Allerseelen

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes – Joh 14,1-6

Quelle

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.
Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich.

Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel

Hl. Ambrosius (um 340-397) – Bischof von Mailand und Kirchenlehrer

Über den Tod seines Bruders Satyrus, 1. Buch, §§ 2–3 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter)

„Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert“ (Joh 11,33)
Was soll ich nun, mein geliebtester Bruder, dich beweinen, der du mir so entrissen wurdest […]? Der Verkehr mit dir ist mir nicht genommen, sondern nur geändert: vorher waren wir leiblich unzertrennlich; jetzt sind wir ungeteilt im Herzen, du bist immer bei mir, du wirst auch stets bei mir bleiben. […] Der Apostel ruft mich zur Besinnung und legt dem Jammer gleichsam Zügel an mit jenen Worten […]: „Wir wollen euch nicht in Ungewissheit lassen hinsichtlich der Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie diejenigen, welche keine Hoffnung haben“ (1 Thess 4,13). […]

Nicht jedes Weinen ist ja Zeichen des Unglaubens oder der Schwäche. Ein anderes ist der Schmerz der Natur, ein anderes das Klagen des Misstrauens […] Hat ja auch nicht bloss der Schmerz, sondern ebenso die Freude Tränen! Die Hingabe an Gott weckt die Tränen, das Gebet lässt sie über das Lager ausströmen nach jenem bekannten Worte des Psalmisten (Ps 6,7). So erhoben auch die Hinterbliebenen ein grosses Klagen, als die Patriarchen bestattet wurden. Also sind die Tränen Zeugen der Ergebenheit, nicht der Anreiz zum Schmerz. Also habe auch ich geweint, ich will es gestehen; aber auch der Herr hat geweint (Joh 11,35). Er beweinte einen Fremden: ich den Bruder. Er beweinte in dem Einen alle, ich werde in allen dich beweinen, mein Bruder!

Der Herr weinte in unserer Natur (unserem Zustand), nicht in der ihm eigenen: denn die Gottheit hat keine Tränen. Er weinte, wie er auch traurig war; er weinte in der Natur, in der er auch gekreuzigt, gestorben und begraben ist […] In der Natur hat er geweint, in welcher er Sion seine Mutter nannte, geboren in Judäa, Fleisch geworden aus der Jungfrau.

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