Papst: “Die Wurzel des Glaubens liegt in der Pfarrei”
Papst Franziskus hat die Jugend der Katholischen Aktion dazu ermutigt, in ihrem Einsatz für das Gemeindeleben nicht nachzulassen. Er schätze es sehr, wie sie sich um die Pfarreien kümmern würden, sagte er an diesem Samstagmorgen in der Audienzhalle vor einer Delegation von über zweitausend Mitgliedern des Verbandes. Die Erfahrung der Pfarrei war und sei heute noch wichtig und unersetzlich, betonte der Papst
Mario Galgano – Vatikanstadt
Bei der Katholischen Aktion handele es sich um eine Vereinserfahrung, „die sozusagen mit derjenigen der Pfarrgemeinde verflochten ist“. Dies sagte der Papst in seiner Ansprache an die Teilnehmer der Audienz an diesem Samstag im Vatikan. Das Lernen durch die Erfahrung in der Kirche lehre jeden, „wie wir durch die Taufe Brüder und Schwestern sind“; aber auch, „dass wir alle Protagonisten und Verantwortliche sind“; „dass wir unterschiedliche Gaben haben und alle zum Wohl der Gemeinschaft beitragen“; „dass das Leben eine Berufung ist, Jesus nachzufolgen“; „dass der Glaube eine Gabe ist, die man weitergibt, eine Gabe, die man bezeugen muss“, zählte Franziskus auf.
Die Wurzel des Glaubens liege in der Pfarrei, fügte der Papst abweichend vom Redemanuskript in seiner Rede ein:
Pfarrei als Schule des Lebens
Diese Lebensrealitäten würden oft in der Pfarrei und in der Katholischen Aktion erlernt, wiederholte der Papst. Wie viele junge Menschen seien in dieser Schule ausgebildet worden, lobte der Papst das katholische Vereinsleben. Wie viele hätten in der Kirche und in der Gesellschaft, in den verschiedenen Berufen und vor allem als Laien Zeugnis abgelegt, die als Erwachsene und Ältere den als Jugendliche gereiften Lebensweg in der Pfarrei weitergeführt hätten. Dazu der Papst:
„Die Kirche hält keine Ego-Versammlungen ab! Heute ist es leider so, dass der Individualismus, die Abschottung im privaten Bereich oder in kleinen Gruppen, die Tendenz, auf Distanz zu gehen, auch eine Gefahr für die christlichen Gemeinschaften geworden ist. Wenn wir uns selbst überprüfen, sind wir alle ein wenig von dieser egoistischen Kultur beeinflusst. Wir müssen also reagieren, und auch ihr könnt dies tun, indem ihr mit der Arbeit an euch selbst beginnt. Bitte, arbeitet an euch selbst!“
Dann ging er auf die christliche Liebe ein, die auf dem gegenseitigen Ertragen aufbaue: „Wir ertragen einander, wir vergeben einander“, und konnte es sich nicht verkneifen, spontan einen Lieblingsgedanken einzuwerfen:
„Ich möchte hier anknüpfen: Du verstehst mich gut, das sind die Realitäten, die du lebst, sie sind deine Freude, unsere Freude! Und hier bleibe ich bei einem Punkt stehen, der für mich wie die schlimmste Krankheit in einer Pfarrgemeinde ist: das Geschwätz. Das Geplapper, das immer als Mittel zum Aufstieg, zur Beförderung, zur Selbstdarstellung dient: den anderen beschmutzen, damit ich weiterkomme. Bitte, Geschwätz ist nicht christlich, es ist teuflisch, weil es spaltet. Achtung, ihr jungen Leute: Bitte nicht! Überlassen wir das den Jungfern, die das haben werden … [die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lachen, es folgt ein Applaus, Anm. d. Red.]. Sprich niemals über einen anderen. Und wenn du etwas gegen einen anderen hast, dann sag es ihm ins Gesicht, ja ins Gesicht, immer. Manchmal bekommst du einen Schlag [und lacht, Anm. d. Red.], aber du hast die Wahrheit gesagt, du hast es mir mit brüderlicher Nächstenliebe ins Gesicht gesagt. Bitte, versteckte Kritik ist des Teufels. Wenn ihr alle zusammen kritisieren wollt, dann kritisiert untereinander, aber nicht nach außen, gegen euch selbst.“
Gläubig, verantwortungsbewusst und glaubwürdig
Er verlange von den jungen Menschen drei „einfache“ Dinge:
„Seid gläubig, verantwortungsbewusst und glaubwürdig: das wünsche ich euch. Dies könnte auch zu einer Formel, zu einer Redewendung werden. Aber das ist es nicht, denn diese Worte sind in Heiligen, in jungen Heiligen verkörpert! Die Mutter Kirche bietet uns viele von ihnen, denken wir nur an Franziskus und Klara von Assisi, Rosa von Viterbo, Gabriel von der Schmerzhaften Muttergottes, Dominikus Savio, Gemma Galgani, Maria Goretti, Pier Giorgio Frassati, Klara Badano, Carlo Acutis, um nur einige zu nennen. Sie lehren uns, was es bedeutet, Sauerteig zu sein, in der Welt zu sein, aber nicht von der Welt. Pier Giorgio Frassati war ein aktives und begeistertes Mitglied der Katholischen Aktion Italiens, insbesondere der Studentengruppe FUCI, und zeigt, wie man ein glaubwürdiger, verantwortungsbewusster junger Gläubiger sein kann, ein glücklicher, lächelnder Gläubiger. Wehe den jungen Leuten, die ein Gesicht machen, als wären sie auf einer Beerdigung: Sie haben alles verloren.“
Mehr als 2.000 junge Menschen aus ganz Italien kamen zum Nationalen Treffen junger Gemeindeleiter des Jugendsektors der Katholischen Aktion zusammen, das am Freitag, den 28. Oktober, in Rom eröffnet wurde und bis Sonntag, den 30. Oktober, dauert. Das Thema der dreitägigen Veranstaltung lautet „Die Zeichen der Zeit“.
vatican news, 29. Oktober 2022
Schreibe einen Kommentar