Ein Kind ist uns geboren
Ein Kind ist uns geboren – Hochfest der Geburt des Herrn (Christmette) C (25.12.2018)
L1: Jes 9,1-6; L2: Tit 2,11-14; Ev: Lk 2,1-14
Gemeinschaft vom Hl. Josef
Homilie von Bischof Vitus in der Heiligen Nacht von Weihnachten
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Es gilt, Weihnachten neu zu entdecken! Wir müssen den christlichen Sinn des Weihnachtsfestes wieder finden und daran unser Leben ausrichten.
Aber ist diese Behauptung, ist dieser Aufruf nicht zu gewagt? Feiert nicht „alle Welt“ Weihnachten? Sehen wir nicht in den Strassen der Städte und auch vieler Ortschaften seit Wochen die beleuchteten Christbäume? Erklingen nicht in den Kaufhäusern und in Radio und Fernsehen längst die Weihnachtslieder? Denken nicht viele zu Weihnachten daran, dass sie Geschenke machen und empfangen wollen? Haben nicht die meisten von uns auch eine Krippe?
Das mag alles richtig sein, und doch ist es erst der Rahmen zu einem Bild, das es zu entdecken gilt. Es ist alles sozusagen eine Einkleidung, eine Ausschmückung dessen, was wir wirklich zu Weihnachten feiern!
Ich wende mich an alle Anwesenden, an Erwachsene, junge Menschen und Kinder: Sie haben eine bewusste Wahl getroffen, weil Sie jetzt die Christmette mitfeiern. Ihnen ist bewusst, dass all das Übrige schön und wichtig ist, besonders die weihnachtliche Feier in der Familie und mit guten Freunden. Einzig entscheidend aber in dieser hochheiligen Nacht ist die Botschaft von Bethlehem: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2,11)
So lautet die frohe Botschaft, welche die Engel den Hirten auf dem Felde verkünden. So lautet auch die gute Nachricht, die uns im Evangelium von der Geburt Christi kundgemacht worden ist! So besingen wir es auch in jenem einzigartigen Lied, das seit 200 Jahren überall in der Welt gesungen wird: „Stille Nacht, heilige Nacht!“ Uns allen ist in der Stadt Davids, die Bethlehem heisst, der Erlöser geboren, Christus der Herr.
Das Geheimnis von Weihnachten hat also mit dem Jesuskind in der Krippe zu tun, mit Maria und Josef, die es mütterlich und väterlich beschützen und in Liebe annehmen; etwas entfernt stehen auch Ochs und Esel: jedenfalls ist es so Tradition geworden und wird in den Krippen auf diese Weise dargestellt. Ja, auch das Übrige hat seinen Platz, wenn es nur das eigentliche Geheimnis des Glaubens nicht verdrängt.
Jenes Licht, welches in der Krippe vom Kind her aufleuchtet, erstrahlt in die Nacht der Menschheit. Ohne dieses Kind wären wir gefangen in Sünde und Tod. Ohne dieses Kind könnten wir uns nicht befreien aus den Fesseln des Egoismus, der Feindschaft und des Hasses. Ohne dieses Kind würden wir nie zueinander finden. Ohne dieses Kind Jesus in der Krippe im Stall zu Bethlehem kann es nicht Weihnachten werden, kann der Weihnachtsfriede nicht in unser Herz einkehren!
Freuen wir uns, wenn wir die Liebe dieses Kindes, das Gott vom Himmel zu uns auf die Erde gesandt hat, entdecken! Machen wir uns auf wie die Hirten und beten wir Christus, den Erlöser an. Öffnen wir ihm unser Herz, und die Freude der Liebe wird uns erfüllen und dazu bewegen, unseren Angehörigen und Freunden Freude zu bereiten. Der Brauch, sich an Weihnachten gegenseitig zu beschenken, erinnert uns daran, dass uns Gott selbst beschenkt hat mit seinem Sohn. Er, der reich war, wurde unseretwillen arm, um uns mit seiner Liebe zu beschenken (vgl. 2 Kor 8,9)!
Wie kann Weihnachten wieder mit christlichem Inhalt erfüllt werden? Wie gelingt es uns, die Bildmitte wieder in den Blick zu kommen und nicht bei der Einrahmung des Festes stehen zu bleiben? Vielleicht sollten wir einfacher werden. Einfachheit bedeutet nicht Verarmung, sondern den Blick für das Wesentliche. Es ist schon viel erreicht, wenn wir zu unterscheiden lernen zwischen dem, was den wirklichen Inhalt des Hochfestes von Weihnachten ausmacht – nämlich der Geburt Christi im Stall zu Bethlehem – und dem, was schmückendes Beiwerk ist.
All das Übrige darf uns freuen, und wir wollen diese Tage in froher Atmosphäre im Kreis der Familien begehen; zentral aber und wirklich wesentlich ist jene Botschaft, dass Gott aus Liebe zu uns Mensch geworden ist, damit wir durch den Glauben an dieses Kind zu Kindern Gottes werden.
Dann öffnet sich der Himmel, und der Friede Gottes erfüllt unser Herz. Die Vollendung aber möge Gott uns schenken im Reich des Himmels, wenn der Herr uns heimholt und uns Anteil gibt an der ewigen Seligkeit der Gottesschau.
Amen.
Schreibe einen Kommentar