Lutheraner an Papst: „Wir vertrauen auf deutsche Ortskirche“

Bei der Audienz für eine lutherisch-evangelische Delegation aus Deutschland ging Landesbischof Gerhard Ulrich, der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), auf das Thema des Kommunionempfangs für nicht-katholische Ehepartner ein

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Mario Galgano – Vatikanstadt

Der Papst ging in seiner Rede an die Gäste aus Deutschland nicht explizit auf die Debatte um die geplante Handreichung der katholischen Bischöfe in Deutschland zum Kommunionempfang nicht-katholischer Ehepartner ein. Anders Landesbischof Ulrich: „Aufmerksam und hoffnungsvoll“ verfolge man diesen Schritt pastoraler Ökumene. „Wir vertrauen darauf, dass die deutsche Ortskirche einmütig eine seelsorgerlich umsichtige sowie vor der katholischen Lehre verantwortbare Lösung findet“, so Ulrich in seiner Rede vor dem Papst. Unter seiner Leitung bereist die Delegation des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (LWB) seit Samstag Italien. Am Montag sind weitere Gespräche im Vatikan geplant.

Wir trafen Bischof Ulrich nach der Audienz beim Papst und fragten ihn, wie es beim Papst war:

Ulrich: „Es war nicht nur ein freundliches, sondern ein freundschaftliches Treffen. Ich glaube, dass wir nach dem Jahr 2017, also nach dem Gedenkjahr zur Reformation einen grossen Schritt aufeinander zu gemacht haben, und wir immer mehr das in den Mittelpunkt rücken können, was uns gemeinsam ist. Damit verbunden ist zum einen das Beten, also das gemeinsame Gebet, das uns verbindet. Und dann geht es auch um die Sendung in die Welt. Diese beiden Pole sind in der Audienz sehr deutlich geworden. Ich war nicht überrascht, sondern mehr noch erfreut gewesen, in welch grosser Übereinstimmung wir dieses Gespräch haben führen können.“

VN: Wie würden Sie den derzeitigen ökumenischen Dialog zwischen der lutherischen Kirche und der katholischen Kirche beschreiben? Wo stehen wir heute im gemeinsamen Dialog?

Ulrich: „Ich glaube, dass wir es geschafft haben, in den vergangenen 50 oder 55 Jahren des ökumenischen Dialogs das Trennende und die schmerzlich trennenden Unterschiede weitgehend zu überwinden. Es ist uns gelungen, auch durch den Prozess, den wir ,vom Konflikt zur Gemeinschaft´ genannt haben, einen Weg zu beschreiben, der nicht verleugnet, dass wir unterschiedlich sind, der aber gleichzeitig weiss, dass das Gemeinsame grösser ist. Was uns immer noch trennt, ist, dass wir immer noch die Einladung Jesu an seinen Tisch nicht gemeinsam annehmen können. Das ist eine ständige und bleibende Herausforderung – für uns aus der Perspektive Deutschlands vor allem schmerzlich für die konfessionsverbindenden Ehen, die Ökumene täglich bei sich erleben, die aber auch den Schmerz erleben, dass sie nicht die Gemeinsamkeit am Tisch des Herrn, die Liebe und Gegenwart Jesu gemeinsam feiern können. Da erhoffen wir uns doch noch einen weiteren Schritt neben anderen Schritten, die wir auch noch tun müssen. Wir haben ja verabredet im vergangenen Jahr, dass das Jahr 2017 nicht ein Endpunkt ist, sondern eigentlich ein Anfangspunkt sein muss, für eine weitere theologische Arbeit an den Punkten, die uns wirklich noch schmerzlich trennen. Da geht es um Themen wie das geistliche Amt, die Eucharistie und das Verständnis von Kirche. Da haben wir Differenzen, da unterscheiden wir uns. Aber das Trennende haben wir überwunden. Deswegen können wir nun auch in der Zukunft an die Arbeit gehen an diese drei wirklich schweren theologischen und geistlichen Themen.

VN: Sind diese Themen hier bereits in Rom, im Vatikan, zur Sprache gekommen?

Ulrich: Das wird noch zur Sprache kommen, auch in unseren Gesprächen mit dem päpstlichen Einheitsrat. Das wird zur Sprache kommen auch im Gespräch mit dem Leiter der Glaubenskongregation. Da werden das ansprechen, wie wir da theologisch das Gespräch weiter gestalten können. Wir werden konkrete Verabredungen haben. Da sind wir als lutherischer Weltbund und römisch-katholischer Kirche auf einem guten Weg. Wir als deutsches Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes bieten hier unsere ganz konkrete Hilfe an.“

Besuch bei Sant´Egidio und Reise nach Neapel

Neben Gesprächen im vatikanischen Staatssekretariat und dem für Ökumene zuständigen Einheitsrat sind auch Begegnungen mit der Gemeinschaft Sant’Egidio vorgesehen. Begonnen hatte die Delegation ihre Reise mit einem Gottesdienst am Sonntag in der evangelischen Christuskirche in Rom. Am Dienstag sind unter anderem Treffen mit lutherischen Christen in Neapel sowie Besuche evangelischer Einrichtungen dort vorgesehen.

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