Erste Besucher beten am Grab von Benedikt XVI.
Bereits am ersten Vormittag, an dem das Grab von Benedikt XVI. in den Grotten des Petersdoms zugänglich war, hat sich eine Schlange von Pilgern gebildet, die an der schlichten Grabstätte nahe den Gräbern anderer Päpste beten wollten. Ursprünglich waren die sterblichen Überreste von Johannes Paul II. an derselben Stelle beigesetzt worden
Christine Seuss und Salvatore Cernuzio – Vatikanstadt
Eine lange Schlange von Gläubigen wartete bereits an diesem Sonntagmorgen in der Vatikanbasilika auf die Wiedereröffnung der Vatikanischen Grotten, um ab 9 Uhr das Grab von Benedikt XVI. zu besuchen. Einzelne Männer und Frauen, Familien mit Kindern, Ordensschwestern und Priester, von denen viele bereits vom 2. bis 4. Januar dem in der Basilika ausgestellten Leichnam von des ehemaligen Papstes die letzte Ehre erwiesen hatten, warteten in einer Schlange, die am Konfessionsaltar vorbeiging. Von einer seitlich stehenden Säule führt eine Treppe in die Grotten hinab, in der rund 160 Päpste ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Von 7.00 Uhr bis 18.30 Uhr, also während der Öffnungszeiten des Petersdoms, ist die kleine Kapelle unter dem Petersdom, in der auch schon Johannes XXIII. vor seiner Überführung in den Hauptraum der Kirche beigesetzt war, künftig für Besucher zugänglich.
“Er war ein wichtiger Papst, wir hatten das Bedürfnis, heute hier zu sein”
Drei junge Frauen aus Apulien waren die ersten, die den Raum betreten konnten. Praktisch auf den Knien näherten sie sich der schlichten Marmorplatte mit der schwarzen Inschrift “Benedictus PP XVI” und dem sogenannten Christus-Monogramm aus den griechischen Buchstaben X und P, das Christus symbolisiert. Das Grab wird von zwei Blumenvasen flankiert: “Er war ein wichtiger Papst, wir hatten das Bedürfnis, heute hier zu sein”, sagten die Pilgerinnen der kleinen Gruppe von Journalisten, die zur Öffnung der Grabstätte für Besucher in den vatikanischen Grotten anwesend waren. Auf der gegenüberliegenden Seite steht der Sarkophag von Papst Pius XI.
“No photo, just pray!”: diese Mahnung bekam man immer öfter zu hören, je mehr der Besucherstrom anschwoll. Wie bereits bei der Aufbahrung in der Petersbasilika, so zeigten die meisten Besucher ein würdiges Verhalten, schwiegen, machten das Kreuzzeichen oder verneigten sich, um für den Mann zu beten, der acht Jahre lang Papst und fast zehn Jahre lang emeritierter Papst gewesen war. Unter ihnen auch ein Mann aus Warschau, der Benedikt als “einen der wichtigsten Päpste der Geschichte” bezeichnete. Hinter ihm eine Gruppe von Frauen aus der Provinz Venedig, die ihre “Verbundenheit” mit dem Verstorbenen zum Ausdruck bringen wollten: “Benedikt gibt uns Hoffnung”, sagten sie.
An der gleichen Stelle wie Wojtyla
Joseph Ratzinger wurde auf seinen eigenen Wunsch hin an der Stelle begraben, an der sich ursprünglich das Grab von Johannes Paul II. befand. Die sterblichen Überreste Wojtylas wurden 2011, unmittelbar nach seiner Seligsprechung, in die Kapelle San Sebastiano neben Michelangelos Pieta überführt. Die Beisetzung von Benedikt fand im Anschluss an die von Papst Franziskus zelebrierte Beerdigung auf dem Petersplatz statt. Der Zypressensarg, in dem mit Benedikt auch die Urkunde zu seinem Pontifikat, die Münzen, die Pontifikatsmedaillen und das päpstliche Pallium aufbewahrt wurden, ist in einem Zinksarg geborgen, der wiederum in einem weiteren, dritten, Sarg aus Eichenholz gelegt wurde. Mit diesem dreifachen, traditionell Päpsten vorbehaltenen Sarg, wurde Benedikt XVI. schließlich in den Grotten des Petersdoms beigesetzt.
vatican news, 8. Januar 2023
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