Angelus vom Petersplatz, 16.9.2018

Angelus: Glaubensbekenntnis darf sich nicht auf Worte beschränken

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Ein auf blosse Formeln reduzierter Glaube ist ein kurzsichtiger Glaube. Daran hat Papst Franziskus am Sonntag beim Angelusgebet erinnert. Gott möchte von den Gläubigen, dass sie „eine persönliche Beziehung zu ihm aufbauen“.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Franziskus ging vom Sonntagsevangeliums (Mk 8,27-35) aus, in dem Jesus die Jünger zunächst fragte, für wen ihn die Menschen halten, und dieselbe Frage dann den Jüngern selbst stellte. Jesus sei nicht an seinem „Image“ bei den Leuten und am Gerede interessiert gewesen, stellte der Papst klar. Er habe auch nicht akzeptiert, dass die Jünger seine Frage „mit vorgefertigten Formeln beantworten und dabei berühmte Persönlichkeiten aus der Heiligen Schrift zitieren, denn ein Glaube, der auf Formeln reduziert ist, ist ein kurzsichtiger Glaube“.

Vielmehr wünsche Gott, dass seine Nachfolger „von gestern und heute mit ihm eine persönliche Beziehung aufbauen und ihn in der Mitte ihres Lebens aufnehmen“. Franziskus forderte die Anwesenden auf, jeder für sich im Stillen die Frage Jesu zu beantworten: Wer bin ich für dich?

“…der verdient den heilsamen Vorwurf Jesu: ,Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen!´”

Dabei könne es durchaus passieren, dass jemand mit Protest, Rebellion und Unverständnis auf den Kreuzestod Jesu reagierte, den dieser seinen Jüngern ankündigte. Der „beschwerliche Weg des leidenden, gedemütigten, verworfenen und gekreuzigten Dieners“ entspreche nicht den weltlichen Erwartungen, sagte der Papst. Wer allerdings diese Reaktion zeige, der verdiene so wie damals Petrus „den heilsamen Vorwurf Jesu: ,Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen´.“

Franziskus warnte auch davor, den Glauben auf blosse Worte zu beschränken. Das Glaubensbekenntnis verlange vielmehr nach einer Bestätigung in der Tat, „durch konkrete Entscheidungen und Gesten, durch ein von der Liebe Gottes geprägtes Leben, durch ein grosses Leben, durch ein Leben mit viel Liebe und Nächstenliebe“.

Ein Applaus für Don Pino Puglisi

Franziskus erinnerte auch kurz an seine Reise vom Samstag nach Palermo zu Ehren des von der Mafia ermordeten Priesters Pino Puglisi. „Don Puglisis Beispiel und Zeugnis erleuchten uns alle weiterhin und bestätigen uns, dass das Gute stärker ist als das Böse, die Liebe ist stärker als der Hass”, sagte der Papst. Er ließ die Pilger und Anwesenden auf dem Petersplatz einen Applaus für diesen Diener Gottes anstimmen, der am 15. September 1993 durch die Hand seiner Mörder starb und bedankte sich bei den Menschen von Sizilien für die Gastfreundschaft.

Nach dem Angelus ließ Franziskus auf dem Petersplatz 40.000 Taschen-Kruzifixe verteilen, also kleine Kreuze mit der Darstellung des Leibes Jesu bei seinem Tod am Karfreitag. „Das Kruzifix ist das Zeichen der Liebe Gottes, der in Jesus sein Leben für uns gegeben hat“, sagte Franziskus und verwies auf das Fest des Heiligen Kreuzes, das die Kirche zwei Tage davor begangen hatte. „Ich lade euch ein, dieses Geschenk anzunehmen und es in eure Häuser, in das Zimmer eurer Kinder oder Großeltern zu bringen…. Es ist kein Schmuckstück, sondern ein religiöses Zeichen für Kontemplation und Gebet. Ich danke den Schwestern, den Armen und den Flüchtlingen, die jetzt dieses kleine, aber feine Geschenk verteilen werden!“ Für die Aktion verantwortlich zeichnete das Päpstliche Almosenamt, 300 Arme und Migranten verteilten die Kruzifixe an die Anwesenden.

Vatican News – gs

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