteln. So erzählen wir in einfachen Worten die wichtigsten Ereignisse der Heilsgeschichte.” Verschiedene Banner vermitteln Aussagen, Ereignisse und Inhalte der Bücher. Immer wieder gibt es auch Anregungen. Für die Kinder gibt es spezielle Banner, die sogenannten “Kids Corner”, auf denen die Heilsgeschichte in einer noch einfacheren Sprache festgehalten wird. “Auch die Erwachsenen lesen gerne die Texte der ‘Kids Corner'”, erzählt Mike Qerkini schmunzelnd.
Von der Schöpfung (“Verankert im Chaos”) über Noah (“Nach mir die Sintflut” / “Neuanfang”), Abraham (“Sehnsucht” / “Hoffen und Vertrauen”), Mose “Befreiung” / “Freiheit und Identität”) und David (“Macht, Schuld und Leid”) gelangen die Besucher zum Neuen Testament. Anhand der Evangelien wird hier von Jesus als Lehrer und seiner frohen Botschaft erzählt. Aber auch von ihm als Sohn Gottes und seinem Auftrag an uns. Hier können die Besucherinnen und Besucher selbst Stellung nehmen zur Frage: Wer ist Jesus für dich? Ein Lehrer? Freund? Retter? Historische Figur? Fiktive Figur? Versager?
Mehr als nur Texte
Die Bibel kann aber auch mit den Sinnen erschlossen werden. In einem echten Beduinenzelt erleben die Besucherinnen und Besucher, wie die Menschen damals gelebt haben. “Wenn man im Zelt sitzt, kann man sich gut vorstellen, wie Abraham mit seinen Besuchern zusammensass und sie Sara im Zelteingang lachen hörten”, erzählt Mike Qerkini und man spürt seine Begeisterung. Zu entdecken gibt es aber auch die Düfte, die in der Bibel vorkommen, oder die Getreidearten. Und natürlich gibt es auch viele Informationen zum Judentum – u. a. ist eine echte Thora-Rolle ausgestellt. Dank QR-Codes können zusätzliche Informationen angehört werden wie z. B. die Geschichte einer Beduinenfamilie oder die Heilsgeschichte aus der Sicht eines Steins (sic!) als Poetry-Slam.
Für die Kinder gibt es einen speziellen Führer durch die Ausstellung mit Texten, Rätseln, Fragen usw. Wer alle Aufgaben löst, erhält am Schluss das Diplom als “Bibelgeschichten-Profi”. Aber auch für die Kleinsten gibt es altersgerechte Möglichkeiten, die Bibel zu erleben.
Und selbstverständlich gibt es auch jede Menge an Bibeln zu bestaunen. Alte Bibeln und neue Bibeln, eine Bibel in Blindenschrift, grosse Bibeln und kleine Bibeln. Die kleinste Bibel, die gezeigt wird, kann man nicht lesen. “Kinder, die ich durch die Ausstellung geführt habe, haben schnell realisiert, dass man die Bibel gar nicht öffnen muss, weil die Bibel selbst eine grosse Kraft in sich hat”, erzählt Vikar Qerkini. Und natürlich gibt es auch “Sekundärliteratur”: Bibelcomics, Bibelrätsel, Basteln mit der Bibel usw.
In Schönenberg endet die Bibelausstellung ganz bewusst mit den Propheten. “Gott hat eine Geschichte mit uns Menschen geschrieben. Die Bibel will jetzt in unserem Leben real werden”, erklärt Mike Qerkini. “Die Propheten als mutige Visionäre können uns Vorbild sein in den Problemen unserer Zeit.”
Die Ausstellung ist eigentlich fertig, aber immer noch im Wandel begriffen. Angedacht sind z. B. Bildschirme, auf denen die Texte in Gebärdensprache vermittelt werden, oder ein Teil, der bewusst die Frauen in der Bibel thematisiert.
Die mobil konzipierte Ausstellung kann überall aufgestellt werden. Wer sich dafür interessiert, kann die Ausstellung mieten. “Die Mindestmietdauer beträgt zwei Wochen, da das Aufstellen selbst viel Zeit in Anspruch nimmt”, erklärt Vikar Qerkini. Er hat alles mit Ehrenamtlichen aufgebaut, die jetzt auch durch die Ausstellung führen. “Ich habe mit drei bis vier Personen gerechnet, zum Schluss waren es fünfzehn”, erzählt er lachend. Es seien nicht alles sogenannte “regelmässige Kirchgänger”, doch die Ausstellung soll gerade Menschen zusammenbringen, damit sie miteinander über die Bibel ins Gespräch kommen.
Die Bibelausstellung in Schönenberg läuft noch bis zum 17. Juni. Geöffnet ist sie täglich von 16 bis 18 Uhr.
Wer sich für die Bibelausstellung interessiert, kann sich an Bernhard Koch von der Pfarrei St. Theodul Littau-Luzern wenden:
bernhard.koch@kathluzern.ch oder 041 229 90 10.
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