Papst leitet Palmsonntags-Messe auf dem Petersplatz
Als wäre nichts gewesen, hat Franziskus am Palmsonntag der Messfeier auf dem Petersplatz vorgestanden. Dabei ist der Papst erst 24 Stunden zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden
Quelle
Palmsonntag: Die Predigt von Papst Franziskus – Vatican News
Wortlaut: Angelusgebet des Papstes – Vatican News
Papst Franziskus feiert Palmsonntags-Liturgie einen Tag nach Rückkehr aus Krankenhaus (catholicnewsagency.com)
Heilige Woche 2023 (vatican.va)
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Bedeckt war der römische Himmel, als Franziskus morgens im Papamobil auf der Piazza San Pietro vorfuhr. Vom Obelisken aus segnete er mit ernstem Gesicht Palmzweige; Kardinäle in roten Messgewändern, Palmzweige in Händen, zogen in feierlicher Prozession zum Hauptaltar, um an den Einzug Jesu in Jerusalem zu erinnern.
Noch vor kurzem hatte es nicht danach ausgesehen, dass der Papst an den Liturgien der Kar- und Ostertage würde teilnehmen können. Wegen einer infektiösen Bronchitis war er am Mittwoch in die römische Gemelli-Klinik eingeliefert worden; doch mit Antibiotika bekam er die Sache offenbar bald in den Griff. Am Samstagmorgen kehrte Franziskus also rechtzeitig zur “Settimana Santa” in den Vatikan zurück. Die lange Messfeier auf dem Petersplatz stand er offenbar gut durch, auch wenn er geschwächt wirkte; er leitete die Liturgie, Hauptzelebrant war der argentinische Kurienkardinal Leonardo Sandri.
Palmprozession über den Petersplatz
Über 50.000 Menschen nahmen an der Eucharistie teil. Auf der Via della Conciliazione, die zum Petersplatz führt, verteilten katholische Pfadfinder gegen Spenden kleine Büschel von Palmzweigen. Von der mittleren Loggia des Petersdoms hing ein Teppich mit Papstwappen herab; in vielen Sprachen wurden Fürbitten verlesen, etwa auf Hindi oder Chinesisch, allerdings nicht auf Deutsch. Drei Geistliche trugen die Passionsgeschichte aus dem Matthäus-Evangelium vor. Bei den Worten “Jesus schrie noch einmal mit lauter Stimme, dann hauchte er den Geist aus” wurde ein Moment der Stille gehalten; viele knieten zum Gebet nieder.
Predigt über die Gottverlassenheit
Franziskus predigte über die Worte Jesu am Kreuz “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” (Mt 27,46). Dieser Schrei des Herrn führe “in die Mitte der Passion Christi, zum Höhepunkt der Leiden, die er ertragen hat, um uns zu retten”. Die körperlichen und seelischen Leiden Jesu berührten uns zutiefst – vor allem seine Gottverlassenheit.
“Er sieht den Himmel verschlossen, er erlebt die bittere Grenze des Lebens, den Schiffbruch der Existenz, den Zusammenbruch jeder Gewissheit: er schreit dieses ‘Warum’ schlechthin. Aber warum? Du, Gott – warum?”
Es gebe nur eine Antwort auf die Frage, warum Jesus in diesen Abgrund der Gottesferne stürzen musste: “Für uns”.
“Brüder und Schwestern, das ist kein Spektakel heute”
“Brüder und Schwestern, das ist kein Spektakel heute. Jeder von uns, der von der Verlassenheit Jesu hört, möge sich sagen: Für mich! Diese Verlassenheit, das ist der Preis, den er für mich bezahlt hat. Er hat sich bis zum Äußersten mit jedem von uns solidarisiert, um bis zum Äußersten bei uns zu sein. Er durchlebte die Verlassenheit, um uns nicht als Geiseln der Verzweiflung zurückzulassen und um für immer an unserer Seite zu bleiben. Er hat es für mich getan, für dich, damit es ein bisschen Hoffnung gibt…”
Jesus habe die Gottverlassenheit erlitten, “um in seiner Liebe all unser Fernsein aufzunehmen”, predigte Franziskus.
“So rettet uns der Herr, aus dem Inneren unserer Warum-Fragen. Von dort aus eröffnet er uns die Hoffnung, die nicht enttäuscht. Denn als er am Kreuz die äußerste Verlassenheit erlebt, überlässt er sich nicht der Verzweiflung…, sondern er betet und vertraut. Er schreit sein Warum mit den Worten eines Psalms (22,2) heraus und überlässt sich den Händen des Vaters, auch wenn er das Gefühl hat, dieser sei weit weg (vgl. Lk 23,46)… Hier wird der Abgrund unserer vielen Bosheiten in eine größere Liebe getaucht, so dass all unsere Spaltung in Gemeinschaft verwandelt wird.”
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