Kritik an Grand-Jury-Bericht von Pennsylvania
US-Journalist kritisiert Grand-Jury-Bericht von Pennsylvania
Er hatte die US-amerikanische Kirche in ihren Grundfesten erschüttert: Doch fünf Monate nach dem Erscheinen des Grand-Jury-Berichtes aus dem Bundesstaat Pennsylvania zum Thema sexueller Missbrauch durch Kleriker hat ein renommierter Journalist einer der zentralen Aussagen des Berichts widersprochen.
Auch mit den eigenen Kollegen geht Peter Steinfels von der katholischen Zeitschrift Commonweal hart ins Gericht: Sie hätten ihre Berichterstattung nur entlang der Zusammenfassungen des Reports aufgezogen, und dabei wichtige Einzelheiten übersehen.
Er selbst hingegen habe alle 1.300 Seiten des Reports aufmerksam gelesen, lässt Steinfels durchblicken. Dabei habe die Grand Jury zwei Anklagepunkte hervorgehoben. Der eine betreffe die „Raubtier-Priester, ihre vielen Opfer und ihre unaussprechlichen Taten.“ Der Beweislage nach sei diese Anklage „schrecklich wahr“.
Doch die zweite Beschuldigung der Grand Jury betreffe die Antwort der Kirchenführer auf den Vorwurf sexuellen Missbrauchs durch Kleriker. „All diese Opfer“, so steht es in dem Bericht, seien „beiseite gewischt“ worden durch eine Kirchenleitung, die es vorgezogen hätte, vor allem die „Täter und ihre Institutionen zu schützen.“ Der renommierte Publizist erkennt eine Verantwortung des Klerus beim Missbrauch und die Verbrechen an Kindern durchaus an. Er beklagt aber, dass im Jury-Bericht keine Unterschiede zwischen den Diözesen und den einzelnen Bischöfen gemacht werde. Alles sei über einen Kamm geschoren worden. „[Meine] Schlussfolgerung ist, dass diese Anschuldigung tatsächlich grob irreführend, unverantwortlich, ungenau und ungerecht ist.“
“Grob irreführend, unverantwortlich, ungenau und ungerecht”
Er sei sich dessen bewusst, dass seine Ergebnisse in Widerspruch zur öffentlichen Wahrnehmung stünden, anerkennt der Journalist, der sich bemüht, in seinem langen Artikel auch die Grenzen einer Grand Jury aufzuzeigen. Er listet ebenso eine Reihe von Schwächen des vorliegenden Reports auf, darunter auch die Entscheidung, einen langen Zeitraum zu betrachten, ohne dafür nötige Unterscheidungen durchzuführen oder das Versagen der Kirche mit dem anderer Institutionen zu vergleichen. Ausserdem werde kein Augenmerk auf die Verbesserungen gelegt, die die Kirche seit Einführung der „Dallas Charta“ im Jahr 2002 erreicht habe. Viele Missbrauchsverbrechen seien erst nach 2002 überhaupt bekannt geworden, so Steinfels. „Wie kann man den Bischöfen vorwerfen, dass sie Verbrechen vertuscht haben, von denen sie nichts wussten?“
Die „üble, unterscheidungslose und aufrührerische Anschuldigung, dass Bischöfe routinemässig Missbrauch gedeckt“ hatten, sei durch die in dem Report aufgeführten Erkenntnisse selbst widerlegt worden, betont der katholische Publizist. Es sei ihm klar, dass die Kirche nunmehr in der Medienberichterstattung einen schweren Stand habe. Doch es nun Aufgabe der Kirchenführer, „nach wie vor bestehende Zweifel daran auszuräumen, dass diese Fehler gründlich untersucht werden und Konsequenzen für diejenigen bringen, die für schuldig befunden werden.
vatican news/kna – cs
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