D: Kunstwerke von Kardinal Meisner kommen unter den Hammer

Er war ein Kunstliebhaber, aber kein Kunstsammler. Dennoch gibt es im Nachlass von Kardinal Joachim Meisner wertvolle Stücke, die nun versteigert werden. Ein Objekt sorgte für Überraschungen

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D: Nachlass von Kardinal Meisner wird versteigert

Es ist eigentlich eine ganz normale Auktion von Werken alter Meister – und doch nicht alltäglich. Wenn am Mittwoch das Kölner Kunsthaus Lempertz eine seiner jährlich rund 20 Auktionen startet, dann wird dabei auch Kunst aus dem Nachlass des im vergangenen Jahr verstorbenen Kardinals Joachim Meisner aufgerufen. Die wertvollsten Stücke aus seinem Besitz kommen unter den Hammer – darunter ein auf 120.000 bis 160.000 Euro geschätzter Klappaltar aus dem Mittelalter.

Der Kardinal ein umtriebiger Kunsthändler? Das wäre ein falscher Eindruck. Dem früheren Kölner Erzbischof (1933-2017) war vermutlich selbst kaum bewusst, welch materiell wertvolles Schätzchen mit der „Thronenden Muttergottes“ er da hütete. Denn dass die dreiteilige Arbeit dem im 14. Jahrhundert in Florenz tätigen Meister des Tobias (Maestro di Tobia) zuzurechnen ist, hat Lempertz erst für die anstehende Auktion in eigener Recherche herausgefunden. Meisner hatte den Altar nicht erworben. Vielmehr vererbte ihm die 1987 verstorbene und mit ihm befreundete Bildhauerin Hildegard Domizlaff dieses und weitere Kunstwerke.

Sehr überrascht

Meisners Testamentsvollstrecker, der Kölner Monsignore Markus Bosbach, war nach eigenem Bekunden selbst „sehr überrascht“, was da so im Nachlass des Kardinals schlummerte. Domizlaff habe dem früheren Erzbischof die Kunstwerke überlassen, um damit Gutes zu tun, sagte Bosbach dem Kölner domradio. In diesem Sinne habe der Kardinal schon zu Lebzeiten Arbeiten verkauft. Was übrig geblieben ist, wollte er zugunsten der Kardinal-Meisner-Stiftung versteigert wissen. Sie fördert nicht nur die Seelsorge im Erzbistum Köln, sondern auch die Kirche in Mittel-, Ost- und Südeuropa. Ihr fühlte sich Meisner, dessen Familie aus Breslau vertrieben worden war, eng verbunden.

In einer ersten Auktionsrunde stehen rund 30 religiöse und andere Werke zum Kauf, darunter 10 Bilder aus dem 19. Jahrhundert. Zu den hochpreisigsten Arbeiten gehört das Bild „Tor bei einer gotischen Kirche im Mondschein“ von Carl Gustav Carus (1789-1869) mit einem Schätzpreis zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Das Ölgemälde „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ von Franz Anton Maulbertsch aus dem 18. Jahrhundert wird auf 15.000 bis 18.000 Euro taxiert. Aber auch günstigere Gemälde und Skulpturen, die das Jesuskind, die Gottesmutter oder Heilige darstellen und nur vierstellige Schätzwerte aufweisen, sollen den Besitzer wechseln. Mariana Hanstein ist schon seit Jahrzehnten Expertin für Alte Meister bei Lempertz, aber noch nie hat sie eine Auktion mit Werken aus dem Nachlass eines Bischofs erlebt. Sie findet, dass da „ein paar richtig schöne Objekte mit schönen Provenienzen“ dabei sind. Die bisherigen Anfragen zeigten ein grosses Interesse, berichtet sie.

Überwiegend übliche Kunden

Es seien aber überwiegend die üblichen Kunden, die mit den Kunstgegenständen liebäugeln. Vereinzelt meldeten sich aber auch Menschen, die aus ihrer grossen Sympathie für den verstorbenen Kardinal keinen Hehl machen. Die Stunde für Souvenir-Jäger sieht Hanstein vor allem im September gekommen, wenn bei einer weiteren Auktion preiswertere Sachen aus dem Nachlass den Besitzer wechseln sollen. Meisner selbst ging bei Lempertz ein und aus. „Wir kannten den Kardinal gut“, so Hanstein. Er sei aber in den seltensten Fällen gekommen, um Kunst zu kaufen. Vielmehr habe er grosse und kleine Werke bestaunen wollen – und den Austausch mit Gleichgesinnten gesucht.

„Er hat sich für Kunst sehr interessiert“, betont die Expertin. Diese sei ihm ein tiefes Bedürfnis gewesen. So hätte es ohne seinen Impuls auch nicht das Kolumba gegeben, das vor zehn Jahren eröffnete Kunstmuseum des Erzbistums Köln. Weil viele Menschen seinen Kunstsinn kannten, habe Meisner nicht nur von Domizlaff, sondern auch von anderen Menschen immer wieder Kunstwerke geschenkt bekommen. Auch wenn sich der Kardinal kaum in die Bieterschar einreihte, Lempertz verliess er deshalb nicht unbedingt mit leeren Händen. Expertin Hanstein verrät, dass zumindest der eine oder andere Katalog den Weg ins erzbischöfliche Haus fand.

(kna – mg)

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