Papst Benedikt XVI. am Hochfest Mariä Himmelfahrt

Papst Benedikt XVI. am Hochfest Mariä Himmelfahrt: „Das wahre Ziel unserer Pilgerreise auf Erden ist das Paradies“

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Vatikan
Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Libanon in Harissa

Ansprache zum Angelus-Gebet in Castel Gandolfo

Castel Gandolfo, 17. August 2006, zenit.org

Zum Angelus-Gebet am Hochfest Mariä Himmelfahrt bekräftigte Papst Benedikt XVI. am Dienstag vor Tausenden von Pilgern in Castel Gandolfo, dass die Jungfrau Maria „für alle Gläubigen Vorbild und Stütze“ sei. Vor allem erinnere die Mutter Jesu den Menschen daran, worauf es im Letzten ankomme: mit Blick auf den Himmel zu leben. „Wenn man mit einem Herzen lebt, das ständig dem Himmel zugewandt ist, erhalten die irdischen Wirklichkeiten ihren richtigen Stellenwert.“

* * *

Liebe Brüder und Schwestern,

die christliche Tradition hat eines der ältesten und eindrucksvollsten Marienfeste mitten in den Sommer gestellt: das Hochfest Mariä Himmelfahrt. So wie Jesus von den Toten auferstanden ist und zur Rechten des Vaters emporstieg, wurde auch Maria nach dem Ende ihres irdischen Lebens in den Himmel aufgenommen. Die Liturgie ruft uns heute diese tröstende Wahrheit des Glaubens in Erinnerung, indem sie den Lobgesang derer anhebt, die von unvergleichbarer Herrlichkeit gekrönt wurde. „Ein grosses Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne umkleidet, der Mond unter ihren Füssen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen“ (Offb 12,1), so lesen wir heute in jenem Abschnitt der Offenbarung des Johannes, der uns zur Betrachtung anvertraut worden ist. In dieser Frau, die im Licht erstrahlt, erkannten die Kirchenväter Maria. In ihrem Triumph sieht das in der Geschichte pilgernde Christenvolk die Erfüllung seiner Erwartungen und das sichere Zeichen seiner Hoffnung.

Die Jungfrau Maria ist für alle Gläubigen Vorbild und Stütze: Sie ermuntert uns, angesichts der Schwierigkeiten und der unvermeidlichen Probleme des Alltags das Vertrauen nicht zu verlieren. Sie sichert uns ihre Hilfe zu und erinnert uns daran, dass das Wesentliche darin besteht, „was droben ist“ zu suchen und im Sinn zu haben und „nicht das auf Erden“ (vgl. Kol 3,2). Von den alltäglichen Beschäftigungen eingenommen, laufen wir nämlich Gefahr zu meinen, dass hier, in dieser Welt, in der wir uns nur vorübergehend aufhalten, der letzte Sinn der menschlichen Existenz liegt. Das wahre Ziel unserer Pilgerreise auf Erden ist aber das Paradies. Wie anders verliefen doch unsere Tage, wären sie von dieser Perspektive belebt! So war es für die Heiligen. Ihr Leben zeugt davon: Wenn man mit einem Herzen lebt, das ständig dem Himmel zugewandt ist, erhalten die irdischen Wirklichkeiten ihren richtigen Stellenwert, da es die ewige Wahrheit der göttlichen Liebe ist, die sie erleuchtet.

Der Königin des Friedens, die wir in der Herrlichkeit des Himmels betrachten, möchte ich einmal mehr die Sorge der Menschheit für jeden Ort der Welt anvertrauen, an dem Gewalt herrscht. Wir vereinen uns mit unseren Brüdern und Schwestern, die sich in diesem Augenblick im Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Libanon in Harissa zu einer Eucharistiefeier versammeln, der Kardinal Roger Etchegaray vorsteht. Er hat sich als mein Sondergesandter in den Libanon begeben, um allen Opfern des Krieges Trost und konkrete Solidarität zu bringen sowie um für das grosse Anliegen des Friedens zu beten. Wir vereinen uns auch mit den Hirten und Gläubigen der Kirche im Heiligen Land, die sich in der Verkündigungsbasilika in Nazareth um den Päpstlichen Vertreter in Israel und Palästina, Erzbischof Antonio Franco, versammelt haben, um für dieselben Anliegen zu beten. Meine Gedanken gehen auch an die geschätzte Nation Sri Lanka, die von einer Verschärfung des ethnischen Konflikts bedroht ist; an den Irak, wo die erschreckende, tagtäglich länger werdende Blutspur die Perspektiven für Versöhnung und Wiederaufbau in weitere Ferne rücken lässt. Möge Maria für alle Menschen Gefühle des gegenseitigen Verstehens, den Willen zum Einverständnis und die Sehnsucht nach Eintracht erlangen!

[Auf Deutsch sagte der Heilige Vater:]

Einen frohen Gruss richte ich an alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Das Hochfest Mariä Himmelfahrt, das wir heute feiern, zeigt uns die jungfräuliche Gottesmutter Maria, die ganz Erlöste, von ihrem Ursprung her bis hinein in die unverlierbare Gemeinschaft mit dem Auferstandenen. In ihrem Ja zu Gottes Willen ist sie das Vorbild des Glaubens schlechthin; sie ist zugleich unsere mütterliche Fürsprecherin, der wir uns und unsere Sorgen stets anvertrauen dürfen. Der Schutz Mariens begleite euch auf allen Wegen.

[ZENIT-Übersetzung des italienischen Originals; © Copyright 2006 – Libreria Editrice Vaticana]

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