Fest der Taufe des Herrn
Gott Vater offenbart seinen Sohn im Heiligen Geist – Fest der Taufe des Herrn A (12.01.2020)
L1: Jes 42,5a.1-4.6-7; L2: Apg 10,34-38; Ev: Mt 3,13-17
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Das Fest der Taufe des Herrn bildet den offiziellen Abschluss der liturgisch gefeierten Weihnachtszeit. Nach diesem Sonntag beginnt wieder die Zeit im Jahreskreis.
Was aber besagt dieser Wechsel im Kirchenjahr? Im Grunde ist es ein Bild für das sich ändernde Lebensalter Christi auf Erden: Das Jesuskind wurde in Bethlehem aus Maria, der Jungfrau, geboren. Die folgende Zeit liegt weithin im Verborgenen.
Das Kind wuchs heran unter der Obhut seiner Mutter Maria und des heiligen Josef. Insgesamt sind es dreissig Jahre, die Jesus im Kreis seiner Familie, seiner Verwandten und der Mitbewohner von Nazareth verbrachte. Kaum jemand ahnte etwas vom Geheimnis seiner Sendung. Nur Maria und Josef waren eingeweiht, und auch ihnen war das Mysterium Jesu vor allem im Glauben zugänglich. Denn der Sohn Gottes hat eine wahre Menschennatur angenommen, und er zeigte sich und lebte als Mensch unter den Menschen, in allem uns gleich ausser der Sünde.
Doch nun kommt es zu jenem denkwürdigen Ereignis der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes! Der Himmel öffnet sich über Jesus, der Heilige Geist schwebt in Gestalt einer Taube über ihm herab, und die Stimme des himmlischen Vaters bezeugt ihn als seinen erwählten und geliebten Sohn. Auf ihn sollen die Menschen hören.
Ja, hier ereignet sich der Einbruch des Göttlichen ins Irdische. Der gewöhnliche Lauf der Geschichte erfährt eine Wendung, mit der niemand in dieser Weise gerechnet hatte. Gott offenbart seinen Gesalbten: den Christus, den Messias!
Wie aber tritt Jesus auf? Ist er der himmlische König, der mit Macht und in Glorie erscheint? Nein, vielmehr ist das göttliche Wort in Demut herabgestiegen zu uns Menschen. Gott wollte sich auf eine Ebene mit uns sündigen Menschen begeben, und so kommt es dazu, dass Jesus sich eingereiht hat in die Gruppe jener Menschen, welche die Busstaufe des Johannes empfangen wollten. Er ist ohne Sünde, und dennoch scheut er sich nicht, die Schuld der Welt stellvertretend auf sich zu nehmen und zu sühnen. Auf diese Weise wird Jesus zum Lamm Gottes.
Nach der Taufe im Jordan beginnt Jesus sein öffentliches Auftreten. Er verkündet das Kommen des Reiches Gottes und lädt ein zu Umkehr und Glaube. Gott schafft Neues: es ist neuer Wein in neuen Schläuchen; das göttliche Leben bricht sich die Bahn, und alle sind eingeladen, durch den Glauben und die heilige Taufe einzutreten in die Gemeinschaft mit dem Erlöser, unserem Herrn Jesus Christus.
So ist der heutige Festtag ein Anlass, sich auch auf die eigene Taufe zu besinnen, die wir in den meisten Fällen schon als Kinder empfangen haben. Das Taufversprechen haben damals unsere Eltern und Paten abgelegt. Wir aber sollen und wollen uns all das zu eigen machen, was der Inhalt des Taufgelübdes ist: Es geht um die entschiedene Abkehr vom Bösen und um die Zuwendung im Glauben zu Gott. Überall, wo dies geschieht, ereignet sich ein Übergang vom Dunkel zum Licht, vom Tod zum Leben, vom Hass zur Liebe, von der Lüge zur Wahrheit. Christus hat uns befreit zum ewigen Leben! Diese Freude ist bereits jetzt unser Anteil.
Gott zeigt sich uns im Heilsgeschehen als ein Gott der Liebe. Er will das Heil aller Menschen. Der eine und einzige Gott lebt und existiert in drei göttlichen Personen. Im Kreuzzeichen bekennen wir uns zu Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Die eine Gottheit lebt in drei Personen; Gott ist in sich selbst eine Gemeinschaft der Liebe und des Lebens. Und eben diese Vollkommenheit Gottes wird auch uns mitgeteilt in der Menschwerdung Gottes und in der Sendung des Heiligen Geistes. Durch die heilige Taufe sind wir gleichsam eingetaucht in das Leben Gottes. Wir haben teil an seiner ewigen Liebe.
Lasst uns daher voll Zuversicht all das Grosse, das wir empfangen haben, im Leben bezeugen und als Geschenk weitergeben an unsere Mitmenschen. Im Grunde des Herzens wartet ein jeder Mensch darauf, das Heil zu empfangen. Wir rufen die Fürbitte der Gottesmutter Maria an, dass sie in ihrer mütterlichen Liebe den Weg bereite für das Kommen des Herrn in die Herzen aller Menschen. Uns alle aber möge Gott einst in der himmlischen Seligkeit vollenden, wo die Freude niemals endet und alle Geretteten das Heil finden.
Amen.
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