Fastenexerzitien mit Franziskus

Fastenexerzitien mit Franziskus: Der Dichter und der Politiker

Quelle
Vatikan-Aschermittwoch, Hl. Messe
Zur Fastenzeit: Gedanken von Benedikt XVI.
Fastenexerzitien mit Franziskus (Tag 2): Offene Städte schaffen

Fastenexerzitien mit Franziskus: Der Dichter und der Politiker

Ein Dichter und ein Politiker, beide aus Italien, standen im Mittelpunkt der ersten Überlegungen, die bei den diesjährigen Fastenexerzitien in Ariccia zur Sprache kamen. Unter den 66 Gästen aus der römischen Kurie, die in dem Bergnest ausserhalb Roms an den Einkehrtagen teilnehmen, ist auch Papst Franziskus.

Mario Galgano – Vatikanstadt, 11. März 2019

Die Poesie von Mario Luzi (1914-2005) und das politische Gespür von Giorgio La Pira (1904-77) waren die Themen der ersten Meditation des Benediktinerabtes Bernardo Francesco Maria Gianni. Er hält dem Papst und der römischen Kurie die geistlichen Übungen zum Thema „Die Stadt der glühenden Wünsche“. Der Untertitel seiner Meditationsreihe lautet: „Österliche Blicke und Gesten im Leben der Welt“.

Sonntagabend, 25 Kilometer südöstlich von Rom, bei Arricia: Papst Franziskus sass in der vierten Reihe. Er hörte die erste Meditation Giannis, der Abt von San Miniato al Monte in Florenz ist. In Ariccia eröffnete der Benediktiner in der „Casa del Divino Maestro“ – im Haus des Göttlichen Meisters, so heisst es wörtlich übersetzt – die spirituellen Exerzitien zur Fastenzeit.

Zu Beginn las er ein Gedicht von Mario Luzi aus dem Jahr 1997: „Wir sind dafür da“. Die Überlegungen des Abtes begannen in seiner Welt, in seinem Haus, auf dem Hügel über Florenz. Er wohne an einem Ort, „der ein geographischer Gnadenort ist“. Dann stellte er Giorgio La Pira vor, „den heiligen Bürgermeister“. Ausgehend von diesen beiden prominenten Toskanern lud Abt Gianni die Gäste ein, Florenz als Ort zu betrachten, wo „eine Spur zu sehen ist, ein Hinweis darauf, wie Gott die Stadt lebt“.

Stadt der Wüste

Wer eine Stadt wie Florenz – aber das könne auch anderswo sein – betrachte, dem könne die Stadt wie eine Wüste vorkommen, so der Benediktiner. Damit meine er eine „Glaubenswüste“, weil viele Bewohner nicht mehr das „Feuer des Glaubens in ihrer Brust“ hätten.

„Eine Stadt kann aber zurückkehren, zu dem, was sie war. Man muss zum Anzünden des Feuers der Liebe zurückkehren“, riet der Exerzitienmeister den Gästen. Um Gottes Gegenwart zu spüren, bedürfe es der Pflege des Herzens.

Unter Hinweis darauf, dass die Nächstenliebe unter den Menschen, wie Papst Franziskus immer wieder betone, von Christus ausgehe, lud der Abt alle ein, „das Antlitz der Toten und Auferstandenen zu sehen, die unsere Menschheit neu zusammensetzen, auch wenn sie durch die Arbeit des Lebens zersplittert oder von Sünde geprägt ist“. Die sei das „Misericordiae vultus“ – das barmherzige Antlitz Gottes.

Bescheidenes und prophetisches Leben pflegen

Alle gottgeweihten Menschen seien zu „einem einfachen und prophetischen Leben in seiner Einfachheit berufen, in dem der Herr vor den Augen und in den Händen gehalten wird und nichts anderes nötig ist“.

Von Sonntagabend bis Freitag zieht sich die vatikanische Führungsspitze zu geistlichen Vorträgen und Gebeten in ein Ordenshaus hoch über dem Albaner See bei Ariccia südöstlich von Rom zurück.

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