“Es gibt hier nichts zu beschönigen”!

„Ich schäme mich – auch dafür, dass nachweislich vertuscht wurde“

Quelle
KathTube: – Domradio – Kölner Kardinal Woelki: Wort des Bischofs zum Missbrauchs- und Vertuschungsskandal in unserer Kirche – “Es gibt hier nichts zu beschönigen!
‘Korruption der Lehre zieht immer die Korruption der Moral nach sich’ („Nicht der Klerikalismus, was immer das sein mag, sondern die Abkehr von der Wahrheit und die moralische Zügellosigkeit sind die Wurzeln des Übels.“ )

16. September 2018

„Ich schäme mich – auch dafür, dass nachweislich vertuscht wurde“

Kardinal Woelki zum Missbrauchsskandal: „Bin persönlich zutiefst getroffen, und ich schäme mich an dieser Stelle für meine Kirche. Dafür, dass sie es zugelassen hat … weil man den Ruf der Institution über das Wohl des Einzelnen gestellt hat.“

Köln, kath.net/pek, 16. September 2018

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat in einem Statement unbeschönigt auf den innerkirchlichen Missbrauchs- und Vertuschungsskandal reagiert. Das Statement im Wortlaut:

„Es ist schrecklich. Ich bin katholischer Priester geworden, weil ich den Menschen dienen wollte, weil ich ihnen helfen wollte, einen Weg zu Gott zu finden oder verlässlich auf diesem Weg zu bleiben. Und jetzt das!

Vertreter der Kirche haben Menschen schwersten Schaden zugefügt. Es gibt hier nichts zu beschönigen: Verantwortlich waren Seelsorger, Gott geweihte Menschen, die versprochen haben, Ihr Leben in den Dienst am Nächsten zu stellen. Wer sich aber als Diener Gottes an Menschen schuldig gemacht hat, der hat diese Aufgabe ins Gegenteil verkehrt – ja: pervertiert!

Ich bin persönlich zutiefst getroffen, und ich schäme mich an dieser Stelle für meine Kirche. Dafür, dass sie es zugelassen hat, dass so etwas passieren konnte. Und auch dafür, dass nachweislich vertuscht wurde, weil man den Ruf der Institution über das Wohl des Einzelnen gestellt hat.

Man könnte ja sagen, das wissen wir jetzt leider schon seit einigen Jahren. Auch ich weiss das, aber ich kann mich an diese Meldungen einfach nicht gewöhnen. Es ist zu viel Leid hinter jeder nüchternen Zahl, die man da hört. Hinter jedem Fall steckt das Leben eines Betroffenen, dem ein Schaden durch Mitarbeiter der Kirche zugefügt wurde. Ich habe mit Betroffenen gesprochen, ich kann daher erahnen, was in ihnen vorgeht, aber ganz nachempfinden kann man das von aussen wohl nie. Es reicht aber nicht, persönlich nur betroffen zu sein von all den Tragödien. Ich bin auch Erzbischof von Köln in dieser Zeit, und damit bin ich verantwortlich dafür, dass so etwas nie mehr vorkommt, und ich werde mich auch künftig deshalb mit aller Kraft dafür einsetzen. Gewiss, alle Fachleute sagen, dass man Missbrauch hundertprozentig nie verhindern kann, und die Täter gehen oft äusserst gerissen vor. Aber zumindest müssen wir alles Menschenmögliche tun, damit Taten sofort aufgedeckt, Betroffene geschützt und Täter ihrer gerechten Strafen zugeführt werden.

Aber auch die Kirche selbst muss dafür Busse tun. Zur Busse gehört innere Umkehr. Deshalb sage ich ganz ausdrücklich: Ich dulde in unserem Erzbistum keinerlei Vertuschung! Und wir werden im Erzbistum Köln den bereits beschrittenen Weg der Präventionsarbeit weitergehen, um solche Fälle von Grund auf zu vermeiden.

Vor allem gehört zur Busse, den Betroffenen zu begegnen, sie anzuhören und ihr Leid auszuhalten. Erst dann kann die Kirche selbst auf die Vergebung Gottes hoffen, die wir sonst den Menschen zusprechen. Und erst dann können wir hoffen, dass auch die Betroffenen uns eines Tages – vielleicht – IHRE Vergebung gewähren.

Ihr Rainer Woelki“

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