Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse
Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse: Mit „Pro et contra“ von Nikolai P. Poltorazkij zur Polemik um Iljins Ideen (Philosophia Eurasia)
Der russische Philosoph Iwan Iljin (1883-1954) ist im Westen immer noch wenig bekannt, obwohl er im Russland Wladimir Putins eine Renaissance der Rezeption erfahren hat. Er war ein unabhängiger Geist, wurde sechsmal von den Bolschewisten verhaftet, bevor er ausgewiesen wurde, nur um im Berliner Exil in Konflikt mit den Nationalsozialisten zu geraten, vor denen er in die Schweiz fliehen konnte. Er war ein christlicher Denker, der von der Interpretation Hegels ausgehend besonders zur Rechtsphilosophie und politischen Ethik veröffentlichte. Dazu gehört auch seine berühmte Studie Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse (1925), mit der er den Kampf gegen die für die „Tragödie eines Volkes“ (Orlando Figes) verantwortliche kommunistische Ideologie unterstützen wollte und die nun endlich erstmals auf Deutsch erscheint.
Iljin argumentiert gegen die westliche Lehre vom gerechten Krieg, dass Gewaltanwendung manchmal „notwendig“, aber nie „gerecht“ ist. Dennoch kann es gelegentlich sein, dass zu kämpfen der einzige Weg ist, mit dem der Mensch seine Pflicht, dem Bösen zu widerstehen, erfüllen kann. In solchen Fällen muss er es tun. Weil man aber immer wenigstens teilweise verantwortlich ist für die Situation, die Gewalt notwendig machte, muss man verstehen, dass das Handeln zwar notwendig, aber ungerecht ist. Ohne sich vor seiner Verantwortung zu drücken, muss der Kämpfer seiner Schuld ins Auge sehen, weil nur das verhindert, dass der Krieg sein seelisches Gleichgewicht unterminiert. Iljin liefert mit seiner anspruchsvollen Gewaltethik vor allem Christen, die zu unverantwortlicher Selbstaufgabe neigen und einem sentimentalen Pazifismus frönen, der aber nur Verrat an den Schwachen und Teilnahme am Bösen ist, eine über die blosse Selbstverteidigung hinausgehende Begründung für den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse. Iljin hilft durch die Exaktheit seiner Untersuchung, auch heute unter den neuen Bedrohungen das Böse zu erkennen, gegen das tatkräftig aufgetreten werden muss.
Biografie
Adorján F. Kovács, 1958 geboren, hat Medizin, Zahnmedizin und Philosophie in Ulm und Frankfurt am Main studiert. Er hat sich zur regionalen Chemotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren habilitiert und ist Professur für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.
Seine musikalischen Studien wurden früh von seiner Mutter, einer Sopranistin und Pianistin mit Ausbildung an der Franz-Liszt-Musikakademie angeregt; viel verdankt er der regelmässigen Teilnahme an den Kürtener Kompositionsseminaren Karlheinz Stockhausens zwischen 1999 und 2007.
Seit 2008 ist er regelmässig für eine Reihe von Zeitschriften publizistisch tätig. Eine Auswahl seiner Artikel und Essays erschien 2012 unter dem Titel „Deutsche Befindlichkeiten. Eine Umkreisung“, 2016 folgte ein Buch mit politischen Reflexionen anhand moderner Kunst („Der schöne Taumel vor dem Fall. Literatur und Kunst an der Schwelle der Auflösung Europas“).
Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse: Mit „Pro et contra“ von Nikolai P. Poltorazkij zur Polemik um Iljins Ideen (Philosophia Eurasia)
Herausgeber/Vorwort: Adorján Ferenc Kovács
Autor: Iwan Alexandrowitsch Iljin
Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
Verlag: Edition Hagia Sophia; Auflage: Deutsche Erstauflage (1. Januar 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3963210052
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