Die himmlische Regie
Die himmlische Regie „…und warum trotz massiver Widerstände deutscher Moraltheologen in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die kirchlich Lehre der Empfängnisregelung weltweit nicht gehemmt werden konnte“
Quelle
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Die himmlische Regie „…und warum trotz massiver Widerstände deutscher Moraltheologen in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die kirchlich Lehre der Empfängnisregelung weltweit nicht gehemmt werden konnte.“
Von Elisabeth Rötzer
Köln, kath.net, 10. Mai 2019
Josef Rötzer, Arzt und Pionier der Natürlichen Empfängnisregelung (NER) und Begründer der ersten echten sympto-thermalen Vorgangsweise, hat seit 1951 auf dem Gebiet der NER geforscht. Im Folgenden ein Bericht aus der Biographie von Josef Rötzer aus der Zeit vor dem Erscheinen der Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. (1968), zusammengestellt von Elisabeth Rötzer.
Mein Vater erwähnte immer wieder den Begriff der „himmlischen Regie“. Im Nachdenken über die verschiedenen Ereignisse und Entscheidungen seines Lebens erkannte er, wie sich darin eine lebendige Führung Gottes erwiesen hatte. Mein Vater setzte dann noch mit einem Lächeln hinzu: „Hinter das Regiepult können wir aber nicht schauen“.
Aus dieser Biographie möchte ich heute ein Ereignis herausgreifen, und was Gott daraus gemacht hat. Übertitelt ist dieser Teil mit:
Stürme um das Schiff der Kirche …
Zurück in die Zeit vor Erscheinen der Enzyklika „Humanae vitae“ (1968): Damals war mein Vater an vielen Orten und in verschiedenen Bildungshäusern zu Vorträgen eingeladen worden, zum Teil gemeinsam mit den führenden deutschen Moraltheologen und Vertretern der Katholischen Deutschen Ärzteschaft. Derartige Veranstaltungen waren z.B. im Jänner 1965 im Exerzitienhaus Leitershofen bei Augsburg, oder im Mai 1965 im Haus Altenberg bei Köln. Im Anschluss an diese Ärztetagung wurde am 20. Juli 1965 vom katholischen Zentralinstitut für Ehe- und Familienfragen in Köln ein Gutachten über die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Josef Rötzer verfasst, das die ausgezeichneten theoretisch-wissenschaftliche Kenntnisse in der Problematik der Empfängnisregelung von Rötzer hervorhebt, sowie betont, dass Rötzer durch seine ausgedehnte Beratungstätigkeit eine praktische Erfahrung an einem beachtlich umfangreichen, eigenen Untersuchungsgut vorweisen kann. (Das ausführliche Gutachten liegt in Vöcklabruck vor.) Dieses Gutachten ist auch ein Zeugnis dafür, dass es bei der späteren Ablehnung von Rötzer und der von ihm entwickelten Lehre der Natürlichen Empfängnisregelung (NER) nicht um die wissenschaftliche Arbeit von Rötzer ging, sondern um die Ablehnung der kirchlichen Lehre zur Empfängnisregelung.
Eine für die weitere Entwicklung entscheidende Tagung fand jedoch vom 22. bis 23. Jänner 1966 in Bad Godesberg statt. Dazu der persönliche Bericht meines Vaters:
In Bad Godesberg wurde zuerst in zwei Gruppen diskutiert, und zwar trafen sich im ersten Stock des Hauses die anwesenden Universitätsprofessoren der Gynäkologie und andere Ärzte der Katholischen Deutschen Ärzteschaft, wo ich selber auch anwesend war. Im Arbeitskreis mit den Ärzten war es mir möglich, eine Einigung dahingehend zu erreichen, dass die neuen Möglichkeiten der Zeitwahl lebbar sind, und mein Vorschlag wurde angenommen, dass daher in jeder Pfarre eine besondere Ausbildung in dieser Methode notwendig sei. Am nächsten Tag am Vormittag fand das Plenum statt, in welchem das Übereinkommen der Ärzte von den Moraltheologen abgelehnt und unter Federführung von Prof. Böckle, einem Moraltheologen, die Aussage getroffen wurde, dass eine Aufforderung an das Lehramt zu richten wäre, die Lehre der Kirche in diesem Punkte zu ändern. Man sollte sogar nach Meinung vor allem von Prof. B. die Gläubigen auffordern, die Lehre der Kirche in diesem Punkt überhaupt nicht zu beachten, sondern eigene Wege gehen. Wenn dann alle Ehepaare entgegen der Lehre der Kirche sich verhalten, muss der Papst die Lehre ändern.
Ein entsprechendes Memorandum wurde aufgesetzt und von fast allen Anwesenden auch unterschrieben. Ich verweigerte meine Unterschrift und wurde seit dieser meiner dezidiert geäusserten Meinung von den deutschen Gremien nicht mehr eingeladen.
Und was machte Gott daraus?
Die Möglichkeiten im deutschen Sprachraum, Natürliche Empfängnisregelung zu verbreiten, waren für meinen Vater fast abgeschnitten – nur fast! So konnte mein Vater 1967 einen Artikel in der österreichischen Ärztezeitung veröffentlichen. Gott fügte nun folgendes:
Denn zur selben Zeit suchte das Ehepaar Walter und Ingrid Trobisch, das als evangelisches Missionsehepaar einige Jahre in Kamerun war, im deutsch-sprachigen Raum einen Arzt, der sich mit ähnlichen Problemen beschäftigt, wie sie sie dort mit den Eingeborenen erlebt hatten. Den Eingeborenen war nämlich aufgefallen, dass im Verlauf des Zyklus periodisch mehr Schleim aus der Scheide abgeht. Durch diesen oben erwähnten Artikel nahmen sie mit meinem Vater Kontakt auf und es entstand eine jahrelange intensive und gute Zusammenarbeit in Fragen von Ehe und Familie. 1973 hatte das Ehepaar Trobisch ein übriges Flugticket nach Washington, USA, und gaben es meinem Vater. Diese Tickets waren von der Amerikanischen Stiftung „The Human Life Foundation“, die sich international mit dem Fragenkomplex „Ehe und Familienplanung“ befasste. Bei diesem Treffen im Jahr 1973 wurden die zahlreichen Diskussionsbeiträge meines Vaters vor Ärzten, Gynäkologen und Theologen so positiv aufgenommen, dass er laufend Einladungen nach Übersee erhielt. Ihre Frucht waren zahlreiche, dauerhafte Beziehungen in viele Länder, und die Leitung zahlreicher Ausbildungskurse in der Natürlichen Empfängnisregelung (NER): U.S.A., Neuseeland, Australien, Hongkong, Japan, Taiwan.
Im deutschen Sprachraum war die Tür zu – Gott öffnete das Tor in die Welt!
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