Kardinal Marx bietet Papst Franziskus Amtsverzicht an *UPDATE

Kardinal Reinhard Marx hat Papst Franziskus gebeten, seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen und über seine weitere Verwendung zu entscheiden

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*Oster zu Marx-Rücktrittsangebot: “Das stellt unsere Fragen noch intensiver”

München, 4. Juni 2021 (CNA Deutsch)

Kardinal Reinhard Marx hat Papst Franziskus gebeten, seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen und über seine weitere Verwendung zu entscheiden.

In einem Brief vom 21. Mai an Papst Franziskus legt der 67 Jahre alte Kardinal seine Gründe für diesen Schritt dar, und erklärt:

“Die nächsten Jahre meines Dienstes würde ich gerne verstärkt der Seelsorge widmen und mich einsetzen für eine geistliche Erneuerung der Kirche, wie Sie es ja auch unermüdlich anmahnen.”

Die Erzdiözese veröffentlichte den Brief des Kardinals an den Papst und eine persönliche Erklärung am 4. Juni auf Deutsch, Englisch und Italienisch.

In seiner persönlichen Erklärung gibt der einflussreiche Erzbischof – dem unter anderem Vertuschung von Missbrauch vorgeworfen worden ist – zu, er habe in den vergangenen Monaten immer wieder über einen Amtsverzicht nachgedacht.

Seine Bitte um Annahme des Rücktritts sei eine ganz persönliche Entscheidung. “Ich möchte damit deutlich machen: Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge.”

In einer ersten Reaktion teilte der Nachfolger von Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz, mit, er bedaure den Schritt, könne die Entscheidung von Kardinal Marx jedoch verstehen. Seinem Vorgänger zollte Bischof Georg Bätzing “grossen Respekt”. Bätzing wörtlich: “Kardinal Marx will mit seinem Schritt ein Zeichen setzen und institutionelle Verantwortung persönlich übernehmen”.

Tatsächlich war Marx nicht nur persönlich für seinen Umgang mit Missbrauch in Kritik geraten, sondern hatte sich zuletzt auch vom Vorsitz des heftig umstrittenen “Synodalen Wegs” und anderen Ämtern – etwa im Februar 2020 vom Vorsitz der Bischofskonferenz – zurückgezogen.

Auch auf das Bundesverdienstkreuz, dass ihm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier trotz Kritik von Missbrauchsopfern verleihen wollte, hatte Marx Ende April verzichtet.

Wie CNA Deutsch berichtete, hatten Betroffene sexueller Gewalt in einem Brief an den Bundespräsidenten erklärt: “Es ist uns nicht verständlich, wie Sie Herrn Kardinal Marx das Bundesverdienstkreuz verleihen können, einem Mann, der nach wie vor in der Kritik steht, Fällen sexualisierter Gewalt in seinem früheren Bistum Trier nicht konsequent nachgegangen zu sein und dem man in diesem Zusammenhang Vertuschung vorwirft”.

Der Vorwurf der Vertuschung gegen Marx ist bislang weder geklärt noch ausgeräumt worden. Auch in seinem Brief an Papst Franziskus geht der Kardinal darauf nicht näher ein.

Das Bistum teilte am heutigen 4. Juni mit: Papst Franziskus habe Marx bestätigt, dass das Schreiben nun veröffentlicht werden könne und dass der Kardinal “bis zu einer Entscheidung seinen bischöflichen Dienst weiter ausüben” solle. Demnach behält der deutsche Kardinal auch weiter seinen Sitz im Beratungsgremium des Papsts, dem Kardinalrat, bei.

Aus seiner Sicht sollte der einst als “verbindlich” angekündigte, seit Jahren umstrittene “Synodale Weg” in Deutschland nicht abgebrochen werden, meint Marx, sondern weitergehen. Ähnlich äusserte sich sein Nachfolger Bätzing heute. Der kontroverse Prozess ist in massive Kritik aus Rom und mehreren Bischöfen in aller Welt geraten, und hat auch innerhalb der deutschen Diözesen für Turbulenzen, Kritik und schwere Bedenken gesorgt – bis hin zum Vorwurf des “Missbrauchs von Missbrauch”.

Marx erklärte in der heute veröffentlichten Dokumentation weiter, aus seiner Sicht sei “die katholische Kirche an einem toten Punkt” angekommen. Mit seinem Amtsverzicht könne er vielleicht “ein persönliches Zeichen setzen”.

Ohne weiter auf seine persönliche Verantwortung für den Umgang mit Missbrauch und den umstrittenen “Synodalen Weg” einzugehen, schreibt Marx auch: “Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten”.

Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn, dass es “viel persönliches Versagen und administrative Fehler” gegeben habe, aber “eben auch institutionelles oder systemisches Versagen”.

Nach Erzbischof Stefan Hesse von Hamburg ist Marx der zweite deutsche Ortsbischof, der seinen Rücktritt in der Kirchenkrise angeboten hat. Hesse hat im März den Papst um die sofortige Entbindung von seinen Aufgaben als Erzbischof gebeten: Hintergrund waren die gegen Hesse erhobenen Vertuschungsvorwürfe in Köln vorgestellten Missbrauchsgutachten (CNA Deutsch hat berichtet).

Letztes Update am 4. Juni 2021 um 13:34 Uhr mit weiteren Einzelheiten.

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