„Wer Jesus kennen will, muss das Volk kennen“
Jesus sei für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben, so der Bischof: „Jesus ist Jude. Er stammte von Juden ab und war selbst Jude.“
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D: Als Kaiser Konstantin die Juden erwähnte
Das betont der Linzer Bischof Manfred Scheuer im Vorfeld des kirchlichen Tages des Judentums, das an diesem Sonntag begangen wird. Jesus sei für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben, so der Bischof: „Jesus ist Jude. Er stammte von Juden ab und war selbst Jude.“ Die Christen hätten ihn jedoch über die fast gesamte Tradition hin nur im Gegensatz zum Judentum gesehen, räumt Scheuer in seinem Kathpress vorliegenden Beitrag ein.
Scheuer wörtlich: „Für die Christen war vorwiegend relevant, dass die Juden ihren Messias abgelehnt hatten und er in Folge vernichtet wurde; für die Juden war der Abfall der Jesus-Bewegung und die Vergeltung, die sie zu spüren bekamen, als die christliche Kirche mächtig geworden war, im gleichen Mass entsetzlich.“
Es sei noch längst nicht so weit, dass das Trauma zwischen Juden und Christen geheilt wäre. Aber es sei viel geschehen in der Forschung zu Zeit und Person Jesu und es sei für beide Seiten leichter geworden, Jesus als Juden zu erkennen und anzunehmen. “Wir wissen jetzt genauer und endgültig, dass Jesus von Nazareth nicht nur seiner biologischen Herkunft nach ins jüdische Volk gehört, sondern auch seiner geistigen und religiösen Form nach Jude war und Jude sein wollte”, so der Linzer Bischof. Und er fügt hinzu: „Diese Tatsache muss aber erst tiefer ins christliche Bewusstsein vordringen.“
Verstrickung in Schuldzusammenhänge
Bischof Scheuer ist in der Österreichischen Bischofskonferenz u. a. für die Beziehungen zum Judentum zuständig. Der „Tag des Judentums“ sei für Christen verbunden mit dem Eingedenken in die Verstrickung in Schuldzusammenhänge, so Scheuer. Die jahrhundertelang tradierten antijüdischen Stereotypen in der christlichen Theologie, vor allem die Anklage des Gottesmordes, hätten zum Gefühl der Selbstgerechtigkeit der Christen beigetragen. „Sie trugen bei zu einer Mentalität, die sich vor der notwendigen Solidarität mit den ausgegrenzten und nach und nach auch dem Tod preisgegebenen jüdischen Opfern des nationalsozialistischen Regimes drückte“, räumte der Bischof ein.
Auch wenn es Christinnen und Christen, Ordensleute und Priester gegeben habe, die unter Lebensgefahr jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger retteten, „war das Bewusstsein der Glaubenssolidarität nicht grundlegend vorhanden“.
Die im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) eingeleitete Umkehr im Verhältnis der Kirche zum Judentum sowie die vielen Akzente der Versöhnung, die von den Päpsten Johannes XXIII. bis zu Papst Franziskus auf weltkirchlicher Ebene gesetzt wurden, zeugten hingegen vom „Wunder der Glaubenssolidarität“ zwischen Juden und Christen. Scheuer: „So tragen wir unsere Ehrfurcht vor den Opfern, unseren Schmerz über das bis dahin unausdenkbare Leid, das dem jüdischen Volk angetan wurde und unsere Hoffnung, dass nicht die Täter, sondern die Opfer und deren Würde das letzte Wort in der Geschichte haben, vor Gott, den Richter menschlicher Geschichte, vor.“
kap – mg, 16. Januar 2021
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