Jesuit zu Tauziehen um Flüchtlingsschiff: „Ein Skandal“

Den neuen Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in Deutschland, Jesuitenpater Claus Pfuff, macht es geradezu fassungslos, dass es um das Rettungsschiff „Aquarius“ mit 629 Flüchtlingen an Bord ein derartiges Tauziehen zwischen Italien und Malta gegeben hat

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Lange war es ungewiss, ob und wo das Rettungsschiff anlegen könnte, letztlich hat sich Spanien dazu bereit erklärt, den Menschen eine erste Zuflucht zu bieten. Pater Pfuff ist erst seit diesem Montag neuer Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes. Er hat jahrelange Erfahrungen mit Migranten. Unsere Kollegen vom Kölner Domradio haben mit Pater Pfuff gesprochen.

„Für mich ist es ein Skandal, dass wir Menschen in Not – darunter schwangere Frauen und Minderjährige – nicht einmal mehr an Land gehen lassen. Damit ist eine grosse Anfrage an unser Konzept von Europa verbunden: Was heisst es, wenn Menschen in Not nicht mehr geholfen wird? Wohin möchten wir als Europa wirklich steuern? Es ist für mich nicht nur eine Frage dieses einzelnen Schiffes, sondern eine Frage für die Zukunft Europas.“

Was in der Diskussion gerne vergessen werde sei, dass es sich bei den Migranten um Menschen handele, die „eine lange Geschichte hinter sich haben“, so Pfuff.

“Diese Menschen kommen mit einem Trauma hier an”

„Es sind keine Menschen, die mal kurz ans Mittelmeer gereist sind und bei Problemen wissen, spätestens in zwei Tagen kriege ich wieder etwas zu essen, dann klappt die Versorgung wieder. Die Menschen tragen eine grosse Ungewissheit in sich. Sie kommen mit einem Trauma hier an und werden dann noch so schlimmen Erfahrungen ausgesetzt. Ich denke, gerade für solche Menschen ist es ein Horror, nicht zu wissen, was passiert. Und ich denke auch, jeder von uns kann nachvollziehen, wie schlimm es ist, wenn man vor einer Ungewissheit steht, wenn man eine Diagnose erwartet und nicht genau weiss, was mit einem passiert. Mit dieser Ungewissheit so zu spielen, finde ich unverantwortlich.“

“Wir tragen mit Schuld an den Ursachen für die Flucht”

Er plädiere dafür, das Einzelschicksal der Flüchtlinge in den Blick zu nehmen, so Pfuff. Die Menschen kämen schliesslich nicht „auf Urlaub“ nach Europa, sondern würden durch die Not getrieben. „Und man muss natürlich sehen, dass wir an den Ursachen für die Flucht mit Schuld tragen. Durch unsere Lebensführung und den Klimawandel, der entsteht, aber auch durch Waffenexporte.“

domradio – cs

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