Kommunionstreit
Kommunionstreit: Papst fürchtet „Folgen von deutscher Lösung“
Im Fall eines Alleingangs der deutschen Ortskirche bei der Kommunion für nichtkatholische Ehepartner fürchtet Papst Franziskus negative Auswirkungen auf die katholische Weltkirche. Das sagte Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Glaubenskongregation, der Delegation unter dem evangelisch-lutherischen Landesbischof Gerhard Ulrich, die er am Dienstag im Vatikan empfing.
Glaubenspräfekt erläuterte Hintergründe des Briefes an Kardinal Marx
Der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) unterstrich in einer Mitteilung vom Mittwoch, man habe in der Frage auf „ein positives Ergebnis dieser innerkatholischen Beratung gehofft“, das habe er Ladaria gegenüber auch ausgedrückt. Der Präfekt der Glaubenskongregation habe im Gespräch mit den evangelisch-lutherischen Gästen aus Deutschland die Hintergründe seines Schreibens an Kardinal Reinhard Marx erläutert, das am Montag publik geworden war und bei der Bischofskonferenz für Betretenheit gesorgt hatte. Ladaria habe „auch versucht, uns die Befürchtung des Papstes zu erklären, dass eine solche nationale Lösung negative Auswirkungen auf die katholische Weltkirche haben könnte. Daher betone das Schreiben die Orts- und die Weltebene“, so der Vorsitzende des DNK/LWB.
Landesbischof Ulrich zog positives Fazit zur Papstbegegnung
Am Montag war die Gruppe des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes zur Privataudienz bei Papst Franziskus gewesen. Landesbischof Ulrich zog ein positives Fazit aus seinen Gesprächen im Vatikan: „Für den ökumenischen Weg von Lutheranern und Katholiken weltweit haben wir in den Gesprächen viel Rückenwind erfahren“, zitiert die Mitteilung den Landesbischof. „Wir waren uns einig, dass wir nach 2017 nun die grundlegenden Themen Amt, Eucharistie und Kirche behandeln müssen. Dies sind zentrale Themen für die weitere Annäherung. Sie werden gründlich und eingehend vom Lutherischen Weltbund und Vatikan bearbeitet werden, damit daraus Resultate folgen können, die in der gesamten Welt Wirkung entfalten. Dass solche Fragen nicht übereilt gelöst werden, ist selbstverständlich“, unterstrich Ulrich.
“Es ist abwegig, einen Halbsatz aus Franziskus Rede als Bremssignal für den Fortgang des ökumenischen Dialogs zu werten”
Der Vorsitzende des DNK/LWB widersprach damit der Interpretation, dass Papst Franziskus bei der Audienz des DNK/LWB die lutherisch-katholischen Ökumene bremsen wollte. „Franziskus und ich haben beide betont, dass der Schwung des ökumenischen Reformationsgedenkens unbedingt genutzt werden muss, um weiter voranzuschreiten“, hielt Ulrich fest. Der Papst habe den ökumenischen Weg deutlich bestätigt und sogar davor gewarnt, auf diesem Weg stehenzubleiben.
Lutheraner an Papst: „Wir vertrauen auf deutsche Ortskirche“
„Es ist abwegig, einen Halbsatz aus Franziskus Rede als Bremssignal für den Fortgang des ökumenischen Dialogs zu werten. Diese Interpretation ignoriert den Rest der Rede völlig“, so der Landesbischof der Nordkirche. Bedeutend sei auch, dass Papst Franziskus in seiner Rede keinerlei Hindernisse für die weitere Annäherung benannt habe. „Im Gegenteil, Papst Franziskus hat das Ziel der völligen Überwindung der Divergenzen und die Aufforderung, eine ‚immer konkretere und sichtbarere Einheit untereinander zu erreichen‘ unterstrichen“, hob Ulrich hervor.
Ladaria an Marx: Handreichung „nicht zur Veröffentlichung reif“
In dem Brief an Kardinal Marx schreibt Ladaria, der Papst sei zur Auffassung gekommen, die noch unveröffentlichte Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz („Mit Christus gehen – Der Einheit auf der Spur. Konfessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“) sei „nicht zur Veröffentlichung reif“. Das Thema berühre den Glauben der Kirche und das Kirchenrecht, es sei „von weltkirchlicher Relevanz“ und habe nicht zu unterschätzende „Auswirkungen auf die ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften“.
Der Brief aus der Glaubenskongregation ging auch an die übrigen Bischöfe, die bei einer Unterredung am 3. Mai an der Glaubenskongregation waren: Gerhard Feige, Felix Genn, Rudolf Voderholzer, Karl-Heinz Wiesemann sowie Kardinal Rainer Maria Woelki.
(pm – gs)
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