Kardinal Jorge Medina Estévez in Chile gestorben

Der emeritierte Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst starb am 3. Oktober im Alter von 94 Jahren in seiner Heimatstadt Santiago de Chile. Als Experte verfolgte er alle Phasen des Zweiten Vatikanischen Konzils, bekleidete verschiedene Ämter in der Römischen Kurie und verkündete als Kardinal-Protodiakon der Welt die Wahl von Benedikt XVI.

Quelle
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Christine Seuss und Gabriella Ceraso – Vatikanstadt

Die Beerdigung des Kardinals findet an diesem Montag um 14.00 Uhr Ortszeit in der Kathedrale von Santiago de Chile statt. Während seiner Laufbahn in der Kurie hatte er zahlreiche wichtige Ämter bekleidet, insbesondere war er Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung sowie Kardinalprotodiakon. In dieser Funktion gab er den Namen des am 19. April 2005 gewählten Benedikt XVI. öffentlich bekannt; bei der Zeremonie zum Beginn seines Pontifikats am 24. April 2005 legte er dem neuen Papst auch das Petruspallium um.

In seinem Beileidstelegramm von diesem Montag erinnerte Franziskus den Kardinal als “aufopferungsvollen Prälaten, der sein Leben jahrelang und mit Treue dem Dienst an Gott und der Gesamtkirche gewidmet hat”. Eigens nannte der Papst dabei dessen Wirken als Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Insbesondere kondolierte er den Familienangehörigen sowie den Gläubigen der Diözesen Rancagua und Valparaíso, wo der Verstorbene vor seinem Dienst am Vatikan Bischof war.

Erste Aufgaben

Kardinal Jorge Arturo Medina Estévez wurde am 23. Dezember 1926 in Santiago de Chile (Chile) geboren. In derselben Stadt schloss er seine Grund- und Sekundarschulausbildung am Liceo Alemán ab und besuchte vor seinem Eintritt in das Priesterseminar die juristische Fakultät der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile, wo er auch den Titel Bachelor of Arts und Bachelor of Biology erwarb.

Die Priesterweihe empfing er am 12. Juni 1954. Im folgenden Jahr schloss er sein Theologiestudium ab und unterrichtete bis 1994 an seiner Alma Mater. Einige Jahre lang war er auch Dekan der Theologischen Fakultät und später Pro-Grosskanzler der Päpstlichen Universität sowie Pönitentiar der Metropolitan-Kathedrale von Santiago und einige Jahre lang Richter am Kirchengerichtshof von Santiago.

1962 wurde er von Papst Johannes XXIII. zum Experten für das Zweite Vatikanische Konzil ernannt. Diese Ernennung ermöglichte es ihm, alle Phasen des Konzils und insbesondere einige seiner Kommissionen, vor allem die theologische, zu verfolgen.

In den folgenden Jahren arbeitete er bis 1992 mit verschiedenen Gremien der Römischen Kurie zusammen. Dazu gehörten die Kommission für die Ausarbeitung des Codex des kanonischen Rechts, die Internationale Theologische Kommission und schliesslich die Redaktionskommission für den Katechismus der Katholischen Kirche von 1987 bis 1992, dem Jahr der Verkündigung des Katechismus. Er war auch Mitglied des Päpstlichen Rates für die Familie und der Kommissionen für Lateinamerika und Ecclesia Dei.

Bischof von Rancagua und Valparaiso

Am 18. Dezember 1984 wurde er zum Titularbischof von Tibili und gleichzeitig zum Weihbischof von Rancagua ernannt. Im folgenden Jahr wurde er am Dreikönigsfest von Johannes Paul II. im Petersdom zum Bischof geweiht. Zwischen 1986 und 1987 war er Apostolischer Administrator der Diözese Rancagua und anschließend Bischof, bevor er 1993 von Johannes Paul II. zum Bischof von Valparaíso ernannt wurde.

Im Jahr 1992 ernannte ihn der Papst zum Generalsekretär der IV. Generalkonferenz des lateinamerikanischen Episkopats, die vom 12. bis 28. Oktober desselben Jahres in Santo Domingo stattfand. 1993 sollte er auf Wunsch von Papst Wojtyla die Exerzitien im Vatikan leiten. Er nahm an den Synodenversammlungen teil und war bei mehreren Gelegenheiten der Sondergesandte des Papstes, unter anderem beim Mexikanischen Nationalen Eucharistischen Kongress in Mexiko-Stadt im Jahr 2000 und beim 20. Internationalen Mariologisch-Marianischen Kongress in Rom im selben Jahr.

Kongregation und Erhebung zum Kardinal

Am 21. Juni 1996 trat er in die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ein. Johannes Paul II. ernannte ihn zunächst zum Propräfekten der Kongregation und zwei Jahre später zum Präfekten des Dikasteriums, ein Amt, das er erst 2002 aufgab. Im Konsistorium vom 21. Februar 1998 wurde Jorge Medina Estévez durch Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben. Am 24. Februar 2005 wurde er zum Proto-Diakon des Kardinalskollegiums ernannt. Er nahm am Konklave vom 18. bis 19. April 2005 als Proto-Kardinaldiakon teil, verkündete den Namen des neu gewählten Papstes Benedikt XVI. und legte diesem bei der Zeremonie zum Beginn seines Pontifikats am 24. April 2005 das Pallium Petri an.

Tätigkeit als Schriftsteller und Auszeichnungen

Kardinal Jorge Medina Estévez hat zahlreiche Publikationen zu Ekklesiologie, Spiritualität und Kirchenrecht verfasst. Für seine Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil erhielt der Kardinal 1996 die Ehrendoktorwürde der Notre Dame University, Indiana. Seine Lehrtätigkeit und seine Veröffentlichungen bilden die Grundlage für die Verleihung des Titels Doctor Scientiae et honoris causa durch die Päpstliche Katholische Universität von Chile. Ausserdem wurde er zum Ehrenkaplan des Souveränen Hospital- und Militärordens des Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta ernannt.

Kardinalskollegium

Nach dem Tod des 94-jährigen Kardinals besteht das Kardinalskollegium nunmehr aus 215 Kardinälen; davon sind 121 Wähler und 94 Nicht-Wähler.

vatican news, 4. Oktober 2021

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